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FR_59: Wappenscheibe Christoph von Praroman 1577
(FR_Freiburg_MAHF_FR_59)

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Titel

Wappenscheibe Christoph von Praroman 1577

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Heilmann, Christoph · zugeschrieben
Datierung
1577

Ikonografie

Beschreibung

Vor gelbem Grund steht das Vollwappen über einem marmorierten Boden. Die Rahmung bilden marmorierte Hermenpilaster mit roten Kapitellen, über denen der geschweifte, mit Fratzen dekorierte grüne Volutenbogen ansetzt. Im Inneren des Bogens fügt sich ein zweiter Volutenbogen über Pilastern ein, vor deren Sockeln Blumenbouquets die Zwickel seitlich des Wappens füllen. Im Oberbild ist, von einer rotbraunen Volutenkartusche geteilt, das Schiessen auf den toten Vater vor der Kulisse eines städtischen Platzes dargestellt. Der Leichnam ist, am Oberkörper vom Leichentuch befreit, rechts auf den Thron gesetzt worden. Seine Füsse ruhen auf einem blauen Kissen. In seiner Brust steckt der Pfeil des ersten Sohnes. Der zweite Sohn spannt bereits den Bogen zum Schuss, während der jüngste seinen Bogen zerbricht. Vier antikisch gekleidete und speertragende Soldaten bewachen das Wettschiessen unter den streitenden Brüdern. Zwischen rotbraunen Podesten nimmt eine gelbe Rollwerkkartusche die Stifterinschrift auf farblosem Grund auf.

Iconclass Code
42B53 · das Schießen auf den Leichnam des Vaters: zwei streitende Erben werden von einem Richter gezwungen, einen Pfeil auf den Leichnam des Vaters zu schießen; der falsche Erbe zögert nicht, während der wahre Erbe sich weigert, auf seinen Vater zu schießen
46A122(PRAROMAN) · Wappenschild, heraldisches Symbol (PRAROMAN)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Praroman: In Schwarz ein gebogenes silbernes Fischgerippe; Helm: silbern mit goldenen Spangen und Beschlägen; Helmdecke: schwarz und silbern; Helmzier: über einem schwarz-silbernen Wulst ein silberner Brackenrumpf mit roter Zunge.

Inschrift

Stifterinschrift: J. Christoffell vō / Perraman: 1577.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zwei Ergänzungen in den Podesten neben der Inschrift.

