Research
Der 1508 errichtete Kreuzgang des Zisterzienserinnenklosters von Tänikon mit seinen 22 Rundbogenfenstern wurde in mehreren Etappen mit zahlreichen Glasgemälden ausgestattet. Eine erste Serie datiert in die Jahre 1558/1559. Die meisten dieser rund 20 Scheiben sind vom Zürcher Glasmaler Niklaus Bluntschli signiert. Eine einzelne Scheibe trägt das Monogramm Jos Murers.
Die zweite Serie stammt aus den Jahren 1563–1565 und umfasst mindestens 5 Scheiben. Eine davon trägt das Monogramm des Glasmalers Hans Füchslin. In den Jahren von 1585–1610 wurden weitere 11 Scheiben gestiftet. Nach 1610 gelangten weitere Glasgemälde nach Tänikon, die dort allerdings nicht mehr im Kreuzgang, sondern andernorts zur Aufstellung kamen (u.a. im Refektorium) (Rahn/Nater 1906, S. 17f., 426–439; Boesch, 1943).
Insgesamt 37 Scheiben aus dem Kreuzgang von Tänikon kaufte 1832 Johann Nikolaus Vincent aus Konstanz, in dessen Sammlung sie bis 1891 verblieben. In diesem Jahr verkauften Vincents Erben die Sammlung und heute sind die noch auffindbaren Tänikoner Scheiben auf mehrere Institutionen verteilt (Schweizerisches Nationalmuseum, Historisches Museum Thurgau, Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Musée Ariana Genf, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Museum Heylshof Worms, Historisches Museum Luzern).
Hans Jakob Fleckenstein war Schultheiss von Bremgarten und der Bruder von Euphrosina Fleckenstein (†1607), Konventualin in Tänikon. Seine Gemahlin entstammte der Familie Mutschli aus Bremgarten im Kanton Aargau. Eine 1605 vom Ehepaar Fleckenstein-Mutschli gestiftete Bildscheibe befand sich vormals im Kunsthandel (Lehmann, 1941, 142, Abb. 182). Sein Name steht auch auf dem von ihm 1649 in die Annenkapelle zu Bremgarten gespendeten Glöcklein.
Die Figur der Justitia geht wohl auf eine Vorlage Christoph Murers zurück. Ein 1608 entstandener Scheibenriss Murers mit dem Wappen Escher vom Luchs (1994 im Kunsthandel, Hasler 1996/97, Bd. 2, Abb. 608.2) zeigt dieselbe Figur in identischer Haltung. Da die vorliegende Scheibe von 1600 datiert, müsste eine noch ältere Vorlage als der genannte Riss existiert haben. Bislang konnte aber keine entsprechende Arbeit Murers ausfindig gemacht werden. Die von Paul Boesch vorgeschlagene, nicht weiter begründete Zuschreibung der Scheibe Fleckenstein-Mutschli an Christoph Murer ist jedoch nicht haltbar. Unter den Scheiben aus dem Kloster Tänikon ist sie kompositorisch und stilistisch ein Einzelstück und lässt sich auch nicht eindeutig in das Werk eines im Thurgau tätigen Glasmalers einordnen.
Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1890, Nr. 89.
Heberle, 1891, Nr. 83.
Rahn/Nater, 1906, S. 17f., 426–439, spez. S. 436, Nr. 34.
Boesch, 1936, S. 44, Nr. 39.
Galerie Fischer, 1938, Nr. 312, Abb. Taf. 11.
Boesch, 1943, S. 60, Abb. 55.
Zehnder, 1992, S. 25, 95–105 (Nr. 40).
Dating
1600
Original Donator
Fleckenstein, Jakob · Mutschli, Ursula
Previous Location
Owner
Seit 1956 Historisches Museum Thurgau
Previous Owner
Bis 1891 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz · Seit 1891 Antiquar Bossard, Luzern · Sammlung Sidney, Hampstead-London · 1937 Galerie Fischer, Luzern · Von Kopp, Luzern (bis 1956)
Inventory Number
T 6457