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TG_2239: Gerichtsscheibe Konstanz
(TG_Kreuzlingen_privat_TG_2239)

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Titel

Gerichtsscheibe Konstanz

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
1640

Ikonografie

Beschreibung

In der Bildmitte öffnet sich der Blick in eine Gerichtsstube mit Butzenfenstern. Oben am Tisch sitzt der Ammann mit dem Gerichtsstab, zu seiner Linken der protokollierende Gerichtsschreiber. Drei Männer stehen vor den zur Sitzung versammelten Gerichtsherren und tragen ein Anliegen vor. Zwei Pfeiler mit vorgelagerten Halbsäulen rahmen das Bild. Darüber befindet sich eine von zwei Putten gehaltene Inschriftkartusche. Am Scheibenfuss ist links Prudentia (Klugheit) mit Spiegel und Schlange sowie rechts Justitia (Gerechtigkeit) mit Schwert und Waage zu sehen. Sie flankieren eine Rollwerkkartusche, die Stifter und Jahreszahl nennt.

Iconclass Code
11M41 · Klugheit, Prudentia (Ripa: Prudenza), als eine der vier Kardinaltugenden
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
44G1211 · Gerichtssaal
44G13 · Richteramt, Richter
Iconclass Stichworte
Inschrift

Ein gantz Ersam Gricht der Thum Custereÿ des Thum Capitelß zu Costantz

Jacob Schälin, Jacob Beltz, Jacob Beltz, Ulrich Beltz, Andreas Beltz, Hans Beltz, Martin Beltz, Georg Beltz, Jacob Beltz im oberholtz, Hans Beltz der Goldeman, Ulrich Rÿser und aber Jacob Beltz genamt der [H]irt 1640

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Einige Flickstücke, Sprungbleie.

Technik

Farbiges und farbloses Glas, Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Domkapitel von Konstanz hatte zwei Niedergerichtsherrschaften. 1310 erwarb das Kapitel Vogtei und Niedergericht über die Dörfer Niederweningen und Schöfflisdorf in Zürich und 1521 das bischöfliche Lehen mit Niedergericht und Vogtei über das Dorf Langrickenbach im Thurgau (Kundert, 1993, S. 779). Wappenscheiben des Domkapitels Konstanz sind aus den Jahren 1540 (Paris, Louvre, Maier, 1988, S. 253, Abb.), 1543 (TG_1961), 1545 (verschollen, Foto im Schweizerischen Nationalmuseum, 27833), 1556 (Badisches Landesmuseum, Maier, 1988, S. 250, Abb.) sowie 1593 (Scheibenriss, Bernisches Historisches Museum, Inv. 20036.214; Hasler, 1996/97, Bd. 2, Nr. 660) bekannt. Vom Gericht des Domkapitels ist die vorliegende Scheibe die einzige überlieferte Stiftung.
Von den Mitgliedern des Gerichts der Familien Beltz, Schälin (Schälli, Schäli) und Ryser sind keine biographischen Angaben bekannt.
Sehr ähnlich komponierte Thurgauer Gerichtsscheiben stammen von den Gerichten von Niederbussnang aus den Jahren 1591 (TG_91) und um 1600 (Moskau, Puschkin-Museum, Inv. Nr. II-93, Foto im Vitrocentre Romont), Hessenreuti aus dem Jahr 1566 (TG_298), Dotnacht aus dem Jahr 1600 (verschollen, Abegg/Erni/Raimann, 2014, S. 235, 270, Abb. 289), Güttingen aus dem Jahr 1630 (Konstanz, Rosgartenmuseum, Inv. Nr. 1989/A 12) sowie von einem unbekannten Gericht, um 1570 entstanden (TG_90).
In Konstanz selber gab es um 1640 keinen Glasmaler. Hieronymus Spengler starb 1635, Wolfgang Spengler war damals erst 16 Jahre alt und zog zunächst nach Rapperswil. Der Stil der Gerichtsscheibe weist denn auch deutlich auf eine Zürcher Werkstatt: die Glasgemälde der Nüscheler-Werkstatt zeigen sehr ähnliche architektonische Rahmungen und Figuren (vgl. die Scheiben für Urban VIII. und Ranuccio Scott von 1638 im Schweizerischen Nationalmuseum, Schneider, 1971, Bd. 2, Nrn. 573, 574; die Scheibe im Schützenhaus Basel von 1651, Giesicke, 1991, Kat. Nr. 42; die Allianzscheibe Schobinger-Zollikofer von 1641, TG_185). Die beiden Tugendfiguren der Prudentia und der Justitia gehen dabei auf eine Vorlage von Christoph Murer zurück (vgl. dessen Riss von 1608 mit dem Wappen Escher vom Luchs, Metropolitan Museum of Art, New York, Inv. Nr. 1994.24; Hasler 1996/1997, S. 224, Abb. 608.2; Hasler, 2010, S. 100, Abb. 72; vgl. auch FR_180, BE_880). Die Gerichtsscheibe gelangte ursprünglich wohl in eine der Niedergerichtsherrschaften, also nach Niederweningen, Schöfflisdorf oder Langrickenbach.

Die Scheibe ist unpubliziert.

Datierung
1640
StifterIn

Schälin, Jakob · Beltz, Jakob · Beltz, Ulrich · Beltz, Andreas · Beltz, Hans · Beltz, Martin · Beltz, Georg · Ryser, Ulrich ·

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Bibliografie und Quellen

Literatur

Abegg, R., Erni, P. und Raimann, A. (2014). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. VIII: Rund um Kreuzlingen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Verlag Birkhäuser

Giesicke, B. (1991). Glasmalereien des 16. und 17. Jahrhunderts im Schützenhaus zu Basel. Basel: Wiese Verlag.

Hasler, R. (1996/97). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde., Bern: Stämpfli Verlag AG.

Hasler, R. (2010). Die Schaffhauser Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 5. Bern etc.: Peter Lang.

Kundert, W. (1993). Das Domkapitel. In Helvetia Sacra, I/2. Bistum Konstanz. Das Erzbistum Mainz. Das Bistum St. Gallen (S. 765–850). Basel/Frankfurt am Main: Helbing & Lichtenhahn.

Maier, K. (1988). Das Konstanzer Domkapitel. In: Die Bischöfe von Konstanz, Bd. I (Geschichte). Friedrichshafen: Verlag Robert Gessler.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde., Stäfa o.J.: Th. Gut & Co.

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Kreuzlingen_privat_TG_2239
Fotonachweise
© Rechteinhaber
Aufnahmedatum
2019
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
TG_2239
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Gerichtsscheibe Konstanz Schema