Forschung
Marx von Ulm (um 1570–4. Mai 1655) war ein Sohn des Juristen Heinrich, Bürgers zu Zürich, und der Margaretha Escher vom Luchs. Als sein Vater 1601 starb, übernahm Marx zusammen mit seinem Onkel Achior die Herrschaft Griesenberg in der heutigen Gemeinde Amlikon-Bissegg (Bezirk Weinfelden). Drei Jahre später zahlte Marx von Ulm seinen Onkel aus, so dass er ab 1604 alleiniger Herr von Griesenberg war. 1607 ehelichte er Anna Barbara Reichlin von Meldegg aus der Liebburg bei Kreuzlingen, die katholischen Glaubens war. Noch im gleichen Jahr trat Marx von Ulm, der einer streng protestantischen Familie entstammte, zur römischen Kirche über. Der Bischof von Konstanz und der Abt von St. Gallen verliehen ihm dafür einträgliche Ämter, wurde er doch Hofmeister des Klosters St. Gallen und Obervogt von Sommeri. In der Folge versuchte Marx von Ulm die reformierte Kirche von Leutmerken, deren Kollatur im Besitz seiner Familie war, in eine katholische oder zumindest in eine paritätische umzuwandeln. Deshalb entzog ihm die Stadt Zürich 1612 das Bürgerrecht. Noch im gleichen Jahr nahm ihn dafür die katholische Stadt Luzern als Bürger auf. Marx von Ulm wurde 1655 in der von ihm 1634–1639 erneuerten Kirche von Leutmerken bestattet, wo sich die beiden von ihm gestifteten Taufsteine sowie Fragmente seiner Grabplatte erhalten haben (Brauchli, 2003, S. 170–172; Geschichte der Familie von Ulm, S. 39–47; Thurgauer Zeitung, 1960).
In der Eremitage von St. Petersburg befindet sich eine weitere Allianzwappenscheibe des Marx von Ulm und seiner Gemahlin (Inv.-Nr. B 8; 32.2 x 21.5 cm; Shlikevich, 2010, Nr. 44, Abb.). Dieses im Oberbild ebenfalls die Verkündigungsszene enthaltende Glasgemälde schuf Hieronymus Spengler 1626. Eine zweite Scheibe, ebenfalls 1626 gestiftet und von Spengler signiert, war in der Sammlung Vincent in Konstanz (Rahn, 1890, Nr. 465) und befindet sich heute im Historischen Museum St. Gallen (Egli, 1927, Nr. 110).
Als Marx von Ulm in seinem Herrschaftssitz Griesenberg um 1610 die Kapelle erneuern liess, stiftete der St. Galler Abt Bernhard Müller dorthin ein Fenster (Ausgabenbuch Bernhard Müllers im Stiftsarchiv St. Gallen, D 879, S. 304v). Man kann sich deshalb fragen, ob die vorliegende, 1610 für Marx von Ulm geschaffene Scheibe gleichfalls für dort bestimmt war. Eine 1608 gestiftete Allianzscheibe für Hektor von Beroldingen und Veronika von Heidenheim weist identische Putten und die gleiche architektonische Rahmung auf (evang. Kirche Gachnang, TG_1264). Diese trägt das Monogramm des Rapperswiler Glasmalers Wolfgang Breny. Demnach stammt auch die vorliegende Allianzwappenscheibe aus dessen Werkstatt.
Die Scheibe wird genannt in:
Boesch, 1954, S. 342, Abb. 3.
Weinfelder Heimatblätter, 1956, S. 409.
Raimann/Lei/Knoepfli, 1984, S. 19.
Datierung
1610
StifterIn
Ulm, Marx von, Griesenberg · Reichlin von Meldegg, Anna Barbara
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Bürgergemeinde Weinfelden
Vorbesitzer*in
Bis 1953 Sammlung Berta Haffter, Weinfelden