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BE_329: Standesscheibe Bern (linkes Stück der Doppelscheibe)
(BE_Grosshoechstetten_refK_BernL)

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Titel

Standesscheibe Bern (linkes Stück der Doppelscheibe)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zeender, Hans · signiert
Datierung
1597
Masse
80.7 x 48. cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Der Berner Wappenschild ist vor hellblauem Grund auf den Sockel der rahmenden, galerieartig gebildeten Zierarchitektur gesetzt. Begleitet wird er von einem einwärts schreitenden Löwen, der das Berner Banner und den Reichsapfel in seinen Vorderpranken hält. Vor dem Sockel sitzen die allegorischen Gestalten der Gerechtigkeit (Justitia) und Mässigkeit (Temperantia). An der Sockelfront sind zwischen geflügelten Engelsköpfen die beiden ersten Ziffern des Stiftungsjahres festgehalten. Über das Banner spannt sich ein hellroter Rundbogen mit grünem, kopfgeschmücktem Scheitelstück. Er ruht auf Balustersäulen mit grünen Kapitellen. An diese Bogenrahmung schliesst sich nach aussen ein zusätzliches schmales Stützenpaar in Form von Hermenpfeilern an. Zum reichhaltigen Figurenrepertoire gehören zudem die beiden posaunenblasenden Putten in den Bogenzwickeln, deren Instrumente eine Berner Fahne ziert.

Iconclass Code
11M42 · Mäßigkeit, Temperantia (Ripa: Temperanza), als eine der vier Kardinaltugenden
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
25F23(LION) · Raubtiere: Löwe
44A31 · Banner, Standarte (als Staatssymbol etc.)
44A311 · Standartenträger, Fahnenträger
44B193 · Kugel (als Symbol der obersten Gewalt; mit einem Kreuz bekrönt)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
48C7352 · Horn, Trompete, Kornett, Posaune, Tuba
92D1916 · Amoretten, Putten; amores, amoretti, putti
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen, Banner Bern

Inschrift

15...
H Z.

Signatur

H Z

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Einige kleine Sprünge bei den Sitzfiguren unten links und rechts; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; grünes Überfangglas mit vorderseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Berner Wappenstiftung in die Kirche Grosshöchstetten ist als Doppelscheibe mit zwei einander zugewendeten, von je einem Löwen präsentierten Wappen konzipiert. Die Seckelmeisterrechnung Berns vermerkt im Jahr 1597 die Zahlung von über 74 Pfund an den Glaser Wilhelm Hirz für ein Fenster mit Ehrenwappen in die Kirche von Grosshöchstetten: "Verners Wilhelm hirtz dem glaser uf ein Rath Zedel umb ein venster sampt m.g.h. Eren wappen so ir gn. in die kilchen zu höchstetten vereret uβgricht 74 lb 4 β 4 d" (Benziger 1903/04, S. 202). Nach Heinz Matile (in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern) soll Wilhelm Hirz auch die Scheiben zu dieser 1597 von Bern in die Kirche von Grosshöchstetten gemachten Fensterstiftung ausgeführt haben. Die gleiche irrige Meinung vertrat Paul Wäber bereits 1946. Gegen die Zuweisung der beiden Bernscheiben an den Glaser Wilhelm Hirz spricht deutlich das auf dem linken Stück erhaltene Monogramm "HZ" des Glasmalers Hans Zeender (1555–1635), der wie Hirz Angehöriger der Berner Schmiedenzunft war. Der Eintrag in der Seckelmeisterrechnung von 1597 ist demnach dahingehend zu interpretieren, dass der sicher ausschliesslich als Glaser tätige Hirz das von Bern in die Kirche verehrte Blankfenster anfertigte und die Doppelscheibe dazu durch Hans Zeender ausführen liess. Die Berner Scheibe in Grosshöchstetten ist übrigens das einzige signierte Glasgemälde Zeenders, von dem man bislang Kenntnis hat. Ein verschollener, von Zeender monogrammierter Scheibenriss mit der Darstellung der Fortuna spricht dafür, dass dieser Berner Meister um 1580 unter dem Einfluss des Basler Malers und Scheibenreissers Hans Brand (* 1552) stand (Thöne 1970, Kat.-Nr. 1085; Bergmann 2014).

In einer amerikanischen Privatsammlung existiert eine 1597 datierte Berner Standesscheibe, die mit dem vorliegenden linken Teil von Berns Doppelscheibe in Grosshöchstetten übereinstimmt (Hinweis auf diese Scheibe von Virginia Raguin, Worcester MA, 22. Mai 2013).

Datierung
1597
StifterIn

Bern, Stand

Herstellungsort
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Grosshöchstetten.
Die Unterhaltspflicht der zwei Glasgemälde im Chor 1883 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]).

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 99f.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Zweites Heft. Mittelland. I. Aegerten–Jaberg, Bern 1880, S. 204.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41, 68.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 247.

J. C. Benziger, Verzeichnis der Fensterschenkungen, welche in den Deutsch Seckelmeister-Rechnungen der Stadt Bern in den Jahren 1550–1600 vorkommen, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 5/1903–1904, S. 187–202.

Paul Wäber, Die Beschäftigung der Meister des Schmiedehandwerks im Dienst der Stadt Bern um die Wende des 16./17. Jahrhunderts, in: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 1946, Heft 2, S. 79.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 142 (Abb.).

Peter Michel (Leiter), Grosshöchstetten, Grosshöchstetten 1985, S. 194–196, Farbabb. S. 195.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern 2014, Bd. 2, S. 881.

Vgl.

Friedrich Thöne, Kat.-Nr. 1085, in: Schweizer Künstler – Schweizer Glasscheiben, August Laube & Sohn Zürich, Katalog zur Auktion am 3. Juni 1970, Zürich 1970.

Weiteres Bildmaterial

SNM Zürich, Neg. 8347 (Hans Zeender)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Grosshoechstetten_refK_BernL
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Grosshoechstetten
Eigentümer*in

Kirchgemeinde Grosshöchstetten.
Die Unterhaltspflicht der zwei Glasgemälde im Chor 1883 vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt von B. v. Rodt 1936 [Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343]).

Inventar

Referenznummer
BE_329
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Uta Bergmann 2016