Das Figurenbild mit Abrahams Opfer beruht auf einer druckgraphischen Vorlage, nach der, wie Uta Bergmann aufzeigte (2004, Kat.-Nr. 208, Abb. 208.1), im 17. Jahrhundert mehrere Scheiben gestaltet wurden. Dazu zählen die Scheibe für Hans Jakob Spengler und Hans Martin Hünerwadel in Brunegger Privatbesitz mit dem dazu gehörigen Scheibenriss im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich (Inv. AG 11891; SNM Zürich, Foto 45900), die ebendort vorhandene Monolithscheibe des Ludwig Bürckli aus Zürich von 1623 (Inv. LM 2541; Schneider, 1971, Bd. 2, Nr. 519), die Wappenscheibe des Johann Herwag in der Sammlung Mortimer in New York (SNM Zürich, Foto 5), die Scheibe der Frauenkappeler Wirte Hans Remundt und Jakob Krattiger von 1635 im Musée Ariana in Genf (SNM Zürich, Foto 5363) und die 1675 von Hans Caspar Gallati aus Wil für Abraham Grob und Ursula Loser geschaffene Bildscheibe in Chamer Privatbesitz. Ebenso dazu zu zählen ist eine um 1630 entstandene Bildscheibe im Bernischen Historischen Museum (BE_1585) sowie eine 1627 geschaffene Scheibe im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (FR_103). Die druckgrafische Vorlage geht wohl auf einen zwischen 1534 und 1560 entstandenen Holzschnitt Virgil Solis' (1514–1562) zurück (Virtuelles Kupferstichkabinett). Da auf den Scheiben der Widder jedoch stets an der linken Seite erscheint und nicht rechts wie bei Solis, stützten sich die Glasmaler vermutlich nicht direkt auf Solis' Holzschnitt, sondern auf eine unbekannte, darauf beruhende Vorlage.
Paul Boesch schreibt die Scheibe dem St. Galler Glasmaler Heinrich Guldi zu. Von Heinrich Guldi (geb. 1606), der bei Hans Jakob Nüscheler in Zürich in der Lehre war, ist jedoch keine einzige signierte oder durch Quellen gesicherte Scheibe überliefert. Boesch wies ihm dennoch ein umfangreiches Werk zu, basierend auf der Schreibart der Zahl 1 in den Jahreszahlen mit einem kleinen Kringel (Boesch, 1956, 27–34). Wenn auch von diesen Scheiben sicherlich einige in der gleichen Glasmalerwerkstatt entstanden, lässt sich die Zuschreibung aller an eine einzige Werkstatt nur aufgrund dieses Merkmals nicht vertreten. Ausserdem ist auch Boeschs Identifizierung des betreffenden Glasmalers mit Heinrich Guldi hypothetisch. Der Schöpfer der vorliegenden Scheibe bleibt unbekannt.
Eine im Typus vergleichbare runde Bildscheibe mit alttestamentarischer Darstellung ohne Stifterinschrift und Jahrzahl befindet sich heute im Rathaus Weinfelden (TG_1795). Ein frühes Beispiel einer solchen Bildscheibe mit einem Gleichnis aus dem Neuen Testament, um 1560 entstanden, existiert im Bernischen Historischen Museum (BE_1473).
Die Scheibe wird genannt in:
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer, 1925, S. 33.
Boesch, 1956, S. 31.
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer/Zollikofer, 1966, S. 49, Nr. 10.
Kesselring-Zollikofer/Zollikofer, 2010, S. 121.
Kesselring-Zollikofer, 2017, S. C15, D5 (28, 33).