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BE_1645: Bildscheibe Gemeinde Zwieselberg, Glütsch mit Gleichnis vom Guten Hirten und Wappen der Pfisternzunft Thun
(BE_Bern_BHM_8887)

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Titel

Bildscheibe Gemeinde Zwieselberg, Glütsch mit Gleichnis vom Guten Hirten und Wappen der Pfisternzunft Thun

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1715
Masse
30.7 x 20.7 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Im Vordergrund einer Flusslandschaft hält ein Hirte den Wolf von seinen Schafen fern, indem er ihn mit dem Speer vertreibt. Beobachtet wird er bei seinem Tun von dem in einen roten Mantel gekleideten und ihn segnenden Herrn Jesus sowie dessen Jüngern. Auffallend ist die kleine Statur des Hirten im Vergleich zu den ihm gegenüber versammelten Heiligenkollegium. Die Szene wird zu beiden Seiten von einer blauen und roten Marmorsäule gerahmt. Über dem auf diesen fussenden blauen Gebälk ist die Bildlegende in Versform angebracht. Die Stifterinschrift in der hohen, blau gerahmten Sockelzone wird durch ein oval umkränztes Wappen zweigeteilt.

Iconclass Code
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
73C821 · die Parabel vom guten Hirten: der gute Hirte (Christus) verteidigt seine Schafe gegen die Wölfe; Christus: Ich bin der gute Hirt (Johannes 10:1-16)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Pfisternzunft Thun

Inschrift

Das Schaff des Menschen Lib, in allwäg Nützlich ist / der Seellen Vnverglich, Das Lämlin Jesu Christ / der Gläubig als ein Schaff, sins hirten Stim Anhöret / im Folget Vnd Verblibet, vom Wietling Vnbetöret.
Vs groser Liebe Vnd Krafft / hat dises Pfenster hier / sin Stantt / ein Gemeint Glütsch= / vnd Zwissel-bärg // Wägen Getreuwer Nachbarschafft / us guoter Meinung als / in Pfantt / Spändiert dis Liecht / Willig vnd gärn // Anno / 1715.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1916 Hans Drenckhahn, Thun: Einsetzen eines Sprungbleies.

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Der Weiler Glütsch bildet einen Teil der Gemeinde Zwieselberg im Amtsbezirk Thun und lag einst an der wichtigen Route zwischen dem Simmental und dem Thunerseegebiet. Laut Inschrift stiftete die Gemeinde ihre Scheibe in ihre Nachbarschaft. Doch ist bislang unbekannt, in welchen Bau des Umlandes das Glasgemälde ursprünglich gelangte.
Die Scheibe schliesst erstaunlicherweise nicht das Wappen der Gemeinde Zwieselberg ein, sondern vermutlich dasjenige der Thuner Pfisternzunft. Es ist daher kaum anzunehmen, dass es zum Originalbestand des Glasgemäldes gehört (vgl. Jahresbericht BHM Bern 1916). Das Wappen hebt sich jedoch in Stil und Technik in keiner Weise von den übrigen Gläsern ab. Diese Widersprüche lassen sich sicher nur folgendermassen erklären: Das Pfisterwappen wird zu einer weiteren Scheibe der gleichen Serie gehört haben und von der Zunft an den gleichen Ort gestiftet worden sein. Später war sie offenbar jedoch nur noch im fragmentarischen Zustand erhalten, und das Wappen gelangte daher zu unbekannter Zeit als Flickstück in die bis auf ihr Wappen vollständig erhaltene Gemeindescheibe Glütsch-Zwieselberg.
Das Mittelbild stellt das Gleichnis vom Guten Hirten dar (Jo 10, 11–16), der sein Leben für die Schafe lässt, anstatt wie der Knecht vor dem angreifenden Wolf zu fliehen. Entgegen der allgemein üblichen Ikonographie ist Christus nicht selbst als Guter Hirte erkennbar, der dem Wolf mit dem Speer entgegentritt, sondern er steht vor seinen Jüngern als Prediger, der die Szene gutheisst. Der Bildspruch bedeutet dem Betrachter der Scheibe, dass die Schafe (die Gläubigen), die auf Christi Stimme hören und vertrauen, dem Angriff des Wolfes, d. h. allen Übeln entgehen. Damit wird auch deutlich, dass die Stiftung des Glasgemäldes ehemals in einem kirchlichen Rahmen erfolgte.

Datierung
1715
StifterIn

Zwieselberg, Glütsch, Glütschberg, Gemeinde

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1916 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1916 Sammlung Knechtenhofer, Thun

Inventarnummer
BHM 8887

Bibliografie und Quellen

Literatur

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern 1916, Bern 1917, S. 38.

700 Jahre Thuner Handveste. Thun in der Kunst früherer Zeiten, Ausst.-Kat. Schloss Schadau, Thun 1964, Nr. 186.

Weiteres Bildmaterial

BHM Nachweisakten

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_8887
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1916 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_1645
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016