Forschung
Weil das Podium mit der Jahreszahl und dem Stifternamen erneuert ist, lässt sich zwar nicht mit letzter Sicherheit beantworten, ob die Scheibe tatsächlich 1576 von Christoph von Peyer zu Freudenfels in Auftrag gegeben wurde. Das dargestellte Wappen ist aber jedenfalls dasjenige der von Peyer (Payer) (Rickenmann, 1940, Taf.). Zudem spricht Vieles dafür, dass die Scheibe mit dem Glasgemälde des “Christof von Payer zu Froüdefels 1576” identisch ist, welches der ältere Salomon Vögelin (1774–1849) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch in der oberen Stube der Kanzlei zu Stein am Rhein sah. Das betreffende Gebäude war im 16. Jahrhundert der Sitz von Junkern und lief damals unter dem Namen das “grosse Hus”. Darin kamen zwischen 1573 und 1576 mindestens sechs mehrheitlich von Privatpersonen gestiftete Scheiben zur Aufstellung, darunter auch diejenige des Christoph von Peyer (Rahn, 1899; Boesch, 1950; Hasler, 2010). Mit Ausnahme der 1574 vom Konstanzer Glasmaler Hans Balthasar Federlin geschaffenen, heute im Schweizerischen Nationalmuseum in Zürich befindlichen Allianzwappenscheibe des Hans Heinrich von Liebenfels zu Gündelhart und der Sibylla Reichlin von Meldegg (LM 1321b / IN 1457, 41.4 x 31 cm; Schneider, 1971, Bd. 1, Nr. 346) galten die in den 1570er Jahren ins “grosse Hus” gelangten Glasgemälde bislang als verschollen. Man darf aber vermuten, dass die – offenbar korrekt ergänzte – Stiftung von Peyers ein weiteres Werk aus dieser Serie darstellt. Auch sie stammt vermutlich aus der Hand Federlins: sowohl die genannte Allianzscheibe im SNM als auch eine signierte Willkommscheibe von 1565 im Kunstgewerbemuseum Prag (Foto Vitrocentre Romont) und eine ebenfalls signierte Allianzscheibe von 1581 im Museum Heylshof in Worms (Foto Vitrocentre Romont) zeigen sehr ähnliche Figuren und Jagdszenen im Oberbild.
Die von Peyer (Payer) waren eine adelige Bürgerfamilie aus St. Gallen, die im 15. und 16. Jahrhundert von den Thurgauer Orten Freudenfels und Steinegg aus rege Verbindungen mit der Stadt Stein am Rhein unterhielt (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 5/1929, S. 382). Sie war bis 1567 im Besitz von Schloss Steinegg in Hüttwilen (Bezirk Frauenfeld), und von 1524–1623 im Besitz von Schloss Freudenfels (Eschenz) (Raimann/Erni, 2001, S. 37, 184).
In Moskauer Privatbesitz existiert ein identisch gestaltetes Glasgemälde, das ebenfalls den Namen Christoph Peyers von Freudenfels trägt und 1576 datiert ist. Dabei dürfte es sich um eine Kopie aus der Zeit um 1900 handeln (Foto im Vitrocentre Romont).
Datierung
1576?
StifterIn
Peyer (Payer) von Freudenfels, Steinegg TG
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Seit 2001 Historisches Museum Thurgau
Vorbesitzer*in
Bis 2001 Barbara Giesicke
Inventarnummer
T 28130