Forschung
Das in Freiburg beheimatete Geschlecht Chollet oder Zollet stammte aus dem Greyerzerland und nannte sich ursprünglich Guillet (HBLS II, 1924. S. 570; DHBS II, 1924. S. 512–513). Es wurde schon im 15. Jahrhundert in Freiburg eingebürgert (Amman 1924. S. 165–166).
Die Ergänzungen der Scheibe geben hinsichtlich Stifter und Datierung grosse Rätsel auf. Inwiefern die erneuerte Inschrift wenigstens in Teilen auf eine eventuelle originale zurückgeht, lässt sich schwer beantworten, zumal das Frauenwappen ebenfalls ergänzt wurde. Eine Allianz Joseph Chollet und Maria Ursula Michel lässt sich bislang nicht nachweisen. 1695 gab es auch keinen Grossrat, der Joseph Chollet hiess. Wenn Datum und Frauenwappen von einer originalen Scheibe richtig übertragen worden wären, könnte sich die Inschrift dennoch auch nicht auf Joseph Nicolas Chollet beziehen, der als Sohn des Apothekers Philipp Chollet (vgl. FR_395) 1705 sein Bürgerrecht erneuerte, im gleichen Jahr Maria Anna von Montenach heiratete und auch erst 1705 aus dem Neustadtquartier Grossrat wurde. Er verstarb am 19.7.1715.
Denkbar wäre, dass es sich bei der Scheibe um eine weitere Stiftung Philipp Chollets und seiner Frau Anna Maria Brunck handelt (vgl. FR_395). Demnach wäre bei der Restaurierung im 19. Jahrhundert die Tinktur des Frauenwappens irrtümlicherweise blau statt rot dargestellt worden. Das originale Männerwappen weist hier jedoch ein anderes Schildbild auf als jenes, das in der für Philipp Chollet belegten Scheibe erscheint. Das veränderte Wappen dürfte daher eher auf einen anderen Familienzweig deuten. Sollte aber das Frauenwappen vollständig frei ergänzt sein, könnte die Scheibe auch für Johann Ulrich Chollet geschaffen worden sein, der 1693–1713 Grossrat war, bevor er in den Rat der Sechzig aufstieg. Als Stifter käme schliesslich auch Peter Chollet in Frage, der am 14.2.1710 Maria Barbara Burgknecht (28.3.1679 getauft), die Tochter Hans Burgknechts und Maria Barbara Raemys, heiratete und mit ihr 1720 ein Kind zur Taufe brachte (vgl. Peissard 1914. StAF Ehebuch IIc 1 a fol. 50v; Taufbuch IIa 8a, p. 35). Peter Chollet war jedoch erst 1717 oder 1719 Grossrat, so dass auch die Datierung der Scheibe in Frage zu stellen wäre. Zwar könnte sie durchaus etwas später, um 1710, jedoch nicht mehr in die zwanziger Jahre des 18. Jahrhunderts datiert werden.
Datierung
1695 (?)
Eingangsdatum
1926
StifterIn
Chollet, Joseph (?) · Michel, Maria Ursula (?)
Schenker*in / Verkäufer*in
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Aus der Sammlung Schlumberger, Mülhausen (Foto SLM). 1926 bei der Galerie Fischer, Luzern, im Nachverkauf erworben.
Inventarnummer
MAHF 3590