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BE_764: Figurenscheibe (Hans?) Schwander mit Christophorus
(BE_Worb_refK_Schwander)

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Titel

Figurenscheibe (Hans?) Schwander mit Christophorus

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · Werkstatt, zugeschr.
Datierung
um 1522
Masse
85. x 53. cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Vor blauem Damastgrund ist Christophorus in violetten Hosen, grünem Gewand und einem wehenden roten Mantel stehend auf einem kleinen gelben Podium festgehalten. Den eine Kugel mit Kreuz emporhebenden Christusknaben als schwere Last auf seinem Rücken tragend, muss er sich mit seiner Linken auf einen Stock stützen. Zu seinen Füssen ist das Vollwappen des Stifters angebracht. Als seitliche Rahmung dienen Balustersäulen mit gewundenen Schäften auf hohen Postamenten. Darüber erhebt sich ein in der Manier Hans Holbeins d. J. gestalteter Bogen aus Rollwerk mit Pflanzen- und Tiermotiven. Dem Scheibenfuss entlang zieht sich die Stifterinschrift hin, die ihre Fortsetzung auf dem Glasgemälde von Schwanders Frau findet.

Iconclass Code
11H(CHRISTOPHER) · der Riese und Märtyrer Christophorus; mögliche Attribute: Palme (mit Dattelbüscheln oder verdorrt), Christuskind
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen (Hans, Johannes?) Schwander

Inschrift

[Dem] Schwander vnnd Elsbet Lewin (?).

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Über die ganze Scheibe verstreut mehrere neu ergänzte Glasstücke; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1520er Jahre: Hans Lehmann und, ihm folgend, Fritz Engler, gehen davon aus, dass viele der 1521/22 in die Kirche gestifteten Scheiben infolge eines Unwetters (Hagelschlag) bereits kurz nach ihrer Entstehung restauriert werden mussten (Engler: "alle Scheiben im Chor und auf der Nordseite"). Nach Lehmann sollen bei dieser Restaurierung viele Scheibenteile von zwei Händen ergänzt worden sein, nämlich einerseits von Jakob Wyss (u. a. soll er mehrere Inschriften erneuert haben) und andererseits von Hans Funk. Dass namentlich im Chor bereits in den 1520er Jahren Glasgemälde zu reparieren waren, ist zwar denkbar. Wie bereits Heinz Matile feststellte (Kat. Manuel 1979, S. 53), lassen sich die allenfalls um oder kurz nach 1522 eingesetzten Ergänzungen aus heutiger Sicht jedoch kaum mehr sicher eruieren und ebenso wenig einer bestimmten Restauratorenhand zuweisen.
17./18. Jahrhundert: Laut Hans Lehmann sollen im betreffenden Zeitraum grössere Restaurationen (mit Ergänzungen) durchgeführt worden sein (Notizen Lehmanns in Unterlagen von Heinz Matile, BHM Bern).
Ende 19. Jahrhundert: Laut Hans Lehmann gab es damals eine Scheibenrestaurierung durch Johann Heinrich Müller, Bern (Notizen Lehmanns in Unterlagen von Heinz Matile, BHM Bern).
1932/33 Glasmaler Eduard Boss, Bern: Neuverbleiung der Glasgemälde (laut Fritz Engler soll Boss damals die in vielen Scheiben enthaltenen "abstossenden Flickstücke" nicht ersetzt haben).

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die sechs nicht zum zwölfteiligen Scheibenzyklus im Chor gehörenden Glasgemälde gelangten gleichfalls zur Zeit der Chorerneuerung, das heisst um 1521/22, in die Kirche. Weil man damals auch das Langhaus mit neuen Fenstern versah, liegt die Annahme nahe, dass sie für diese bestimmt waren. Nach Johann Rudolf Rahn (1882) sowie Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen (1896) befanden sich die sechs betreffenden Scheiben gegen Ende des 19. Jahrhunderts jedenfalls im Kirchenschiff, und zwar die vorliegende laut Hermann Kasser (1893) im "ersten Fenster auf der Nordseite".

