Bestelltes Bild

FR_96: Standesscheibe Freiburg 1623
(FR_Freiburg_MAHF_FR_96)

Kontaktdaten

Bitte geben Sie Ihren Vornamen ein.
Bitte geben Sie Ihren Namen ein.
Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein.
Die E-Mail-Adresse ist ungültig.

Bitte machen Sie so viele Angaben wie möglich (Titel der Publikation, Datenbank, Herausgeber, Auflage, Erscheinungsjahr, usw.)

Das Vitrocentre Romont kann Ihnen nur eigene Bilder zur Verfügung stellen. Bilder von Dritten können wir Ihnen leider nicht überlassen. Betrifft Ihre Bestellung Fotografien von Drittparteien, senden wir Ihnen die Kontaktadresse, über welche die Bilder bezogen werden können.

Die von Ihnen in diesem Formular angegebenen Personendaten werden vom Vitrocentre Romont ausschliesslich für die Bearbeitung Ihrer Bildbestellung verwendet. Die Korrespondenz zur Bestellung wird zur internen Nachvollziehbarkeit archiviert. Die Daten werden weder für andere als die hier aufgelisteten Zwecke verwendet noch an Dritte weitergegeben. Durch das Absenden des Bestellformulars erklären Sie sich mit dieser Nutzung Ihrer Personendaten einverstanden.

Bei Fragen können Sie gerne eine E-Mail an info@vitrosearch.ch senden.

Titel

Standesscheibe Freiburg 1623

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Wäber, Johann · zugeschrieben
Datierung
1623

Ikonografie

Beschreibung

Die Stadtheiligen Nikolaus und Katharina begleiten die Wappenpyramide Freiburgs vor grünem Rankengrund. Der hl. Nikolaus trägt als Bischof über der Albe eine gemusterte blaue Kasel und ein violettes Pluviale. In der Rechten hält er den Krummstab, in der Linken das Buch mit den drei Kugeln. Die als Prinzessin gekrönte Katharina ist in ein weisses Kleid und einen rot-violetten Mantel gekleidet. Das offene Buch in der Rechten, das Schwert und die Märtyrerpalme in der Linken bilden ihre weiteren Attribute. Das Rad, auf dem sie gefoltert werden sollte, befindet sich zu ihren Füssen. Beide Figuren überschneiden die aus wenigen Rollwerkformen, Früchten und Puttenköpfen bestehende Rahmenarchitektur. Vor dem roten Architrav prangt eine umwölkte Gloriole. Vier durch Zepter gekennzeichnete Herrscher in unterschiedlicher Tracht umgeben die im Licht erscheinende Allegorie der Gerechtigkeit mit Schwert und Waage. In den Zwickeln stehen die Muttergottes im Strahlenkranz und die hl. Barbara vor offener Landschaft als Patrone der Stadt Freiburg. Am Fuss der Scheibe befinden sich die geneigten Wappenschilde der Stadt vor der in der Mitte unterbrochenen roten Inschrifttafel.

Iconclass Code
11F4 · Madonna; d.h. Maria mit dem Christuskind
11H(NICHOLAS) · der Bischof Nikolaus von Myra (oder Bari); mögliche Attribute: Anker, Boot, drei goldene Kugeln (auf einem Buch), drei Geldbörsen, drei Kinder in einer Wanne, drei Mädchen
11HH(BARBARA) · Barbara, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Kanone(nkugel), Krone, Kreuz, Kelch mit Hostie, Dioscuros (ihr Vater), Pfauenfeder, Schwert, Fackeln, Steinmetzwerkzeuge, Turm
11HH(CATHERINE) · Katharina von Alexandrien, jungfräuliche Märtyrerin; mögliche Attribute: Buch, Krone, Kaiser Maxentius, Palmwedel, Ring, Schwert, Rad
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
44A1 · Wappen (als Staatssymbol etc.)
44B1 · Herrscher, Landesherr
44B112 · Kaiser
44B113 · König
44B114(SULTAN) · anderer Landesherr (SULTAN)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Freiburg: Geteilt von Schwarz und Silber.
Reichswappen: In Gold ein schwarzer, nimbierter und goldbewehrter Doppeladler.

Inschrift

Stifterinschrift: Die Lobliche / Statt Fryburg / Ano. 1623.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Mehrere Notbleie. Ein Sprung und eine Ergänzung. Kopf der hl. Barbara verkratzt.
Restaurierung: 1894: Kirsch & Fleckner, Freiburg: neu verbleit.

