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FR_127: Wappenscheibe Hans Rudolf Von der Weid und Elisabeth von Vevey 1646
(FR_Freiburg_MAHF_FR_127)

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Titel

Wappenscheibe Hans Rudolf Von der Weid und Elisabeth von Vevey 1646

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Laubscher, Hans Heinrich · zugeschrieben
Datierung
1646

Ikonografie

Beschreibung

Vor dem mittleren Bogen der perspektivisch verkürzten Rahmenarchitektur schwebt das gevierte Vollwappen des Stifterpaares. Das rote Gebälk wird von violetten und rotbraunen Pilastern mit grünen Kapitellen getragen. Zwei nackte Putten blasen vor dem violetten Bogen Trompeten, an denen die Fahnen der Stifterfamilien angebracht sind. Zwischen den bunten Podesten prangt im Fussteil die violett-grüne Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift.

Iconclass Code
46A122(VEVEY) · Wappenschild, heraldisches Symbol (VEVEY)
46A122(VON DER WEID) · Wappenschild, heraldisches Symbol (VON DER WEID)
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Allianzwappen Von der Weid-Vevey: Geviert, 1 und 4 in Blau drei goldene Kleeblätter, 2 und 3 in Schwarz ein goldener Pfahl, belegt mit einem schwarzen Baumstamm; Helm: silbern mit goldenen Spangen, Beschlägen und goldener Kette; Helmdecke: golden und blau; Helmzier: über silbern-goldenem Wulst wachsender goldener Löwe, ein goldenes Kleeblatt in den Pranken haltend.

Inschrift

Stifterinschrift: Hr. Hans Růdolff von / der Weid der Zÿt Groswei / bel zu Friburg vnd f. Elsbeth von Viuis sÿn Ehg: 1646.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Drei Notbleie. Zwei geklebte Sprünge.
Restaurierung: 1894: Kirsch & Fleckner, Freiburg: neu verbleit.

Technik

Farbloses, grünes, rotbraunes und blaues Glas. Rotes Überfangglas, z. T. mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, blauen, grünen und violetten Schmelzfarben. Winzige Brandmarke, zum Teil vom Blei überdeckt: 3.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Hans Rudolf Von der Weid aus der Linie von Seedorf, Sohn des Peter und der Katharina Gottrau sowie Neffe des Franz Anton, studierte 1638–1640 in Orléans (Büchi 1907. S. 152, Nr. 292). In seiner Heimatstadt wurde er 1638 Bürger, 1642 Grossrat für das Auquartier, 1646 Grossweibel und 1648 Sechziger. Er führte 1649–1653 die Vogtei Châtel-Saint-Denis und wurde 1653 in den Kleinen Rat gewählt. 1656–1659 amtete er als Bürgermeister, 1659–1662 als Zeugherr. Hans Rudolf war 1656 Gesandter zum Abschluss des Friedens zwischen den katholischen und protestantischen Orten und nahm 1663 als solcher an der Feier des mit Ludwig XIV. abgeschlossenen Bündnisses teil. Er war seit etwa 1642 mit Elisabeth von Vevey verheiratet. Als der Patrizier am 25. März 1669 verstarb, hielt der Ratsschreiber im Titelblatt des Ratsprotokolls fest, dass "der standt einen mercklichen verlurst gelitten wegen seiner sonderbahren qualiteten vnndt hochen verstandts" (StAF RM 220, 1669).
Eine Petschaft mit dem Wappen des Stifters befindet sich in Privatbesitz. Die Von der Weid von Seedorf und von Berlens bildeten die jüngere, von Jost Von der Weid († 1615) abgeleitete Linie der sog. "Schwarzen von der Weid", die eine schwarze Tinktur des Wappengrundes, meist mit goldenem Schildrand führten. Sie setzte sich damit von der älteren Linie ab, welche die Kleeblätter auf blauen Grund setzte (Vgl. Vevey 1963. S. 3). Unser Stifter scheint aber konsequent das alte blaue Wappen zu führen, denn das Wappen des Grossweibels Hans Rudolf findet sich in dieser Tinktur auch auf dem Titelblatt des Fahnenbuchs von 1647 im Staatsarchiv Freiburg (Vevey Armorial II. 1938. S. 110; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 23). Unter den Kindern waren auch Simon Petermann 1701 (FR_404) und Niklaus (oo Ursula Alt) Stifter von Scheiben (vgl. FR_198, FR_389, FR_408, FR_416, Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 408.1).
In der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums findet sich eine Zuschreibung der Scheibe an Jacques Pettolaz, der jedoch nicht den Beruf des Glasmalers ausübte (vgl. Bergmann 2014. Bd. 1. S. 402). Stilistisch lässt sich das Glasgemälde ohnehin nicht mit einem Freiburger Glasmaler verbinden. Es muss vielmehr in der weiteren Region Bern entstanden sein. In Frage kommt hier am ehesten der Bieler Glasmaler Hans Heinrich Laubscher (1605–1684), der ab 1646 zu Jost Hermann in Freiburg in Konkurrenz tritt (vgl. auch FR_248), ohne hier Wohnsitz zu nehmen. Laubscher war als Sohn des Nidauer Ratsherren Urs 1605 in Biel getauft worden. Sein Lehrmeister war vermutlich der Glasmaler Abraham Spengler in Bern, der 1639 Taufpate des erstgeborenen Sohnes Laubschers wurde. Laubscher zeichnete die Stadtansicht von Biel, die Matthäus Merian 1642 in seiner „Topographia Helvetia“ als Kupferstich aufnahm. Zahlreiche Aufträge sind für ihn in den Welschseckelmeisterrechnungen belegt. Zu den frühen gesicherten Werken Laubschers gehört die Wappenscheibe für Samuel Jenner von 1640 aus der Kirche von Lengnau (Bern, BHM Inv. 4295; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 107, Abb. 489.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 127.1; BE_406). Schon hier zeigt der Glasmaler seine Vorliebe für die tiefenräumlichen, von Murer abgeleiteten Rahmenarchitekturen. Sein Monogramm HHL findet sich auf zahlreichen Scheiben, auch auf solchen im Kanton Freiburg (vgl. FR_252 und FR_253), die für die Zuschreibung an den Meister sprechen (Brun SKL II, 1908. S. 233; Amweg 1941. S. 471; Bourquin 1999. S. 238). Sein Sohn, der Goldschmied Hans Heinrich Laubscher II. (1641–1682) war ebenfalls für Freiburg tätig (Am 7.9.1663 versprach er Meister Hans Zosso, drei Tischbecher zu machen [RN 262, fol. 71v]).

Datierung
1646
Eingangsdatum
1894
StifterIn

Von der Weid, Hans Rudolf († 1669) · Vevey, Elisabeth von (?–?)

Schenker*in / Verkäufer*in

Nachlass Charles-Auguste Von der Weid, Freiburg

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

1894 aus dem Nachlass Charles-Auguste Von der Weid erworben.

Inventarnummer
MAHF 3416

Bibliografie und Quellen

Literatur

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 30, Nr. 85 (handschriftlicher Nachtrag).

Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 6, 1899 (Séance du 8 mars 1894). S. 334–335.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 141.

Catalogue des vitraux de familles fribourgeoises propriété du Musée cantonal, dressé par Alfred Weitzel en 1909. Manuskript mit Wappenzeichnungen. (Staatsarchiv Freiburg Ma 11), unpag.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 9 (14me fenêtre).

Boesch, Paul. Zur Geschichte der Freiburger Glasmalerei. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 13, 1952. S. 115.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 127.

Vgl.

Amman, Généalogies (Staatsarchiv Freiburg) fol. 36 (Vonderweid).

Amman, François-Nicolas. Extraits des Besatzungen 1448–1840 (Staatsarchiv Freiburg Rg 1). S. 21, 70, 167, 291, 282, 350, 458.

Büchi, Albert. Freiburger Studenten an auswärtigen Hochschulen. In: Freiburger Geschichtsblätter 14, 1907. S. 128–160.

Brun, Carl. Schweizerisches Künstler-Lexikon (SKL). 4 Bde. Frauenfeld 1905 (Bd. 1), 1908 (Bd. 2), 1913 (Bd. 3), 1917 (Bd. 4 = Suppl.).

Weitzel, Alfred. Répertoire général des familles dont les membres ont occupé les fonctions baillivales. In: Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 10, 1915. S. 478, 558.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) VII, 1934. S. 297, Nr. 3.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) VII, 1933. S. 172, Nr. 3.

Vevey-L’Hardy, Hubert de. Armorial du Canton de Fribourg. Orné de 166 dessins du peintre Eugène Reichlen. 3 Bde. Fribourg 1935–1943. Réimpression Genève 1978.

Amweg, Gustav. Les Arts dans le Jura bernois et à Bienne. Tomme second: Arts appliqués. Porrentruy 1941. S. 471.

Vevey, Hubert de. Histoire généalogique de la famille von der Weid de Fribourg (Branche de Römerswil). Fribourg 1963. S. 3, Taf. IV.

Hasler, Rolf. Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde. Bern 1996–1997.

Bourquin, Werner und Marcus. Biel. Stadtgeschichtliches Lexikon von der Römerzeit (Petinesca) bis Ende der 1930er Jahre. Biel 1999.

Von der Weid, Nicolas. Généalogie Von der Weid avec les alliés des dernières génerations. o. O. [Fribourg] 2001 (Typoskript im StAF Généalogies diverses 357). Tab. 3.

Foerster, Hubert. Liste alphabétique et chronologique des avoyers, baillis, bannerets, bourgmestres, conseillers, membres des 60 et des 200, péagers de la Singine, secrétaires du Conseil et trésoriers 1399–1798. Fribourg 2008. (Staatsarchiv Freiburg Rg 3). S. 200–201.

Von der Weid, Nicolas. Généalogie de la famille Von der Weid et alliés XIVe – XXe siècle. I. Histoire familiales. o. O. [Fribourg] 2011 (Typoskript im StAF Généalogies diverses 494.1). S. 101–102.

Staatsarchiv Freiburg (StAF): Ratsmanuale (RM), Notariatsregister (RN).

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6369

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_127
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_127
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016