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TG_173: Allianzwappenscheibe Lorenz (Laurenz) Zollikofer und Dorothea von Watt
(TG_Wigoltingen_SchlossAltenklingen_TG_173)

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Titel

Allianzwappenscheibe Lorenz (Laurenz) Zollikofer und Dorothea von Watt

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Spengler, Caspar · signiert
Datierung
um 1595
Masse
33.5 x 20.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die Vollwappen von Lorenz Zollikofer und Dorothea von Watt befinden sich vor farblosem Grund auf der blau-gelben Inschriftenkartusche, die von zwei auf Amphoren sitzenden Putten gehalten wird. Über den beiden Helmzierden wölbt sich ein flacher Bogen aus Rollwerk, der auf den beiden seitlichen Säulen sowie der zentralen grünen Säule mit rotem Kapitell ruht. Das zweigeteilte Oberbild zeigt im linken Feld den in einer Hügellandschaft am Boden schlafenden Jakob beim Traum von der Himmelsleiter (Gn 28, 11–15) und im rechten Jakobs Volk bei der Überquerung der Furt Jabbock sowie dessen Ringen mit dem Engel (Gn 32, 23–29).

Iconclass Code
46A122(WATT VON) · Wappenschild, heraldisches Symbol (WATT VON)
46A122(ZOLLIKOFER) · Wappenschild, heraldisches Symbol (ZOLLIKOFER)
71C3121 · Jakobs Traum: während er mit einem Stein als Kissen auf dem Erdboden schläft, sieht Jakob eine Leiter, die von der Erde zum Himmel reicht und auf der Engel herunter- und hinaufsteigen; meist befindet sich Gott auf der Spitze der Leiter
71C3222 · Jakob ringt mit dem Engel (oder einem Mann) bis zur Morgenröte; Jakobs Hüftgelenk wird dabei ausgerenkt
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Zollikofer, Lorenz: In Gold ein blaues linkes Freiviertel; Helm: silbern; Helmdecke: golden und blau; Helmzier: aus goldener Krone wachsender goldgekleideter Mannsrumpf mit blauem Kopf.
Wappen Watt, Dorothea von: In Silber ein schwarzer Greif mit goldener Halskette; Helm: silbern; Helmdecke: silbern und schwarz; Helmzier: ein wachsender schwarzer Greif mit goldener Halskette.

Inschrift

Lorentz Zollikoffer, vnd Dorothea / Von Watt sein Ehliche hausfrow / Anno Domini · 1 5 · 4 4 ·

Signatur

C.S.

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Ein Sprung, die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und blauer Schmelzfarbe; rückseitig die eingeritzte Brandmarke "3".

Entstehungsgeschichte

Forschung

Lorenz (Laurenz) Zollikofer (1519–1577) war der Sohn Georgs (1492–1539), des Stammvaters der Zollikofer von Altenklingen, und der Bruder Leonharts (1529–1587), der das jetzige Schloss Altenklingen erbaute. Verheiratet war er seit 1544 mit Dorothea von Watt (1523–1603), der einzigen Tochter des bekannten St. Galler Reformators und Humanisten Joachim von Watt, genannt Vadian (Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, 7/1934, S. 676).

Johann Rudolf Rahn beschreibt das Glasgemälde mit den Allianzwappen Lorenz Zollikofers und Dorothea von Watts sowie dem Monogramm Caspar Spenglers und dem Datum 1544 in seinem 1890 erschienenen Katalog der Vincent'schen Sammlung unter der Nummer 44. Er betrachtet es als ein Originalwerk des 16. Jahrhunderts, allerdings ohne darauf hinzuweisen, dass es 1544 datiert ist, Caspar Spengler jedoch erst 1553 geboren wurde. 1943 begutachtete Paul Boesch im Auftrag Hermann Zollikofer-Gemperles die analog komponierte Allianzwappenscheibe Laurenz Zollikofers von 1595, die sich ebenfalls im Schloss Altenklingen befindet (TG_159). In diesem Gutachten ging er irrtümlicherweise davon aus, dass das vorliegende Glasgemälde aufgrund der Jahresangabe 1544 eine Fälschung sein müsse (Briefwechsel im Staatsarchiv TG. C 0'1, 1/222). In seinem 1950 publizierten Artikel korrigierte Boesch seinen Irrtum. Darin spricht er dasselbe wie die Scheibe von 1595 als eine Arbeit Caspar Spenglers an, die dieser zur gleichen Zeit geschaffen haben dürfte. Bei den beiden genannten Werken handelt es sich demnach um Gedenkscheiben zu Ehren Lorenz Zollikofers, die vermutlich von dessen Witwe in Auftrag gegeben wurden. Während die eine davon in üblicher Weise das Stiftungsjahr enthält (1595), ist auf der anderen stattdessen das Jahr der Eheschliessung von Lorenz Zollikofer und dessen Gemahlin festgehalten (so auch Boesch 1950). Caspar Spengler wird diese Scheibe wohl auf Wunsch Dorothea von Watts mit deren Heiratsjahr 1544 datiert haben.
Die zwei hier zur Diskussion stehenden Allianzwappenscheiben unterscheiden sich zwar im Kolorit, Spengler gestaltete sie aber nach der gleichen Vorlage (Rahmenkomposition, Oberbilder, Putten unten). Den beiden in den unteren Ecken auf Amphoren sitzenden Putten begegnet man zudem ein weiteres Mal auf der Scheibe, die Caspar Spengler 1597 für Leonhart Zollikofer anfertigte (TG_162).