Technik

Farbloses, rotes, violettes, rotbraunes, grünes und gelbes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot sowie blauen und violetten Schmelzfarben. Brandmarke: 3.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Bis auf das Datum ist die Standesscheibe eine genaue Wiederholung der vorhergehenden Freiburger Scheibe von 1622 (FR_95). Aufgrund der Seckelamtsrechnungen können beide Scheiben dem Freiburger Glasmaler Johann Wäber zugeschrieben werden, der 1622 und 1623 für eine Anzahl von Standesscheiben bezahlt wurde. Die vorliegenden Glasgemälde sind daher auch ein sehr schönes Beispiel für die serienmässige Produktion der obrigkeitlichen Scheiben, die auf Vorrat angelegt und bei passender Gelegenheit verschenkt wurden.
Mit der Darstellung der Justitia über der Wappenpyramide drückt die Obrigkeit von Freiburg ihre Pflicht aus, die Gerechtigkeit in der Stadt und in den Untertanengebieten mit Nachdruck durchzusetzen. Die allegorische Darstellung besitzt jedoch noch eine tiefere, subtilere Bedeutung, denn sie beruht auf einer Gerechtigkeitsvorstellung, die offenbar im benachbarten konkurrienden Bern besonders ausgeprägt war und dort schon 1543 im Gerechtigkeitsbrunnen zum Ausdruck kommt, einem Werk des Freiburger Bildhauers Hans Gieng (Freiburger Skulptur 2011. Bd. I. S. 310–312). Die Brunnenfigur der Gerechtigkeit steht über vier Büsten, die Kaiser, Papst, Sultan und König darstellen. Sie nimmt somit gleichsam die Stelle und Funktion einer Tugend ein, welche über die Laster triumphiert (vgl. hierzu und zu dem folgenden die hervorragende Zusammenfassung und Analyse bei Schneeberger 2006. S. 158–160). In Bern ist dieses Motiv auch aus zahlreichen Scheiben und Scheibenrissen bekannt. Es wird bereits in dem Entwurf zu einer Berner Gerichtsherrenscheibe Hans Rudolf Manuels aus dem Jahr 1558 aufgenommen (BHM Slg Wyss Inv. 20036.595; Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 180–190, Nr. 189), ebenso findet es sich als Mittelbild in einer Bernischen Scheibe des Anton Wyss, die dieser 1578 als Vogt zu Wangen in die Kirche Aarwangen stiftete (Foto SLM 8254. Scheidegger 1947. S. 128, Nr. 111; Moser 1977. S. 40, 62; Kurmann-Schwarz 1998. S. 398; BE_14) und in einer Scheibe des Gwer (Quirinus) Franz im Bernischen Historischen Museum von 1622 (BHM Inv. Nr. 392; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 89.1; BE_901). Mit einer Scheibenstiftung Hans Stokars und Elisabeth Peyers aus der Hand des St. Galler Glasmalers Andreas Hör ist diese Gerechtigkeitsdarstellung aber auch schon 1562 ausserhalb von Bern nachgewiesen (SLM IN 67/49; Boesch. 1956. S. 17, Nr. 3, Taf. 1, Abb. 5; Schneider 1971. Bd I. S. 107, Nr. 299). Desgleichen dominiert Justitia die Fürsten in einer Rundscheibe des Gerichts Wetzikon von 1586 (Von einem unbekannten Meister. London, Victoria and Albert Museum C 63-1919; Boesch 1954/IV. S. 80–81 mit Abb.), auf einem Scheibenriss Tobias Stimmers (1539–1584) um 1567 (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Inv. XI.264; Tobias Stimmer 1984. S. 424–425, Nr. 265, Abb. 272; Mensger 2009. S. 41–43, Nr. 13; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 89.2) und auf weiteren Rissen und Glasgemälden.
Mit dem Wolkenmotiv, das im Gegensatz zum Berner Gerechtigkeitsbrunnen in den Scheiben stets auftaucht, wird der Bezug zum himmlischen Urteilsspruch hergestellt, den üblicherweise an dieser Stelle der hl. Michael fällt. Die “Göttliche Gerechtigkeit” war während der Reformation in Bern ein politisches Thema, verwies sie doch auf die Gerechtigkeit nach dem Wort Gottes, das mehr galt als ein Fürstenwort (Vgl. Schneeberger 2006. Die Diskussion verbreitete sich offenbar auch über die anderen Orte v. a. des neuen Glaubens). Die göttliche Gerechtigkeit steht über weltlicher Herrschaft, schreitet über die irdischen Herrscher hinweg, ist unabhängig von Rang und Namen und findet das Urteil – normalerweise mit verbundenen Augen – allein durch die Erforschung des Gewissens. Die “Gerechtigkeit für alle” hatte in der von republikanischem Geist geprägten Eidgenossenschaft, die sich der Herrschaft der Feudalherren entzogen hatte, einen folgerichtigen Platz. Bedeutungsvoll und politisch sehr relevant ist hier, dass der Papst – anders als im reformierten Bern – im katholischen Freiburg ausgenommen ist, diesem höchsten geistlichen Fürsten die Autorität in Fragen der Gerechtigkeit also nicht abgesprochen wird. Das Bildmotiv, hier erstmals in einer Freiburger Standesscheibe nachgewiesen, gehörte ganz offensichtlich zum Repertoire der obrigkeitlichen Freiburger Wappenstiftungen in die umliegenden Kirchen und Gemeinden und findet sich auch auf anderen Standesscheiben wieder (FR_89, FR_95).

Datierung
1623
Eingangsdatum
1894
StifterIn

Freiburg, Stand

Schenker*in / Verkäufer*in

Erbengemeinschaft Charles-Auguste Von der Weid

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

1894 von der Erbengemeinschaft Charles-Auguste Von der Weid erworben.

Inventarnummer
MAHF 3498

Bibliografie und Quellen

Literatur

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 30, Nr. 78 (handschriftlicher Nachtrag).

Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 6, 1899 (Séance du 8 mars 1894). S. 334–335.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 7 (11me fenêtre).

Saint-Nicolas. Les aventures du patron de Fribourg. Sous la direction de Jean Steinauer. Fribourg 2005. Abb. S. 150.

Utz Tremp, Kathrin. Die Verehrung der hl. Katharina von Alexandria in Freiburg (15. und 16. Jahrhundert). In: Freiburger Geschichtsblätter 86, 2009. S. 67–68, Abb. 8.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 96.

Bergmann, Uta. Le vitrail d’Etat de Fribourg de 1623. Fiches du MAHF 2016. (mit Abb.)

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_96
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_96
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016