Das Mittelbild des Glasgemäldes stellt eine Allegorie auf die Verwerflichkeit des Solddienstes dar. Links thront der spanische König vor einem grünen Vorhang in stahlblau-silbernem Harnisch, mit Krone und Zepter als Herrschaftszeichen, das goldene Vlies vor der Brust, und verteilt den anstehenden Eidgenossen Geld und Ordensketten. Fast spiegelbildlich sitzt rechts sein am goldenen Liliendekor des ihn bekrönenden blauen Baldachins als König von Frankreich erkennbarer Kontrahent auf dem Thronsessel und händigt den freundschaftlich empfangenen eidgenössischen Söldnerführern einen Beutel mit Dukaten aus. Zu beiden Seiten drängen sich im Hintergrund weitere Schweizer, um die Belohnung ihrer Dienste in Empfang zu nehmen. Im Vordergrund aber steht über dem gelben Fliesenboden der hl. Bruder Klaus in der Kutte, den Rosenkranz am Gurt. Er allein wendet sich gegen den Solddienst, der seine Landsleute immer öfters gegeneinander aufbot, und plädiert für den Zusammenhalt der eidgenössischen Stände. Er wird jedoch zu beiden Seiten von je zwei Hauptmännern bestürmt und verspottet. Als Argument halten sie ihm das erworbene Vermögen und die erhaltenen Ehrenketten entgegen. Die Aussage wird oben durch eine Bildinschrift kommentiert. In der darunter befindlichen Kartusche umschliessen sich als Zeichen der Einigkeit zwei Hände. Auf den Zusammenhalt der Eidgenossen spielen auch die beiden vor schlichten Pilastern stehenden Randfiguren an: links versucht ein Mann vergeblich, mehrere zusammengebundene Stäbe über dem Knie zu zerbrechen, rechts gelingt es einem anderen, der das Holzbündel zerlegt hat, mit Leichtigkeit, die einzelnen Stäbe entzweizubrechen. Über den personifizierten Allegorien stehen die lateinischen Bildinschriften, die besagen, dass man alleine schwach, vereint aber unbesiegbar ist. Die beiden Einzelpersonen entstammen der beliebten antiken Parabel des Stäbebrechens, die sich schon bei Äsop findet und häufig Thema von Schweizer Glasgemälden ist, v. a. seit sie durch die Radierung “Vermahnung an ein Lobliche Eydgenossenschaft zur Einigkeit” Christoph Murers (1558–1614) eine nationale Auslegung erfahren hatte (Boesch 1955. S. 167–168; Tobias Stimmer 1984. Nr. 259; Thöne 1975. Nr. 59, 78, 79; Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 30–31; Bergmann 2004. S. 364–365, Nr. 154). Die Gerichtsscheibe des Jahres 1612 im Gemeindehaus Suhr AG rückt die Fabel ins Mittelbild (Hasler 2002/II. S. 270–271, Nr. 143; Bergmann 2014. Katalog. Abb. 84.1). Ähnlich ist auch die Tellenszene vor einer Seelandschaft im Oberbild der Appenthel-Scheibe zu verstehen, die auf die errungene Unabhängigkeit der Eidgenossen anspielt. Links steht der Knabe mit dem Apfel auf dem Haupt vor einem Baum, hinter dem seine Mutter weint. Rechts hält Tell die Armbrust im Anschlag, beobachtet von einem Diener und Gessler, dessen Herrschsucht durch die aufgeputzte Mode mit Pelz, Ehrenkette und Hut hervorgehoben wird. Unterhalb der violetten Rollwerkrahmung verdeutlichen zu seiten der Bildinschrift zwei nackte Putten nochmals das Thema: Der eine spannt den Bogen und zielt auf einen Geldsack, den ihm der andere entgegenhält und aus dem nach erfolgreichem Schuss die Dukaten herauspurzeln. Am Fuss der Scheibe steht zwischen den Vollwappen in ovalen Blattkränzen die Stifterinschrift auf farblosem Grund innerhalb einer roten Rollwerkrahmung mit Frucht- und Puttenkopfdekor.
45C5 · Bezahlung, Lohn, Sold (beim Militär)
46A122(APPENTHEL) · Wappenschild, heraldisches Symbol (APPENTHEL)
46A122(REYNOLD) · Wappenschild, heraldisches Symbol (REYNOLD)
54C2(+2) · Empfehlung, Veranlassung, Ansporn (+ allegorische Szene (zwei oder mehr Personifikationen sind in eine Handlung involviert))
82A(WILLIAM TELL) · Wilhelm Tell
85A ·
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
98B(SCYLURUS)68 · der Tod des Scylurus: auf seinem Sterbebett fordert der Scythenkönig seine achtzig Söhne auf, ein Bündel von Stöcken (oder Pfeilen) zu zerbrechen; als sie dazu nicht in der Lage sind, zerbricht er die Stöcke einzeln, um den Söhnen beizubringen, daß sie vereint stark, getrennt aber schwach seien
Wappen Appenthel (ergänzt): In Blau ein goldenes Hauszeichen; Stechhelm: silbern mit goldener Kette und goldenen Beschlägen; Helmdecke: blau und golden; Helmzier: eine wachsende Jungfrau in von Blau und Gold gespaltenem Kleid, in der linken Hand einen sechsstrahligen goldenen Stern haltend.
Wappen Reynold (ergänzt): Geteilt, oben in Blau ein lateinisches silbernes Kreuz, beseitet von zwei sechsstrahligen silbernen Sternen, unten fünfmal gespalten von Silber und Schwarz; Stechhelm: silbern mit goldenen Beschlägen und goldener Kette; Helmdecke: schwarz und silbern; Helmzier: ein blauer Flug belegt mit den Sternen des Schildbildes, ein silbernes lateinisches Kreuz einschliessend.
Stifterinschrift: H. Caspar Appothel, der / Zit Schulthes zů Murtten / Vnd F. Maria Reinauldt / Sin Eliche Gmahel. 1606.
Bildinschrift: Vor Eiigen Nutz Jungem Rath, vnd heimlichen Niidt, Hiettent vch ir Frommen Eiidtgnossen alleziit: / Lůgent das Rünischgolt, Kronen, vnnd Ducaten, / Vch Frommen Eiidgnossen nitt verrathen.
Über den Seitenfiguren: VNITAS FIRMA, DISPERSVM FRAGILE.
Keine