Wilhelm Ruesch oder Rusch, der Büchsenmacher, eröffnete 1609 eine Werkstatt in Freiburg. Er bat die Obrigkeit aus diesem Anlass um eine finanzielle Starthilfe, die ihm nach Präsentation angemessener Bürgen und nach Examen seiner Arbeit gewährt wurde (StAF RM 160, 1609, p. 320 [30.7.1609]. Zu Rusch s. auch Schneider 1976. S. 232). Rusch wurde bei den Schmieden zünftig und wohnte in der Neustadt (StAF Corporations 10.1, fol. 450v. Stadtsachen C no. 137: Liste des habitants du quartier de la Neuveville [2.12.1637]: Wilhelm Rusch, 1 sohn 1 magt.). 1610 arbeitete bei ihm der Büchsenmachergeselle Jakob Meyer von Luzern (StAF RM 161, 1610, p. 359 [25.8.1610] und p. 372 [31.8.1610]). Offenbar war man mit seiner Arbeit zufrieden, denn 1611 erhielt der “Büchsenschmid Wilhelm Rausch” von der Stadt Freiburg ein Fenster mit dem Wappen, 1621 Holz an seinen Bau und 1630 nochmals einen Beitrag an ein Fenster (StAF SR 406, 1611/I, p. 106 und SR 426, 1630/II, p. 28. RM 172, 1621, p. 371 [19.8.1621]). 1626 erstellte er neun Musketen und zwei Doppelhalkenbüchsen zum Preis von insgesamt 345 Pfund (StAF SR 422, 1626/II. p. 25). Noch 1648 erscheint er bzw. sein Geselle in den Ausgaben des Klosters Hauterive (StAF Z 746 Journalier 1648, p. 6). Wilhelm Rusch wird bald darauf gestorben sein (Am 16.6.1649 wird er als verstorben bezeichnet. StAF RM 200, 1649, p. 248). Er war mit Margaretha Bossart verheiratet, mit der er 1615 und 1623 eine Tochter und einen Sohn zur Taufe brachte (StAF Taufbuch IIa 4a, p. 128 und IIa 5a, p. 39. Ruschs Schwester war mit Niklaus Piccand verheiratet. Vgl. RM 160, 1609, p. 401 [26.10.1609]; RM 161, 1610, p. 429 [8.10.1610]). Seine in der Scheibe unerwähnt gebliebene Frau stammte aus Luzern und war eine Tochter Ursula Bossarts, geborener Suter, die sich 1610 und 1612 über seine schlechte Behandlung beschwerte (StAF RM 161, 1610, p. 490 [8.11.1610]; RM 163, 1612, p. 60 [7.2.1612], p. 76 [13.2.1612]. Ursula Suter [†1624] hatte zwei Schwestern: Annili, die in Zürich mit Gerhart Strohmeyer verheiratet war, und Cathrin, deren Tochter Jacobe in Bern mit Beat Hüsler verehelicht war. Vgl. Missivenbuch 38, 1622–1632, p. 309 und 745. Zu den Entgleisungen Margartha Bossarts vgl. Thurnrodel 11, p. 350–351 [13.11.1623] und Thurnrodel 12, p. 90–91, p. 96 und ff. [18./19.2.1627 und ff.]). Die Grossmutter Wilhelm Ruschs war mit Heinrich (Hans?) Purenkönig verheiratet gewesen, gegen den sich der Büchsenmacher ebenfalls sehr unmenschlich verhielt, da er ihn schlug und aus dem Haus verstiess (StAF RM 162, 1612, p. 502–503 [22.10.1612] und p. 515 [26.10.1612]. RM 163, 1612, p. 204 [5.4.1612]). Der offenbar taube Rusch ist über Jahre hinweg als zänkischer, jähzorniger und gewalttätiger Ehemann bezeugt, der seine Frau, die ihm mehrfach zu entfliehen suchte, in Alkoholsucht und Kriminalität trieb (StAF RM 163, 1612, p. 525 [31.10.1612] und p. 534 [8.10.1612]; RM 169, 1618, p. 340 [7.6.1618]; RM 170, 1619, p. 22 [11.1.1619], p. 363 [1.7.1619]). 1633 fiel dem Büchsenmeister beim Übungsschiessen eine Granate aufs Salzhaus, die vor dem Murtentor ein Feuer und Panik auslöste. Da er sich entschuldigte und offenbar kein anderer Meister seines Fachs abrufbar war, entliess man ihn aus dem Gefängnis, belegte ihn jedoch mit einer stattlichen Busse von hundert Pfund (StAF RM 184, 1633, p. 81–82 [24.2.1633], p. 88 [28.2.1633] und p. 91 [1.3.1633]). Bei Ruschs Tod war sein Sohn bereits verstorben und seine Ehefrau, über die das Gerücht umging, sie sei in Trachselwald gehängt worden, blieb verschwunden. Somit ging die Erbschaft an die Ehefrau Johann Tornares, d.h. an die Tochter des Glasers Martin Guidola (vgl. Bergmann 2014. S. 274), obwohl verschiedene Verwandte seiner Ehefrau Bossart, die Bernerin Jacobe Ydt und der Messerschmied Beat Hüsler von Vevey, ebenfalls Anspruch auf das Familiengut erhoben (Zu den Erbstreitigkeiten und dem Schicksal der Ehefrau vgl. StAF RM 200, 1649, p. 320 [27.8.1649], p. 442–443 [16.11.1649], p. 452 [19.11.1649], p. 502 [13.12.1649]; RM 201, 1650, fol. 30v [5.2.1650], fol. 65v [7.3.1650], fol. 67r [8.3.1650], fol. 78v [14.3.1650]).
In der Zeichnung des Löwen und dem Duktus der Inschrift schliesst sich das Wappenscheibchen direkt an die Freiburger Standesscheibe von 1611 (FR_89) an. Es gelangte 1885 aus der Pfarrei La Roche ins Museum. Ob es jedoch ursprünglich aus der Kapelle Notre-Dame-de-Compassion stammt, ist nicht völlig gesichert.