Forschung
Das Blatt wurde auf einer Notiz vermutlich von Paul Leonhard Ganz auf dem Sammlungsband mit Hans Jakob Dünz in Verbindung gebracht. Hasler (1996/1997, 2. Bd. S. 14) hat diese Zuschreibung aufgrund von stilistischen Merkmalen zurückgewiesen. Desgleichen kommt für ihn auch Hans Rudolf Lando als Zeichner des Risses nicht in Frage, da keine stilistischen Übereinstimmungen mit Rissen Landos vorhanden seien. Lando werden in der Forschung zehn Scheibenrisse zugeschrieben (vgl. Gartenmeister 2019, S. 63–65). Keiner dieser Entwürfe weist Schraffuren auf. Für Hasler ist die Beischrift Landos auf dem Rand der Kartusche als Besitzervermerk zu interpretieren, obwohl sich die Farbgebung der Inschrift nicht vom übrigen Teil der Zeichnung unterscheidet. Hasler hebt als besonderes Merkmal die sehr grossen Engelsköpfe auf der Rahmung hervor. Diese Köpfe findet er in vergleichbarer Form in den Scheiben für die Kirche von Grosshöchststetten, die als Arbeiten Hans Zehnders nachgewiesen sind (BE_329; BE_330; BE_331; BE_332), wieder und hebt hauptsächlich die Köpfe der Winde in den Zwickeln hervor. Weiter betont Hasler, dass insbesondere die Stupsnasen der Figuren als stilbildendes Merkmal zu verstehen sind. In Freiburger Privatbesitz befindet sich die Wappenscheibe Abraham Espaz, die von Hans Zehnder oder Walther Thüring stammt (Bergmann 2014, S. 881; FR_355).Hasler stützt seine Diskussion des Urhebers der Zeichnung weiter auch auf die Darstellung des Wappens der Familie Zehnder (Hasler 1996/97, 2. Bd. S. 14). Die Helmzier in Gestalt eines Pistolenschützen ist hierbei von besonderem Interesse, da der Glasmaler Hans Zehnder als Zeugmeister (1592), als Zeugherr von Burgern (1601) und als Büchsenalmosner (1631) nachgewiesen ist. Darüber hinaus ist in Quellen belegt, dass er 1604 einen Auftrag für die Bemalung einer Laufbüchse ausführte (Türler 1913, S. 549). Zur Überprüfung der Zuschreibung bietet sich ein Vergleich mit dem signierten Scheibenriss, der 2012 im Kunsthandel auftauchte, nur bedingt an (Auktion Laube 2012, S. 27). Der lavierte und teilweise kolorierte Scheibenriss ist um einiges sorgfältiger in einer sichereren Handführung ausgeführt. Auch die von Hasler hervorgehobenen Stupsnasen, sind darin nicht zu erkennen. Dem Riss liegt eine Vorlage aus dem Umkreis der Familie Stimmer zugrunde (Auktion Laube 2012, S. 27). Überdies muss Zehnder mindestens eine weitere Kopie dieses Risses angefertigt haben, da im Kunsthandel bereits 1922 ein weiterer signierter Riss angeboten wurde (Auktion Laube 2012, S. 27) und 1970 erneut ein Entwurf mit der Darstellung der Fortuna auftauchte (Auktion Laube 1970, Kat. Nr. 1085).
Das Wappen Zehnder ist auf die Stadtberner Glockengiesserfamilie zu beziehen, deren männliche Linie 1771 ausstarb (HBLS 1934, S. 628). Auch bei der Familie Hackbrett, handelt es sich um ein Berner Patriziergeschlecht, das im 18. Jahrhundert ausgestorben ist. Zwischen den beiden Familien konnte keine Allianz für die Zeit um 1600 nachgewiesen werden. Nach Hasler (1996/1997, 2. Bd. S. 14) war der Entwurf wohl für eine Freundschaftsscheibe bestimmt.
Datierung
1600–1610
Zeitraum
1600 – 1610
StifterIn
Eigentümer*in
Schweizerische Eidgenossenschaft
Vorbesitzer*in
Hand Rudolf Lando, Bern (1584–1646). Seit dem 19. Jahrhundert in der Sammlung Johann Emanuel Wyss.
Inventarnummer
BHM 20036.760