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TG_224: Wappenscheibe Placidus Brunschwiler, Abt Kloster Fischingen, mit Maria und hl. Katharina
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_224)

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Titel

Wappenscheibe Placidus Brunschwiler, Abt Kloster Fischingen, mit Maria und hl. Katharina

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Jegli, Hans Ulrich · signiert
Datierung
1640 (1649?)

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum erscheint vor farblosem Grund das von Mitra und Pedum überhöhte Doppelwappen des Stiftes und des Abtes Placidus Brunschwiler. Als Schildbegleiterinnen fungieren die Gottesmutter mit dem Jesuskind und die hl. Katharina mit Rad und Schwert, die Patronin der alten Fischinger Pfarrkirche. Den Scheibenfuss füllt eine Rollwerkartusche mit dem Stifternamen. Das Oberbild über dem mit einer Engelskopfkartusche geschmückten roten Gebälk zeigt vier Szenen aus der Iddalegende. Zu sehen sind von links nach rechts die Auffindung des Ringes, Idda als Einsiedlerin in der Höhle, der Sturz Iddas von der Toggenburg sowie deren Kirchgang mit dem Hirsch.

Iconclass Code
11F4 · Madonna; d.h. Maria mit dem Christuskind
11HH(CATHERINE) · Katharina von Alexandrien, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Krone, Kaiser Maxentius, Palmwedel, Ring, Schwert, Rad
11HH(IDDA) · weibliche Heilige (IDDA)
44A1(+6) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Kirche, Kloster; ekklesiastische Gemeinschaft)
46A122(BRUNSCHWILER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (BRUNSCHWILER)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Fischingen, Kloster: In Blau zwei übereinander vorbeischwimmende silberne Fische.
Wappen Brunschwiler, Placidus, Abt Kloster Fischingen: In Silber begleitet von zwei golden besamten roten Rosen mit grünen Kelchblättern, grünem Stiel und drei grünen Blättern eingebogene rote Spitze mit zweiröhrigem silbernem Brunnen; anstelle eines gemeinsamen Helms mit Helmzier: goldene Mitra mit goldenen Infuln, goldenem Pedum und silbernem Panisellus.

Inschrift

F Placidus Abbas in Visch / ingen. ANNO 1640 (oder 1649?)

Signatur

HVI

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Stück im Kleid Mariens am linken Rand neu ergänzt; die Gläser korrodiert; mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert,

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe; rückseitig die eingeritzte Brandmarke “o”.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Placidus Brunschwiler (1589/90 Sirnach–1672 Fischingen), von Sirnach, war der Sohn des Bauern Johannes und der Barbara Stanger. In jungen Jahren trat er in das Kloster Fischingen ein und war dort von 1616–1672 Abt. In seiner Regierungszeit festigte sich die innere Reform, indem er die Ämterstruktur änderte (Mönche anstelle von Weltlichen), Ausbildung und Wissenschaft förderte sowie Chorgebet und Liturgie vermehrt pflegte. Die Zahl der Mönche stieg unter ihm von acht auf sechsundzwanzig. Abt Brunschwiler, Verfasser eines Wappen- und Tagebuches, stärkte zudem das religiöse Leben durch die Gründung von Bruderschaften. Er sicherte die materielle Grundlage des Klosters durch gute Verwaltung und Bewirtschaftung der Güter sowie durch geschickte Neuerwerbungen wie zum Bespiel der Herrschaft Spiegelberg bei Lommis im Jahre 1629. Von der unter ihm in Gang gekommenen regen Bautätigkeit zeugen die Kirchenrenovationen in den Klosterpfarreien, die Vergrösserung der Iddakapelle von 1625, der Bau des Schlosses Bettwiesen (Sommerresidenz des Abtes) von 1627, die Neubauten von Abts-, Gäste- und Krankenhaus im Jahr 1635 sowie der Bau der Pilgerkapelle St. Margarethen von 1640–1642 (Schildknecht, 2003, S. 762; Brauchli, 2003, S. 184–186; Meyer, 1986, S. 702; Sirnach, 1979; Meyer, 1976, S. 122f.).
Eine 1616 von Placidus Brunschwiler in den Kreuzgang des Zisterzienserinnenklosters Tänikon gestiftete Scheibe befindet sich heute im Musée Ariana in Genf (Deonna, 1938, Nr. 35). Zudem liess dieser vom Zuger Glasmaler Christoph Brandenberg 1623 eine heute verschollene Bildscheibe mit der Kreuzigung für den Kreuzgang des Zisterzienserklosters Wettingen ausführen (Hoegger 2002, S. 342f., Abb. 153). Des weiteren sind in Fischingen eine 1626 von Paul Müller für Brunschwiler geschaffene Wappenscheibe (TG_102), im Historischen Museum des Kantons Thurgau in Frauenfeld ein 1624 datierter Scheibenentwurf (TG_1677) und im Greys Court (Henley-on-Thames, Foto Vitrocentre Romont) eine ebenfalls 1626 geschaffene Scheibe erhalten.

Die vorliegende Scheibe schuf Hans Ulrich Jegli. Für die Gestaltung der Scheibe orientierte er sich an obengenanntem Riss (TG_1677) Vor 1628 hatte er diesen von einem unbekannten Entwerfer erhalten. Er zeigt dasselbe Oberbild sowie dieselben Figuren der Gottesmutter und der hl. Katharina. In einer jüngst von Margrit Früh entdeckten Inventarliste von Glasgemälden, die der Ittinger Klosterverwalter Giezendanner 1849 der Kloster-Zentralverwaltung Frauenfeld übergab, wird auch die vorliegende Scheibe genannt (Staatsarchiv Thurgau, Inv. 4’393’4/37; vgl. Früh, Bilderwelten). Sie wurde demnach ursprünglich in die Kartause Ittingen gestiftet, gelangte bei der Klosteraufhebung nach Frauenfeld und 1859 in die Sammlung des neu gegründeten Historischen Vereins des Kantons Thurgau. Zur gleichen Zeit, als der Fischinger Abt Brunschwiler seine Scheibe in die Kartause stiftete, schenkte auch der Herr zu Eppishausen, Wolf von Bernhausen, ein Glasgemälde dorthin (TG_223).

Die Scheibe wird genannt in:
Büchi, 1890a, S. 32.
Büchi, 1890b, S. 38, Nr. 17 (hier irrtümlicherweise Abt Brunner als Stifter vermerkt).
Stähelin, 1890, S. 44f., Nr. 30 (hier irrtümlicherweise Abt Brunner als Stifter vermerkt).
Henggeler, 1938, S. 31.
Rickenmann, 1940, Abb.
Boesch, 1955, S. 69.
Barockes Fischingen, 1991, S. 274, Abb. S. 273.

Datierung
1640 (1649?)
Zeitraum
1640 – 1649
StifterIn

Brunschwiler, Placidus, Abt Kloster Fischingen

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Historisches Museum Thurgau (Altbesitz)

Inventarnummer
T 69

Bibliografie und Quellen

Literatur

Barockes Fischingen. Ausstellung zum Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Kloster Fischingen 1980–1991. Katalog (1991). Fischingen: Verein St. Iddazell.

Boesch, P. (1943). Die Glasgemälde aus dem Kloster Tänikon. Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXXIII, Heft 3. Zürich: A.G. Gebr. Leemann & Co.

Boesch, P. (1955). Die alten Glasmaler von Winterthur und ihr Werk. 286. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Winterthur: Gemsberg-Druck.

Brauchli, H. (2003). Thurgauer Ahnengalerie. Weinfelden: Hans Brauchli.

Büchi, J. (1890a). Über die Glasmalerei überhaupt und über thurgauische Glasgemälde insbesondere. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Büchi, J. (1890b). Beschreibendes Verzeichnis der Glasgemälde des thurgauischen historischen Museums. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Deonna, W. (1938). Catalogue du Musée Ariana. Genève: A. Kundig.

Früh, M. (in Bearbeitung). Bilderwelten der Ittinger Kartäuser (Arbeitstitel).

Henggeler, R. (1938). Zur Ikonographie der hl. Idda von Toggenburg. Anzeiger für Schweizerischen Altertumskunde, Bd. XXXX, Heft 1.

Hoegger, P. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 1. Aarau: Regierungsrat Kanton Aargau u. Lehrmittelverlag Kanton Aargau.

Meyer, B. (1976). Die Äbte des Klosters Fischingen. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 113, S. 95–136.

Meyer, B. (1986). Fischingen, Benediktiner. In E. Gilomen-Schenkel (Red.). Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz. Helvetia Sacra (HS), Abteilung III: Die Orden mit Benediktinerregel, Bd. 1 (S. 672–710). Bern: Francke Verlag.

Rickenmann, J. (1940). Thurgauer Wappenbuch. Genf: Roto–Sadag AG.

Schildknecht, B. (2003). Brunschwiler, Placidus. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS, Bd. 2. Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25784.php.

Sirnach – Sereniacum ... von einst bis heute. Dorfchronik (1979-). Sirnach: Ortsvorsteherschaft, Ordner 2.

Stähelin (1890). Catalog (Inventarium) der thurgauischen historischen Sammlung. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 30.

Uhler, S. (1995). Placidus Brunschwiler (1589/90-1672): Abt von Fischingen. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, 132, S. 49–59.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 32679

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_224
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Fribourg)
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Historisches Museum Thurgau (Altbesitz)

Inventar

Referenznummer
TG_224
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020; Sarah Keller 2022