Die 1544 datierte Allianzscheibe von Lorenz Zollikofer, dem Bruder des Stifters der Zollikofer'schen Fideikommission, erachteten die Familienangehörigen im 19. Jahrhundert als eine ihrer wertvollsten Antiquitäten. Sie setzten deshalb alles daran, sie 1891 aus der Vincent'schen Sammlung zu erwerben. Aus diesem Grunde übertrug damals Johann Heinrich Zollikofer aus dem Laurenz Armenlegat 3'000 Franken in den Kettengeldfond, womit das Glasgemälde in der Folge an der Auktion in Konstanz angekauft werden konnte. Von dort gelangte dasselbe zunächst ins Historische Museum St. Gallen, wo es ausgestellt wurde. Wie bereits 1891 geplant, überführte man es 1894 ins Schloss Altenklingen, seinen heutigen Standort. Ausführliche Hinweise zur Bedeutung der Scheibe für die Familie Zollikofer und deren 1891 erfolgtem Erwerb finden sich in den Protokollen im Schlossarchiv Altenklingen (Sitzung vom 22.10.1891, S. 348, Nr. 82; Sitzung vom 2.6.1894, S. 434, Nr. 55) sowie in den dortigen “Veränderungen des Inventars in Altenklingen”.

Die Scheibe wird genannt in:
Katalog Wiener Weltausstellung,1873, S. 221, Nr. 17.
Rahn u.a., 1883, S. 68, Nr. 143.
Rahn, 1890, Nr. 44 (hier 1544 datiert).
Heberle, 1891, Nr. 39.
Schmitz, 1913, S. 195 (Conrad Spengler, Konstanz zugeschrieben).
Fiechter-Zollikofer, 1920, S. 41, Nr. 14.
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer, 1925, S. 41, Abb.
Rott, 1926, 82.
Boesch, 1950, S. 163, Anm. 72.
Boesch, 1956, S. 23.
Zollikofer/Fiechter-Zollikofer/Zollikofer, 1966, S. 60, Nr. 14, Abb. S. 48.
Kesselring-Zollikofer/Zollikofer, 2010, S. 50, 128, Farbtaf. S. 78.

Kesselring-Zollikofer, M.-H. (2017). Museum (Museumsinventar), Schlossarchiv Altenklingen, Bibl. Nr. 1097 (Transkription), S. 1.
Kesselring-Zollikofer, M.-H. (2017). Veränderungen des Inventar's in Altenklingen, Schlossarchiv Altenklingen (Transkription), S. 5 (1).
Kesselring-Zollikofer, M.-H. (2017). Ehrenmeldung der Vergabungen an das Museum der Familie Zollikofer von Altenklingen, Schlossarchiv Altenklingen (Transkription), S. 33.
Kesselring-Zollikofer, M.-H. (2017). Protokolle der Besitzer von Schloss Altenklingen ab 1891, Schlossarchiv Altenklingen (Transkription).

Staatsarchiv TG. C 0'1, 1/222, 3 Briefwechsel um eine von J. P. Zwicky, Zürich, dem Familienrat zum Kauf angebotene Allianz-Wappenscheibe von Dorothea Zollikofer-von Watt von 1594 samt einem Gutachten über diese und weitere Wappenscheiben im Schloss Altenklingen, erstellt durch Dr. Paul Boesch, 1943.07.28-1944.10.

Datierung
um 1595
Zeitraum
1590 – 1600
StifterIn

Zollikofer, Lorenz (Laurenz) (1519–1577) · Watt, Dorothea von (1523–1603)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1894 Fideikommiss Zollikofer, Schloss Altenklingen

Vorbesitzer*in

Bis 1890 Sammlung Johann Niklaus Vincent, Konstanz · Ab 1892 Historisches Museum St. Gallen

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, P. (1950). Die Glasgemälde von Stein am Rhein. Schaffhauser Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 27. Thayngen: Druck und Verlag Karl Augustin.

Boesch, P. (1956). Die alte Glasmalerei in St. Gallen. 96. Neujahrsblatt hrsg. vom Historischen Verein des Kantons St. Gallen. St. Gallen: H. Tschudy & Co.

Fiechter-Zollikofer, E. (1920). Beschreibung des Schlosses Altenklingen (Zollikofer'sches Familienmuseum).

Heberle, J.M. (1891). Katalog der reichhaltigen Kunst-Sammlung der Herren C. und P.N. Vincent in Konstanz am Bodensee. Versteigerung zu Konstanz am Bodensee, den 10. September 1891. Köln.

Katalog für die schweizerische Abtheilung der Wiener Weltausstellung 1873 (1873). Winterthur: Westfehling.

Kesselring-Zollikofer, M.-H. und Zollikofer, Chr.L. (2010). Das Fideikommiss der Zollikofer von Altenklingen. Weinfelden: Wolfau-Druck AG.

Rahn, J.R. u.a. (1883). Officieller Katalog der Schweizerischen Landesausstellung Zürich 1883. Special-Katalog der Gruppe XXXVIII: "Alte Kunst". Zürich: Orell Füssli & Co.

Rahn, J. R. (1890). Die schweizerischen Glasgemälde in der Vincent'schen Sammlung in Constanz. Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXII, Heft 6.

Rott, H. (1926). Die Konstanzer Glasmalerfamilie der Spengler. Badische Heimat 13.

Zollikofer, T., Fiechter-Zollikofer, E. (1925). Altenklingen. Zollikofer'sches Familien-Fideikommiss. St. Gallen: Zollikofer & Cie.

Weiteres Bildmaterial

Historisches Museum Sankt Gallen Neg. 13671; Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 13671

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Wigoltingen_SchlossAltenklingen_TG_173
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2018
Copyright
© Fideikommiss der Zollikofer von Altenklingen
Eigentümer*in

Seit 1894 Fideikommiss Zollikofer, Schloss Altenklingen

Inventar

Referenznummer
TG_173
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020