Lorenz (Laurenz) Zollikofer (1519–1577) war der Sohn Georgs (1492–1539), des Stammvaters der Zollikofer von Altenklingen, und der Bruder Leonharts (1529–1587), der das jetzige Schloss Altenklingen erbaute. Verheiratet war er seit 1544 mit Dorothea von Watt (1523–1603), der einzigen Tochter des bekannten St. Galler Reformators und Humanisten Joachim von Watt, genannt Vadian (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 7/1934, S. 676). Er und seine Frau führten 1547 ihren Sohn Joachim zur Taufe, von dem sich im Schloss Altenklingen eine 1588 datierte, vermutlich aus der Neuzeit stammende Allianzwappenscheibe erhalten hat.
Als Caspar Spengler die Scheibe 1595 in seiner Konstanzer Werkstatt signierte, war Lorenz Zollikofer seit knapp 20 Jahren tot. Man darf deshalb annehmen, dass Lorenz Zollikofers Witwe die Scheibe als Nachstiftung zu dessen Ehren damals bei Spengler in Auftrag gab.
Im Schloss Altenklingen gibt es eine weitere Scheibe mit den Wappen Lorenz Zollikofers und Dorothea von Watts, die ebenfalls das Monogramm Caspar Spenglers trägt, jedoch 1544 datiert ist (TG_173). Diese muss um dieselbe Zeit wie das vorliegende Glasgemälde ebenfalls zum Andenken an Lorenz Zollikofer entstanden sein.
Die zwei genannten Gedenkscheiben unterscheiden sich zwar im Kolorit, Spengler gestaltete sie aber nach der gleichen Vorlage (Rahmenkomposition, Oberbilder, Putten unten). Den beiden in den unteren Ecken auf Amphoren sitzenden Putten begegnet man zudem ein weiteres Mal auf der Scheibe, die Caspar Spengler 1597 für Leonhart Zollikofer anfertigte (TG_162).
Die vorliegende Allianzscheibe befand sich vormals mit rund 60 anderen Schweizerscheiben im Schloss Brougham Hall bei Penrith (Cumberland, England). Diese Scheibensammlung wurde dort 1825 in den Fenstern der Waffenhalle eingesetzt. 1932 gelangte sie durch Victor Henry Peter Brougham, Baron of Brougham and Vaux, zum Verkauf, nachdem dieser sein Vermögen in Monte Carlo verspielt hatte. Durch Vermittlung von Paul Ganz kam die Sammlung damals in die Schweiz zurück, wo die Scheiben in Museen und in Privatbesitz übergingen (Boesch, 1953, S. 97; Ganz, 1935, S. 97f.).
1943 bot J. P. Zwicky das Glasgemälde Herrn Hermann Zollikofer-Gemperle für 650 CHF zum Kauf an. Er berichtet, dass Paul Ganz im Auftrag einer grossen Londoner Firma die Scheibe aus dem Schloss Brougham Hall erworben habe. Zwicky habe sie im Schloss Oberhofen am Thunersee von Ganz kaufen können. Die Scheibe wurde damals bis auf die beiden als Ergänzungen beurteilten Oberbilder (nicht zutreffend) als original eingestuft. Im Auftrag Hermann Zollikofer-Gemperles verfasste Paul Boesch 1943 ein Gutachten, befand sie als echt und empfahl sie zum Kauf. Noch im selben Jahr erwarb der Zollikofer'sche Familienrat die Scheibe (Unterlagen im Staatsarchiv TG. C 0'1, 1/222).
Die Scheibe wird genannt in:
Katalog Wiener Weltausstellung,1873, S. 221, Nr. 17.
Staatsarchiv TG, C 0'1, 1/222.
Boesch, 1956, S. 23.
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer/Zollikofer, 1966, 57, Nr. 1.
Kesselring-Zollikofer/Zollikofer, 2010, 50, 127.