Technik

Farbloses, grünes, rotes, rosa und rotbraunes Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot sowie blauen Schmelzfarben. Schmelzfarben stellenweise strichartig radiert.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Der edle Christoph von Praroman, Sohn des Johann und der Andrea Mutzo, war 1564–1568 Grossrat, 1568–1587 Sechziger und 1587–1591 Ratsherr. Er amtete 1564 als Ohmgeltner und 1569–1574 als Vogt in Estavayer. 1558 diente er in der Kompanie Petermann von Clérys in französischen Diensten. Christoph von Praroman trat am 19.5.1560 in die Zunft der Krämer ein. 1576 kaufte er das Schloss und die Herrschaft Rosière. Seit dem 26.11.1579 war er mit Elisabeth Reyff, Tochter des Wilhelm Reyff von Freiburg, verheiratet. Seine Frau vermachte ihm testamentarisch am 16.9.1585 ihre Güter, er selbst starb an Weihnachten 1591. Die Scheibe stammt wie die drei Jahre jüngere Scheibe Peter von Praromans (FR_60) aus dem Schloss Givisiez, aus welchem sie 1902/03 vom damaligen Besitzer an das Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg verkauft wurden. Es wurde bislang stets angenommen, dass sich die beiden Glasgemälde schon immer an Ort befunden hatten, weshalb sie früher als Hinweis dafür galten, dass das 1539 datierte und für Franz von Affry erbaute Schloss schon im 16. Jahrhundert der Familie Praroman gehörte (Repond 1908). Jene Theorie ist aber nicht zwingend. In jüngerer Zeit wurde vielmehr postuliert, dass beide Praroman-Scheiben an die befreundete Familie von Affry ins Schloss Affry gestiftet worden seien. Ludwig von Affry, der um 1575/80 das Schloss Givisiez umbauen liess, – dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass Decken- und Bodenbretter im "Saal Vogelsang" von 1578–1580 datieren – war der Schwiegervater Peter von Praromans. Er war zudem in zweiter Ehe mit Ursula von Praroman, einer Tochter Wilhelm von Praromans, verheiratet. Seine Schwester Elisabeth von Affry war mit Peter Wallier verehelicht (vgl. FR_51). Da im Juli des Jahres 1577 die Stadt Estavayer-le-Lac ihrem ehemaligen Vogt Christoph von Praroman eine Scheibe mit dem Stadtwappen in sein neu erworbenes Haus, die sogenannte Rosière beim Dorf Grolley spendete, könnte man auch an eine Eigenstiftung Christophs in sein Haus denken (S. StAF Dafflon, fonds de famille, doc. (1623–1851), Lettre de C.A.L. Dafflon 3.12.1875. Vgl. Ratsprotokoll Estavayer Juli 1577; Grangier Annales, cahier 18, p. 89). Die Familie Praroman hätte in diesem Fall bei ihrem Einzug in ihren Herrensitz von Givisiez Wappenscheiben mitgenommen, wo sie dann bis ins frühe 20. Jahrhundert verblieben. Dies ist jedoch weniger wahrscheinlich als eine Stiftung an die verwandte Familie von Affry. Aus dem Besitz de Boccards in Givisiez soll auch die Wappenstiftung von Gaspard de Genève (1549–1619) aus dem Jahre 1584 stammen, die ins Musée d’art et d’histoire in Genf gelangte (Inv.-Nr. 011925. Ankauf 1899 über die “Société Auxiliare du Musée”. Eingang ins Museum 1903. Mayor 1898–1904. S. 169–174, pl. IV; ASA V, 1903/04. S. 296; Deonna 1929. S. 25; Deonna 1942. S. 368; Emotion(s) 2008. S. 31; Bergmann 2014. Bd. 1. Abb. 196). Als Repräsentant Savoyens während der Verhandlungen einer Allianz zwischen Bern, Zürich und Genf, der eine solche zu verhindern suchte, stand Gaspard de Genève den Freiburger Delegierten nahe, die dieser Allianz ebenfalls ablehnend begegneten. Möglicherweise kam auf diese Weise eine Scheibenstiftung nach Freiburg zustande (Emotion[s] 2008. S. 32). Damit sind drei Scheiben gleicher Herkunft mit jeweils unterschiedlichen Daten zwischen 1577 und 1584 belegt, die jedoch aus stilistischen Gründen sicher alle aus der Hand des Glasmalers Christoph Heilmann stammen. Im gleichen Zusammenhang ist daher vielleicht auch die gleichformatige und stilistisch übereinstimmende Wappenscheibe Werly zu sehen (FR_58). Die vorliegende Scheibe zeigt im Oberbild eine besondere Darstellung. Sie geht ursprünglich auf eine jüdische Geschichte zurück, die im Talmud um 400 nach Christus überliefert ist und im Mittelalter leicht abgewandelt durch die 1472 erstmals in gedruckter Form erschienenen Gesta Romanorum verbreitet wurde (Trillitzsch 1973. S. 90–91; Hesse 2008. S. 34–35). Im "Theatrum vitae humanae" des Humanisten Theodor Zwinger d. Ä. (1533–1588), Basel 1565, das allerlei Geschichten aus der antiken und mittelalterlichen Literatur vereinigte, wurde das Thema ebenfalls wieder aufgegriffen (zum Thema s. Stechow 1942; Boesch 1954/II). Der Erzählung nach stritten sich beim Tod eines reichen Königs die drei Söhne um die Herrschaft des Reiches. Ein benachbarter weiser König riet ihnen, auf den Leichnam des Vaters zu schiessen. Jenem, dessen Pfeil das Herz träfe, käme die Krone zu. Der dritte und jüngste Sohn aber weigerte sich, so gottlos und grausam zu handeln, warf Pfeil und Bogen von sich und wurde darauf zum wahren Herrscher gekrönt. Die Geschichte warnt also vor Blasphemie und Gottlosigkeit und mahnt zur Tugend, Liebe und Pietät den Eltern gegenüber. Oftmals wird sie dem gerechten Urteil Salomons gegenübergestellt und zeigt damit christlich-moralisierende Züge. Sie ist daher auch in der Schweizer Glasmalerei ein beliebtes Thema (Vgl. Bergmann 2004. Kat.-Nr. 151).