Aufgrund der teilweise unrichtig ergänzten Namensinschriften lässt sich das Stifterehepaar der zwei Figurenscheiben mit Christophorus und der Mondsichelmadonna nicht sicher identifizieren. Bei den Schwander handelt es sich um eine Berner Familie. Hans Lehmann weist das rote Wappen mit dem silbernen Stern ohne nähere Begründung einem Töni Schwander zu. Laut dem Jahrzeitbuch der Kirche Worb gab es vor 1520 in Enggistein einen Wirt namens Hans Schwander der Jüngere, und 1517 ist ein Wilhelm Schwander als Grossrat in Bern bezeugt. Murielle Schlup vermutet im Stifter entweder den genannten Hans Schwander den Jüngeren oder jenen Hans Schwander, der Amtmann zu Worb war und für Niklaus II. und Wilhelm von Diesbach ein Hausbuch verfasste. Weil Schwanders Scheibe als Schildbegleiter Christophorus zeigt, kann man sich aber auch fragen, ob ihr Auftraggeber allenfalls ein Christoph Schwander war. Ganz unterschiedlich gelesen wird der Name von dessen Gemahlin, nämlich "Elsbeth Stellin" (Kasser 1893 und Engler 1933), "Elsbeth Dewin" (Thormann/v. Mülinen 1896), "Esther Demin" (Lehmann 1913) und "Elsbet Lewin" (Schlup 2005). Wie die Frau des unbekannten Stifters genau hiess, lässt sich beim heutigen Kenntnisstand leider nicht beantworten.

Nach Hans Lehmann soll die Scheibe von Lukas Schwarz stammen. Weil von Schwarz keine gesicherten Glasgemälde existieren, erweist sich diese Zuschreibung als unbegründet. Aufgrund ihres Stiles darf man die Doppelstiftung Schwanders und seiner Gemahlin aber einem Mitarbeiter der gleichen Werkstatt wie die Chorscheiben zusprechen. Verwiesen sei diesbezüglich auf das um 1519 entstandene, 1911 in der Kirche Hindelbank verbrannte Glasgemälde mit Christophorus, das Lehmann mit Hans Funk in Verbindung bringt (Lehmann ASA NF 17I/1915, S. 53–57). Dieses zeigt die Christophorus-Figur zwar in anderer Ausgestaltung, aber in ebenso monumentaler Form wie Schwanders Scheibe, und auch vor einem ganz ähnlich gemusterten Damastgrund.

Datierung
um 1522
Zeitraum
1520 – 1525
StifterIn

Schwander, (Hans, Johannes?) · Lewin, Elisabeth (Elsbeth oder Esther Dewin, Demin)

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Worb.
Die Unterhaltspflicht der dreizehn 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Viertes Heft. Mittelland. III. Papiermühle–Zuzwyl, Bern 1883, S. 311.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 252.

Hermann Kasser, Die Kirche von Worb und ihre Glasgemälde, Sep.-Abdruck aus: Kirchliches Jahrbuch für den Kanton Bern 1893, Bern 1893, S. 29f.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 96.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 247.

Hermann Schmitz, Die Glasgemälde des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin. Mit einer Einführung in die Geschichte der deutschen Glasmalerei, Bd. 1, Berlin 1913, S. 184.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 15/1913, S. 335–339, Taf. XXXa (Lukas Schwarz).

Schweizerisches Künstler-Lexikon 4/1917, S. 398 (Lukas Schwarz).

Fritz Engler, Geschichte der Kirche Worb. Gedenkblatt zur Erinnerung an die Renovation 1932/33, Worb 1933, S. 8–12 (Lukas Schwarz).

Alfred A. Schmid, Wappenscheibe des Chorherrenstiftes St. Nikolaus in Freiburg, in: Bericht der Gottfried Keller Stiftung 1948 und 1949, Bern o. J., S. 27f. (Lukas Schwarz unter Einfluss Manuels).

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 131.

Samuel Rutishauser, Kirche Worb (Schweizerische Kunstführer), Bern 1985, S. 11–15.

Murielle Schlup, "dem heiligen Sant mauritzien an sinen buw". Die Kirche von Worb im Mittelalter, in: Worber Geschichte, Bern 2005, S. 394, Abb. 23 (Lukas Schwarz).

Unterlagen von Heinz Matile im Bernischen Historischen Museum Bern (Kopien im Vitrocentre Romont; u. a. mit Schätzung der Scheiben und handschriftlichen Notizen Hans Lehmanns vom 10. 9. 1913).

Vgl.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde (Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde).

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 1488, Neg. Howald 06482; SNM Zürich, Neg. 8384 (Lukas Schwarz)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Worb_refK_Schwander
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Reformierte Kirchgemeinde Worb
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Worb.
Die Unterhaltspflicht der dreizehn 1901 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_764
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Patricia Sulser 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema