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BE_1226: Figurenscheibe mit hl. Martin
(BE_Kirchberg_refK_Selz_hlMartin)

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Titel

Figurenscheibe mit hl. Martin

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
unbekannt · Bubenberg-Werkstatt
Herstellungsort
Datierung
um1507
Masse
85.5 x 54.8 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Damastgrund steht der hl. Martin auf grüner Wiese. Mit seinem langen Schwert zerschneidet er seinen roten Mantel, um einen Teil davon dem vor ihm am Boden knienden Bettler zu geben. Schlanke Säulen auf hohen Basen tragen einen Rundbogen, worauf zwei Putten sitzen und musizieren.

Iconclass Code
11H(MARTIN) · Martin, Bischof von Tours; mögliche Attribute: Bettler, Gans
48C735 · Blasinstrumente
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Inschrift

Keine

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Der Kopf des Heiligen alt ergänzt; ein kleines Stück im Mantel des Heiligen sowie ein Teil des Damasts neu ergänzt; Korrosionsschäden in der Schwarzlotbemalung; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1721/22 Glaser Kräuchi, Bäriswil. Dieser führte laut den damaligen Amtsrechnungen Burgdorfs eine Restaurierung aus: "Glaser Kräuchi zu Bärisweil die beschädigten Chorfenster zu Kirchberg zu reparieren 44 Pf." (Staatsarchiv BE; dazu Heinz Matile, in: Kat. Manuel 1979, S. 427).
1899 Atelier Gustav Robert Giesbrecht, Bern. Damals wurden vierzehn Kirchberger Glasgemälde im Berner Atelier Giesbrechts neu gefasst und bei diesem Anlass für 14 Tage im Bernischen Historischen Museum ausgestellt (Kasser 1899, S. 27; Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Ende des 19. Jahrhunderts befand sich die Scheibe mit dem hl. Martin links neben der Solothurner Standesscheibe unter der Madonna und der hl. Adelheid im Fenster der nördlichen Schrägseite des Chors (Rahn 1883; Lehmann 1913). Dabei handelt es sich aber nicht um die ursprüngliche Anordnung.

Zu welcher Stiftung die Martin-Scheibe gehört, ist unklar. Da sie sich neben der Adelheid-Scheibe befand, zog Hans Lehmann in Betracht, dass auch sie zur Stiftung der Abtei Selz gehört (Lehmann 1913). Dies ist aber unwahrscheinlich, da kein Bezug des Klosters Selz zu diesem Heiligen erkennbar ist. Weil die Kirche Kirchberg dem hl. Martin geweiht war, hat man eher die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass dieser hier als ihr Patron dargestellt ist (vgl. Moser 1958, S. 35). Vorstellbar ist aber ebenfalls ein Bezug zur benachbarten Kirche Seeberg, die ebenfalls den hl. Martin als Patron hatte.

Die Scheibe weist stilistische Parallelen zu den Glasmalereien der Bubenberg-Stiftung im Berner Münster auf (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 252–259) und ist somit derselben Werkstatt wie diese zuzusprechen. Neben den stilistischen Ähnlichkeiten ist die zu dieser Zeit noch seltene Verwendung von Eisenrot auffallend. Da in der betreffenden Werkstatt mehrere Hände arbeiteten, die sich mit keinen Namen verbinden lassen, bezeichnet Brigitte Kurmann-Schwarz dieses Atelier als Bubenberg-Werkstatt (Kurmann-Schwarz 1998, S. 373–74, 401–414). Hans Lehmanns Zuschreibung der Martin-Scheibe an Hans Hänle, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde zuweisen lässt, ist dagegen abzulehnen (vgl. Lehmann 1913).

Datierung
um1507
Zeitraum
1506 – 1508
Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 117.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Bd. IV, 1880–1883, Zürich 1883, S. 242.

Hermann Kasser, Die Glasgemälde zu Kirchberg, in: Kirchliches Jahrbuch für den Kanton Bern 1890, Bern 1890, S. 51.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 71, Nr. 4.

Hermann Kasser, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern für 1899, Bern 1900, S. 27f.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 238.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 15/1913, S. 112f. (Hans Hänle).

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 15, 1935, S. 124.

Hans Christoph von Tavel, Hans Baldung und die Anfänge Niklaus Manuels, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 35/1978, S. 225.

Heinz Matile, in: Niklaus Manuel Deutsch. Maler, Dichter, Staatsmann, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 1979, S. 427.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 81f.

Hugo Ryser, Die Geschichte der Kirche Kirchberg (Bern), Kirchberg 1984, S. 11.

Michael Gerber, Die Pfarrkirche Kirchberg, Schweiz. Kunstführer, Bern 1996, S. 12–25.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 373f.

Notizen zu Kirche Kirchberg in Unterlagen von Heinz Matile im Bernischen Historischen Museum (Kopien im Vitrocentre Romont).

Vgl.

Andres Moser, Die Patrozinien der bernischen Kirchen im Mittelalter, in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 52/1958, S. 27–47.

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 04111, A 215, Neg. Howald 011253/1, 011253/2c, 011253/3c (1989); SNM Zürich, Neg. 8313, 8311

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Kirchberg_refK_Selz_hlMartin
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Kirchberg
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_1226
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema