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BE_316: Ovale Wappenscheibe Johann Franz von Wattenwyl
(BE_Oberhofen_Hilterfingen_refK_WattenwylJF)

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Titel

Ovale Wappenscheibe Johann Franz von Wattenwyl

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Sybold, Abraham · zugeschr.
Fueter, Andreas · Inschrift
Datierung
1634 / 1727

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum der Ovalscheibe steht vor einer Stadtlandschaft das auf die Rollwerktafel mit der Stifterinschrift gesetzte Vollwappen des Johann Franz von Wattenwyl. Es wird von einem aus blauen Postamenten herauswachsenden Lorbeerkranz gerahmt, an dem Fruchtbouquets aufgehängt sind.

Iconclass Code
25I1 · Stadtansicht (allgemein); Vedute
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen von Wattenwyl, Johann Franz

Inschrift

Jr. Joh: Franntz V. Wattenwÿl / Herr zů St: Bonet Und Deβ / Groβen Rahts der Statt / Bern, 1727.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Die Inschrift 1727 von Andreas Fueter ergänzt; wenige Sprungbleie.
Bei einzelnen Scheiben in Hilterfingen Korrosionsschäden an der Bemalung erkennbar, vermutlich verursacht durch Belüftungsmangel.

Restaurierungen
1727 Einsetzen neuer Inschriften durch Andreas Fueter, Bern.
1974 Konrad Vetter, Bern (Inschrift in Fenster s II/s III: Verglasungen und Restaurationen Glasmalerei K. Vetter Bern 1974).

Technik

Farbloses Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; das rote Glas bei der Helmzier rückseitig aufgeschmolzen; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb sowie blauer und grüner Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Johann Franz von Wattenwyl (1693–1760), Sohn des gleichnamigen Vaters und der Anna Barbara Stürler, heiratete 1721 in Köniz Katharina von Erlach (1699–1771), die Tochter des Johann Rudolf (1672–1702) und der Margaretha Albertine von Reinhard. 1744 wurde er Landvogt zu Lenzburg. Johann Franz von Wattenwyl stiftete 1738 auch eine heute verschollene Scheibe in die Kirche Thun (Lohner 1864–67, S. 327; von Erlach 1989, Stamm-Taf. C 1 XIII; Kessel 2015).
Die Stiftung Johann Franz von Wattenwyls nach Hilterfingen ist indirekt über einen die Thuner Wappengabe betreffenden Ratsbeschluss für das Jahr 1727 erwähnt: "Auf die Begehrte instruction MrwH. Seckelmr. Annelers, ob Er nahmens der Statt alhier der Kilchörj Hilterfingen und Oberhoffen ein Ganzes Fenster (so sich dem Bericht nach auf 28 Kr. Belauffen werde) oder nur gleich der Landschafft Steffisburg und Herrschafft Spietz ein halbes Fenster machen lassen sölle. Jst einhälig erkennt worden dass in betrachtung mwEHr. Jr. Haubtmann von Wattenwyl, als ein particular ein gantzes Fenster dahin Verehrt, einer Statt Thun minder nit tuhn könne, hiemit MwHrn Seckelmr. nahmens der Statt auch ein gantzes Fenster mit der Statt Ehren Wapen, machen und verfertigen lassen auch den belauff desselben behörigen orthes verehren sölle." (Ratsmanual 12, Burgerarchiv Thun 70, 10.9.1727, S. 305).
Die Wappenscheibe von Wattenwyls ist analog gestaltet wie das Pendant seiner Frau Katharina von Erlach. Das vorliegende Scheibenpaar liess von Wattenwyl allerdings nicht vollständig neu herstellen. Vielmehr wurden dafür zwei ältere Ovalscheiben verwendet, die lediglich neue Inschriften erhielten. Dieses Scheibenpaar unterscheidet sich nämlich wesentlich von den anderen 1728 nach Hilterfingen gemachten Glasgemäldestiftungen. Die beiden ursprünglichen Ovalscheiben sind dagegen analog gestaltet wie eine Serie ovaler Glasgemälde von 1634, die zweifellos alle den gleichen Bestimmungsort hatten. Dazu gehören die Stiftungen des Johann Ludwig von Erlach (BHM Bern, Inv. 57021), des Johann Rudolf Steiger (BHM Bern, Inv. 421), des Niklaus Dachselhofer (BHM Bern, Inv. 63459), des Johann Frischherz (SNM Zürich, Foto 12312) und des Daniel Lerber (SNM Zürich, Foto 22316). Vom gleichen Glasmaler stammen sicher auch die etwas länglicheren ovalen Allianzwappenscheiben der Ehepaare Niklaus Tschifferli und Barbara von Graffenried, Anton von Graffenried und Ursula Du Moulin sowie Albrecht Manuel und Katharina von Bonstetten aus dem Jahr 1635 im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich (Schneider 1971, Bd. II, Kat.-Nrn. 557–559; Foto SNM 70606, 73636, 70605) und die Rundscheibe Hans Ludwig und Margaretha von Erlachs in der Kirche Wichtrach aus der Zeit um 1630/40. Allen sind die sehr feine Zeichnung, die Fruchtbouquets und die Landschaft im Hintergrund gemeinsam. In Stil und Schriftcharakter lassen sich die betreffenden Werke mit den signierten Glasgemälden Abraham Sybolds im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 2431) und in der Kirche von Oberwil bei Büren (Gemeindescheibe Oberwils von 1624) vergleichen. Der Zyklus von 1634 wird demnach bei Sybold in Bern in Auftrag gegeben worden sein. Möglicherweise gehörten die Ovalscheiben des Johann Franz von Wattenwyl und seiner Gemahlin, die in Hilterfingen fast 100 Jahre später wiederverwendet und vom Glasmaler Andreas Fueter mit neuen Inschriften versehen wurden, zu eben diesem Zyklus. Beim ursprünglichen Stifterpaar dürfte es sich um Bernhard von Wattenwyl (1608–1663) und seine ihm seit 1630 angetraute Ehefrau Johanna von Erlach (* 1607) gehandelt haben.

Datierung
1634 / 1727
Zeitraum
1634 – 1727
StifterIn

Wattenwyl, Johann Franz von (1693–1760) · Erlach, Katharina von (1699–1771)

Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Hilterfingen (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Vorbesitzer*in

Staat Bern

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 230.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 240.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern 1896, S. 49f., 66f.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 248.

Max Haller, Die St. Andreaskirche in Hilterfingen, in: Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde 1/1905/Heft 2, S. 79–83.

Elisabeth Pistor-Frey, Bekanntes und Unbekanntes von Oberhofen und Hilterfingen, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, 1952, Heft 4, S. 178.

Robert Ganz, Hilterfingen und Hünibach. Eine Gegenwart – zwei Vergangenheiten (Berner Heimatbücher 144), Bern/Stuttgart/Wien 2002, S. 145.

Vgl.

Jenny Schneider, Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, 2 Bde., Stäfa o. J. [1971].

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989, Stamm-Taf. C 1 XIII.

P. Kessel, Berner Geschlechter, 2015 URL: [http://www.bernergeschlechter.ch/humo-gen/family.php?database=humo_&id=F17555&main_person=I53675; 29.10.2015].

Weiteres Bildmaterial

Staatsarchiv Bern, Privatnachlass Howald P 132 (Scheibenfotos 1974, color Neg.); Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. 29627 (alte Aufnahme), Neg. Howald 07032 (Jahr 1973), Neg. Hesse A 123; SNM Zürich, Neg. 12735, 12861 (Andreas Fueter, diese Scheibe im Chor)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Oberhofen_Hilterfingen_refK_WattenwylJF
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Hilterfingen
Eigentümer*in

Seit 1984 Kirchgemeinde Hilterfingen (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Inventar

Referenznummer
BE_316
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016