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BE_531: Standesscheibe Bern
(BE_Oberbipp_refK_Bern)

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Titel

Standesscheibe Bern

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Fisch, Hans Ulrich I. · signiert
Datierung
1621
Masse
65.2 x 57.5 cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Die bekrönte Wappenpyramide Bern-Reich erhebt sich vor dem sich am Scheibenfuss hinziehenden, mit dem Stiftungsjahr und dem Glasmalermonogramm beschrifteten Podium. Als Schildwächter fungieren der Zähringer Löwe und der mit Federbarett und Schweizerdolch ausgestattete Berner Bär, die beide ihre jeweiligen Banner empor halten. Die zwei Schildbegleiter stehen vor blauem Damastgrund auf dem grünen Fliesenboden des Podiums. Die architektonische Rahmung bildet ein von Stützen getragener eingezogener grüner Bogen mit Engelskopfkartusche am Scheitel. Auf dem violetten Gebälk über den grünen Säulenkapitellen sitzt je ein Engel mit den Attributen der Klugheit (Spiegel, Schlange) und der Gerechtigkeit (Schwert, Waage).

Iconclass Code
11G · Engel
11M41 · Klugheit, Prudentia (Ripa: Prudenza), als eine der vier Kardinaltugenden
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
25F33(EAGLE)(+12) · Greifvögel: Adler (+ Wappentiere)
44A31 · Banner, Standarte (als Staatssymbol etc.)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
5(+1) · abstrakte Ideen und Konzeptionen (+ Personifikation)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Bern, Reichsschild

Inschrift

Anno 1621.
HV̊F.
PW 1960 (Monogramm Paul Wüthrichs in der Löwenmähne).

Signatur

HV(o)F
PW

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Offenbar hatte Hans Ulrich II. Fisch die Scheibe 1659 zu reparieren (s. u.). Ergänzungen aus dieser Zeit lassen sich heute darin aber keine mehr feststellen. Das Reichswappen, der Bär in der Berner Fahne und die linke Rahmensäule vermutlich vor 1930 ergänzt; der Kopf des Löwen sowie dessen Banner 1960 von Paul Wüthrich ergänzt; mehrere Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1632 Neueinfassung der Scheibe. Laut Heinrich Flatt (1971) soll die Bernscheibe von 1621 damals einen neuen Rahmen erhalten haben.
1659 Reparatur der Bernscheibe durch Hans Ulrich II. Fisch aus Zofingen. Die Standesscheibe soll damals durch einen "Hans Fischer, Zofingen, repariert" worden sein (Känzig-Rastorfer 2007, S. 111). Gemeint sein kann damit nur der Glasmaler Hans Ulrich II. Fisch von Zofingen, der 1659 für die Kirche in Oberbipp die Scheibe der dortigen Gemeinde anfertigte und gleichzeitig offenbar die Bernscheibe seines Vaters von 1621 auszubessern hatte.
1661/62 Versetzung der Scheibe. Laut den Amtsrechnungen Bipps von 1661/62 liess man damals in der Kirche Oberbipp "das BärnRich" aus einem "unachtsamem Winkel in das Chor versetzen" (Dr. Marti-Wehren, Auszüge aus den bernischen Amtsrechnungen im Staatsarchiv Bern, davon Kopien im Vitrocentre Romont; Flatt 1971). Dieses "BärnRich" dürfte mit der Bernscheibe Fischs von 1621 identisch sein.
1960 Paul Wüthrich, Bern: Einsetzen von Ergänzungen.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot; die Brandmarke "2" rückseitig auf zahlreichen Gläsern eingeritzt.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Laut den Angaben in der 1896 erschienenen Publikation Franz Thormanns und Wolfgang Friedrich von Mülinens befanden sich damals in Oberbipp keine alten Glasgemälde. Es ist jedoch nicht zu bezweifeln, dass es sich bei den heute in der Kirche vorhandenen drei Scheiben aus dem 17. Jahrhundert um Werke handelt, die für dort geschaffen wurden. In den Jahren um 1896 waren sie wohl nicht in der Kirche vorhanden, weil man sie aufgrund der damaligen Renovationsarbeiten aus den Fenstern entfernt hatte.
Die Bernscheibe wird demnach 1622 in die Vorgängerkirche gestiftet und 1686 in den von Dünz errichteten Neubau übernommen worden sein. Dass die Vorgängerkirche ihr ursprünglicher Standort war, belegen ebenfalls die auf sie bezüglichen Rechnungsposten aus den Jahren 1632, 1659 und 1661 (s. Erhaltungszustand und Restaurierungen).

Das Glasgemälde ist eine signierte Arbeit des Aarauer Glasmalers Hans Ulrich I. Fisch (1583–1647). Die Zahlung dafür ist in den Amtsrechnungen Bipps von 1621/22 vermerkt. Demzufolge wurde Fisch damals für zwei 1620/21 in die Kirchen von Ober- und Niederbipp gelieferte Standesscheiben entlohnt: "Hans Uolrich Visch, dem glasmaler zu Arouw um zwöy grosse wappen Mrghh. in beiden Kirchen zu Ober- und Niderbipp, zalt 54 lb. 4 β 8 d." (Dr. Marti-Wehren, Auszüge aus den bernischen Amtsrechnungen im Staatsarchiv Bern, davon Kopien im Vitrocentre Romont).
In seiner Grundkomposition entspricht Fischs Glasgemälde in Oberbipp dessen Entwurf aus der Zeit um 1637 in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums und dessen Bernscheibe von 1637 in unbekanntem Besitz (Hasler 1996/97, Bd. 1, Abb. 32, 32.2).

In Analogie zu den meisten anderen vom Berner Rat in die Kirchen des eigenen Herrschaftsgebietes gestifteten Standesscheiben ist an sich davon auszugehen, dass auch diejenige Fischs für Oberbipp dort 1621 im zentralen Chorfenster eingefügt wurde. Dagegen scheint jedoch der Amtsrechnungseintrag von 1661/62 zu sprechen, nach dem "das BärnRich" aus einem "unachtsamem Winkel in das Chor" versetzt wurde (s. unter Restaurierung). Sofern er sich tatsächlich auf sie bezieht, wäre die Scheibe wohl erst damals im zentralen Chorlicht zur Aufstellung gelangt. 1686 wurde sie dann in den Kirchenneubau übernommen. Wann genau sie von Oberbipp nach Bern ins Bernische Historische Museum kam, konnte nicht eruiert werden. Man darf jedoch vermuten, dass die Kirchenrenovation in den Jahren 1896–1898 den Anlass dazu bildete. Unter der Inventar-Nummer 27500 verblieb die Scheibe bis 1945 im Besitz des Museums, das sie in diesem Jahr wieder nach Oberbipp zurückgab (Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern).

Datierung
1621
StifterIn

Bern, Stand

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Oberbipp.
Die Unterhaltspflicht über den Chor 1889 an die Kirchgemeinde abgetreten. Im entsprechenden Abtretungsvertrag die Glasgemälde offenbar nicht erwähnt (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Vorbesitzer*in

Bis 1945 BHM Bern (BHM Inv. 27500): diese Scheibe am 18. 6. 1945 vom BHM nach Oberbipp zurückgegeben.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Karl H. Flatt, Von der Kirche zu Oberbipp, in: Jahrbuch des Oberaargaus 2/1959, S. 31.

Karl Heinrich Flatt, 1000 Jahre Oberbipp. Das Dorf in der Geschichte (Sondedruck aus der Gemeindechronik "1000 Jahre Oberbipp"), Langenthal 1971, S.106, 108.

Karl H. Flatt u. a., Kirche Oberbipp, Oberbipp 1976, S. 5.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde.. Bern 1996/97, Bd. 1, S. 46, Abb. 32.1.

Fisch, Hans Ulrich I., in: Allgemeines Künstlerlexikon 40/2004, S. 283f.

Bernhard Känzig-Rastorfer, Oberbipp und seine Geschichte. Eine Gemeindechronik, Oberbipp 2007, S. 110f.

Vgl.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896].

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 05833

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Oberbipp_refK_Bern
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberbipp
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Oberbipp.
Die Unterhaltspflicht über den Chor 1889 an die Kirchgemeinde abgetreten. Im entsprechenden Abtretungsvertrag die Glasgemälde offenbar nicht erwähnt (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventar

Referenznummer
BE_531
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema