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PB_6: Standesscheibe Freiburg
(Unbekannt_vonTavel_PB_6)

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Titel

Standesscheibe Freiburg

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zeiner, Lukas · durch Quelle gesichert
Datierung
1500/01
Masse
48.4 × 35 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum der vom bekrönten Reichsadlerschild überhöhte Standesschild Freiburgs. Daneben vor rotem Damastgrund zwei auf blauem Fliesenboden postierte Löwen, jeder mit einem Freiburger Banner in den Pranken. Von diesen Bannern zeigt das linke den hl. Nikolaus, Freiburgs Stadtpatron. Im Bogenfeld der Arkadenrahmung zwei sich mit Langspiessen duellierende Männer.

Iconclass Code
11H(NICHOLAS)11 · der Bischof Nikolaus von Myra (oder Bari); mögliche Attribute: Anker, Boot, drei goldene Kugeln (auf einem Buch), drei Geldbörsen, drei Kinder in einer Wanne, drei Mädchen - ein männlicher Heiliger als Patron, Beschützer, Fürsprecher
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
33B2 · sich duellieren
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
45C14(PIKE) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Pike, Langspieß
46A122(FREIBURG) · Wappenschild, heraldisches Symbol (FREIBURG)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Freiburg: Geteilt von Schwarz und Silber. Reichswappen: In Gold schwarzer goldnimbierter Doppeladler.

Inschrift

keine

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Johann Karl Bossard notierte zu dieser Scheibe, sie sei “mit Ausnahme der schönen Architektur ganz neu”. Diese Angabe erscheint wenig glaubwürdig, entzieht sich aber einer sicheren Beurteilung, solange die Scheibe verschollen bleibt und damit keiner Bestandesanalyse unterzogen werden kann. Sprungbleie und Sprünge.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Freiburger Standesscheibe gehört zum Standesscheibenzyklus, den die zehn Alten Orte um 1500 in ihren Tagsatzungssaal nach Baden stifteten. Ausführen liessen sie ihn bei dem zu dieser Zeit führenden Schweizer Glasmaler, Lukas Zeiner (um 1454–vor 1513) von Zürich. Den Beleg dafür liefern die Seckelmeister-Rechnungen Solothurns von 1500. Wie daraus hervorgeht, entlöhnte die dortige Obrigkeit damals Zeiner für das nach Baden gelieferte Fenster mit 8 Pfund 10 Schilling. Seine für dort bestimmten zehn Glasgemälde zeigen die vom bekrönten Reichsschild überhöhten Standeswappen jeweils vor farbigem Damastgrund unter einer Bogenarchitektur in Begleitung zweier die Ortsbanner haltenden Schildwächter. Zeiner schuf damit eine Komposition, die über Jahrhunderte vorbildhaft bleiben sollte.
Um 1812 wurde der Zyklus vom Badener Rat an den Zürcher Bürgermeister Hans Conrad Escher vom Luchs (1743–1814) verkauft. Von ihm kam er an den Berner Staatsmann und Geschichtsforscher Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833), der ihn in seiner 1821 vollendeten Sommerresidenz, der Chartreuse in Hilterfingen, zur Aufstellung brachte. Nach dem 1831 erfolgten Verkauf der Chartreuse an Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) verblieb der Zyklus zunächst dort. Unter der Witwe de Rougemonts, der seit 1848 in zweiter Ehe mit Albert von Parpart (1813–1869) verheirateten Adele von Bonstetten (1814–1883), gelangte dann dieser 1863 an deren neuen Wohnsitz, Schloss Hünegg in Hilterfingen (Hasler u.a. 2020, S. 35–38). Zusammen mit sechs weiteren Werken aus Zeiners Badener Zyklus liess Franz von Parpart, der Erbe der Hünegg, die Freiburger Stiftung 1884 bei Heberle in Köln versteigern. Dort wurde sie laut dem Luzerner Kunsthändler und Goldschmied Johann Karl Bossard (1846–1914) zum Preis von 420 Mark von einem unbekannten Herrn Forster (Kunsthändler?) erworben, und zwar allenfalls für Eugen Felix in Leipzig (Hasler 2023, S. 35–43). Bis 1886 ist die Scheibe jedenfalls in der Sammlung Felix nachweisbar, gelangte sie doch damals mit dieser bei Heberle in Köln erneut zur Auktion.

Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 37, Nr. 510.
Bossard, 1884, Nr. 510.
Heberle, 1886, S. 50, Nr. 299.
Lehmann, 1925, S. 99.
Vevey-L'Hardy de, 1936, S. 41f, Fig. 57.
Gysin, 1948, Nr. 1, S. 8–10.
Zürich, 1351–1951, 1951, S. 20f.
Schneider, 1954, S. 45–46, Abb. 9.
Boesch, 1955, S. 70–72.
Hoegger, 1976, S. 225–229, Nr. 9.
Schneider, 1988, S. 14–16.
Gamboni u.a., 1991, S. 131–136, Abb. 13.
Tavel von, 1992, S. 88, Abb. 102i.
Butts/Hendrix, 2000, S. 46–48.
Hasler, 2002, S. 9, Abb. 7i.
Mensger, 2012, S. 485f.
Bergmann, 2014, S. 78, Abb. 39.
Hasler, 2023 (BEZG), S. 45, Nr. 10.
Hasler, 2023, S. 10.

Datierung
1500/01
Zeitraum
1500 – 1501
StifterIn

Freiburg, Stand

Ursprünglicher Standort
Rathaus, Baden · Tagsatzungssaal
Vorbesitzer*in

Seit 1812 Hans Conrad Escher vom Luchs, Zürich · Seit ca. 1821 Chartreuse (Hilterfingen), bis 1831 unter Niklaus Friedrich von Mülinen und danach bis 1863 unter Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. dessen Gattin Adele von Bonstetten · 1863–1884 Albert von Parpart bzw. Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Auktion Heberle, Köln · 1884 Forster und danach bis 1886 Eugen Felix, Leipzig · 1936 Privatbesitz Basel

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bergmann, U. (2014). Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts / Le Vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6. Bern etc.: Peter Lang.

Boesch, P. (1955). Die Schweizer Glasmalerei. Schweizer Kunst Bd. 6. Basel: Birkhäuser Verlag.

Bossard, J. K. (1884). Notizen zu Verkaufspreisen, Käufern, Zustand und Datierung der Glasgemälde, eingebunden im Exemplar des Kölner Heberle-Auktionskatalogs von 1884 der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.

Butts, B./Hendrix, L. (2000). Painting on Light. Drawings and Stained Glass in the Age of Dürer and Holbein. Ausstellungskatalog The J. P. Getty Museum/The Saint Louis Art Museum. Los Angeles: The J. Paul Getty Trust.

Gamboni, D. u.a. (Hrsg.). (1991). Zeichen der Freiheit. Das Bild der Republik in der Kunst des 16. bis 20. Jahrhunderts. Ausst.-Kat. 21. Europäische Kunstausstellung, Bernisches Historisches Museum und Kunstmuseum Bern, Juni bis September 1991. Bern: Stämpfli.

Gysin, F. (1948). Zürich – Schweizerisches Landesmuseum. Ein wiedergefundenes Meisterwerk von Lukas Zeiner. Musées Suisses – Schweizer Museen. November 1948, Nr. 1.

Hasler, R. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 3. Aarau: Lehrmittelverlag des Kantons Aargau.

Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.

Hasler, R. (2023). Sonderausstellung 2022–2023: "Auf barbarische Weise verzettelt". Jahresbericht 2022 Stiftung Schloss Hünegg. Hünegg: Stiftung Schloss Hünegg.

Hasler u.a. (2020). Formen der Selbstrepräsentation: Die Glasscheibensammlung im Reding-Haus an der Schmiedgasse in Schwyz. Schwyzer Hefte, 112. Schwyz: Verlag Schwyzer Hefte, S. 34–39.

Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See, Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.

Heberle, J. M. (1886). Catalog der reichhaltigen Kunst-Sammlung des Herrn Eugen Felix in Leipzig, Köln 25.–30. Oktober 1886. Köln: J. M. Heberle.

Hoegger, P. (1976). Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Bd. VI. Der Bezirk Baden. I. Baden, Ennetbaden und die oberen Reusstalgemeinden. Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 63. Basel: Birkhäuser Verlag.

Lehmann, H. (1926). Lukas Zeiner und die spätgotische Glasmalerei in Zürich. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Zürich 30, Heft 2, S. 20, 40–42.

Lehmann, H. (1925). Zur Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. Frauenfeld/Leipzig: Verlag Huber & Co.

Mensger, A. (2012). Die Scheibenrisse der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Bd. 2. Von Murer bis Zeiner, Anonyme. Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag.

Schneider, J. (1954). Die Standesscheiben von Lukas Zeiner im Tagsatzungssaal zu Baden (Schweiz). Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen Standesscheiben. Basler Studien zur Kunstgeschichte, Bd. XII. Basel: Birkhäuser Verlag.

Schneider, J. (1988). Lux Zeiner. Bahnbrecher der Wappenscheibenkunst. Turicum. Vierteljahresschrift für Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft. Jg. 19, Winter 1988.

Tavel, H.-C. von (1992). Nationale Bildthemen. Ars Helvetica X. Disentis: Pro Helvetia/Desertina Verlag.

Vevey-L'Hardy, Hubert de (1936). Un vitrail aux armes de Fribourg. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 50, H. 2/3.

Zürich 1351–1951. [Ausstellung] Kunsthaus Zürich Juni bis August 1951 (1951). Zürich.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 40205

Ausstellungen

Zürich 1351–1951. [Ausstellung] Kunsthaus Zürich Juni–August 1951
Zeichen der Freiheit, Bernisches Historisches Museum / Kunstmuseum Bern, 1.6.–15.9.1991

Bildinformationen

Name des Bildes
Unbekannt_vonTavel_PB_6

Inventar

Referenznummer
PB_6
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2023