Datierung
1577
Eingangsdatum
1902/03
StifterIn

Praroman, Christoph von († 1591)

Schenker*in / Verkäufer*in

Hubert de Boccard in Givisiez

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Vorbesitzer*in

1902/03: Ankauf von Hubert de Boccard in Givisiez.

Inventarnummer
MAHF 3489

Bibliografie und Quellen

Literatur

Repond, Jules. Un manoir du XVIme siècle à Givisiez. In: Fribourg Artistique à travers les âges 1908. Pl. XXII.

Catalogue du Musée Cantonal des Beaux-Arts et d’Antiquités Fribourg. Répertoire général. 1909 ff. (Handschriftlicher Katalog Archiv MAHF) Nr. 200.

Catalogue des vitraux de familles fribourgeoises propriété du Musée cantonal, dressé par Alfred Weitzel en 1909. Manuskript mit Wappenzeichnungen. (Staatsarchiv Freiburg Ma 11), unpag. (als Peter von Perroman).

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 6 (8me fenêtre).

Vevey-L’Hardy, Hubert de. Armorial du Canton de Fribourg. Orné de 166 dessins du peintre Eugène Reichlen. 3 Bde. Fribourg 1935–1943. Réimpression Genève 1978. Bd. II. 1938. S. 86.

Benali-Chatton, Anne-Marie. Le Manoir de Givisiez. Une histoire, une fondation. Givisiez 1996. S. 15–17.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 59.

Vgl.

Amman, François-Nicolas. Extraits des Besatzungen 1448–1840 (Staatsarchiv Freiburg Rg 1). S. 18, 56, 142, 329, 412.

Grangier, Jacques- Philippe (1743–1817). Annales soit mémoires pour servir à l’histoire d’Estavayer et lieux circonvoisins. Manuscript en 5 vol. (Kantons- und Universitätsbibliothek Freiburg L 1119 = zit. Grangier Annales, Auswahl publiziert 1905)

Mayor, Jaques. Note sur un vitrail aux armes de Genevois. In: Bulletin de la Société d’Histoire et d’Archéologie de Genève II, 1898–1904, p. 169–174, pl. IV–V.

Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde (ASA) / Indicateur d’antiquités suisses. Bd. 1–31. Zürich 1868–1898. NF Bd. 1–40. Zürich 1899–1938.

Weitzel, Alfred. Répertoire général des familles dont les membres ont occupé les fonctions baillivales. In: Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 10, 1915. S. 482, 547.

Deonna, Waldemar. Collections archéologiques et historiques. Moyen Âge et Temps Modernes. Genève 1929.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) V, 1929. S. 482, Nr. 24.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) V, 1930. S. 339, Nr. 24.

Deonna, Waldemar. Les arts à Genève, des origines à la fin du XVIIIe siècle. In: Genava 20, 1942, p. 1–499.

Stechow, Wolfgang. Shooting at Father’s Corpse. In: The Art Bulletin XXIV, 1942, p. 213–225.

Boesch, Paul. Schiessen auf den toten Vater. Ein beliebtes Motiv der schweizerischen Glasmaler. Separatabdruck aus: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 15, 1954. S. 87–92.

Zurich, Pierre de. Généalogie de la famille de Praroman. In: Annales fribourgeoises 45, 1962. S. 46, Nr. 82.

Trillitzsch, Winfried (Hrsg.). Gesta Romanorum. Geschichten von den Römern. Ein Erzählbuch des Mittelalters. In vollständiger Übersetzung. Leipzig 1973.

Bergmann, Uta. Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. (Corpus Vitrearum der Schweiz. Reihe Neuzeit Bd. 4) Bern 2004.

Hesse, Hermann (Hrsg.). Gesta Romanorum. Märchen, Sagen und Legenden des Mittelalters. Aus dem Lateinischen von Johann Georg Theodor Graesse. Köln 2008.

Emotion(s) en lumière. Le vitrail à Genève. Genève 2008.

Foerster, Hubert. Liste alphabétique et chronologique des avoyers, baillis, bannerets, bourgmestres, conseillers, membres des 60 et des 200, péagers de la Singine, secrétaires du Conseil et trésoriers 1399–1798. Fribourg 2008. (Staatsarchiv Freiburg Rg 3). S. 148.

Staatsarchiv Freiburg (StAF): Dafflon, fonds de famille.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich 6356 (vor Restaurierung)

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Freiburg_MAHF_FR_59
Fotonachweise
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Eigentümer*in

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventar

Referenznummer
FR_59
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

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Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Christoph von Praroman 1577