Vor blauem Damastgrund prangt die bekrönte, auf einen unbekannten Wappenschild gesetzte Wappenpyramide Bern-Reich. Sie wird von einem rosa Blattkranz umschlossen.
Wappen Bern, Reich; unbekanntes Wappen (in Blau ein(e) goldene/r Feder/Flügel )?
Keine
Vor blauem Damastgrund prangt die bekrönte, auf einen unbekannten Wappenschild gesetzte Wappenpyramide Bern-Reich. Sie wird von einem rosa Blattkranz umschlossen.
Wappen Bern, Reich; unbekanntes Wappen (in Blau ein(e) goldene/r Feder/Flügel )?
Keine
Ein Sprung und ein Sprungblei; die Verbleiung erneuert.
Restaurierungen
1977 Konrad Vetter, Bern: Neuverbleiung?
Farbiges Glas; hellblaues Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.
Susanna Grogg und Hans Ulrich Gerber (1983) vermuteten, dass die vorliegende Scheibe mit der folgenden im Berner Ratsmanual vom 9. Dezember 1491 erwähnten Stiftung identisch ist: "An vogt von Grassburg, das pfänster zu Alblingen zu bezalen und minen Herren zuzeschriben". Stilistisch lässt sich die Scheibe jedoch kaum ins 15. Jahrhundert datieren, sondern muss wesentlich jünger sein (s. u.). Aussergewöhnlich ist auch das darauf unter der Wappenpyramide Bern-Reich festgehaltene Wappen. In seiner Form erinnert es an dasjenige des Berner Vinzenzenstifts, das in Silber einen grünen Palmwedel zeigt (SAH 1936, S. 25–27). Beim Glasgemälde in Albligen hingegen ist der Wappengrund blau und der darin vorhandene Gegenstand golden tingiert. Bei diesem Gegenstand handelt es sich zudem vermutlich um eine Feder und nicht um einen Palmwedel. Das Wappen der Albliger Scheibe lässt sich deshalb kaum mit demjenigen des 1484 gegründeten und bei der Reformation 1528 wieder aufgelösten St. Vinzenzen Chorherrenstifts zu Bern gleichsetzen. Möglicherweise ist es als das Wappen des Stadtschreibers oder Seckelmeisters deuten.
Heinz Matile (Brief an Pfarrer Grogg in Albligen vom 14.2.1978 in seinen Unterlagen im BHM Bern) identifizierte das erwähnte Wappen bezeichnenderweise nicht und verwies auf die seiner Ansicht nach ähnlich komponierte runde Bernscheibe von 1570 in der Kirche Scherzligen sowie hinsichtlich der Pflanzenmotive in der Umrahmung auf die Von-Mülinen-Scheibe des Jahres 1564 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern Inv. 36358) und die ebendort aufbewahrte, vermutlich von Hans Jakob Hübschi stammende Von-Diesbach-Scheibe von 1565 (BHM Bern, Inv. 23896). Seinen stilistischen Vergleichen ist jedoch nicht zu folgen. Vielmehr spricht die Form der Wappenpyramide und des unsymmetrisch komponierten Blätterkranzes für eine Entstehungszeit der Albliger Rundel vor oder um 1530. Den mit Schwarzlot dick auf den Grund gezeichneten Rankendamast finden wir mehrmals auf Hans Funk zugeschriebenen Scheiben exakt wieder, beispielsweise auf einer verschollenen Berner Ämterscheibe der Zeit vor 1535 (SNM Zürich, Foto 9592; Matile 1965/66, S. 42; Bergmann 2014, Abb. Kat.-Nr. 30.1), auf einer weiteren von 1534 in unbekanntem Besitz (1979 bei Sibyll Kummer; SNM Zürich, Foto 104641; Bergmann 2014, Abb. Kat.-Nr. 30.2) sowie auf der Wappenscheibe des Zisterzienserordens von 1536 im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg (MAHF, Inv.-Nr. 3477; Bergmann 2014, Kat.-Nr. 39). Das wenig geschwungene, altmodischere Reichswappen der Scheibe in Albligen dürfte wohl für eine leicht frühere Entstehung vor 1530 sprechen.
Fraglich bleibt auch der ursprüngliche Standort der Scheibe. Laut Thormann/von Mülinen (1896)besass die Kirche St. Peter und Paul in Albligen zu ihrer Zeit keine alten Glasgemälde. Die vorliegende Scheibe wird auch in den Beschreibungen Lohners und Rahns (1883) nicht erwähnt. Ebenso wenig wird sie in Hans Lehmanns Abhandlung zur Berner Glasmalerei berücksichtigt. Sollte diese Bernscheibe tatsächlich in die alte Kapelle St. Peter und Paul in Albligen gestiftet worden sein, dann wäre sie demnach 1822/23 kaum direkt in die damals neu errichtete Kirche übernommen worden. Vielmehr müsste sie beim Abbruch der alten Kapelle eingelagert und erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts in die neue Kirche eingebaut worden sein.
Bern, Stand
Berchtold Haller, Bern in seinen Rathsmanualen 1465–1565, Teil 1, Bern 1900, S. 116.
Susanna Grogg/Hans Ulrich Gerber, Albligen. Einst und jetzt, Albligen 1983, S. 27, Abb. S. 24.
Vgl.
Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67].
Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Bd. IV, 1880–83, Zürich 1883.
Franz Thormann/W.F. von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896].
Wappen des Chorherrenstiftes zu Bern, in: Schweizer Archiv für Heraldik 50/1936, Heft 1, S. 25–27 (SAH).
Heinz Matile, Berner Ämterscheiben, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums 45/46, 1965/66, Bern 1968.
Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, 2 Bde., Bern etc. 2014.
Keller, S. (2019). Die Berner Standesscheibe in der Kirche. In U. J. Gerber, Albligen – Die Sonnenterrasse im Schwarzenburgerland. Basel: IL-Verlag, S. 130–132.
Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse A 1212, 8356; Bern, StAB, Privatnachlass Howald: P 128 (Fenster sw + c, 1975)