Die mittelalterliche Kirche von Grosshöchstetten war der Gottesmutter Maria geweiht. 1494 erwarb das Berner St. Vinzenzenstift den Kirchensatz zu Grosshöchstetten. Als dieses bei der Reformation säkularisiert wurde, gingen die Patronatsrechte an den Staat über, der ab 1528 auch für den Unterhalt des Chors und des Pfarrhauses in Grosshöchstetten sorgte.
Um 1300 wurde die geostete Kirche erweitert. Ohne ihren Grundriss zu verändern, wurden darin 1597 die Fenster vergrössert. Um Platz für die Orgel zu schaffen, wurde die Kirche 1810/11 durch Johann Daniel Osterrieth erweitert. Dieser machte aus dem alten Gotteshaus einen Querbau mit grossen neugotischen Spitzbogenfenstern. Die Kanzel kam mitten vor die fensterlose Nordmauer und der Eingang auf der gegenüberliegenden Südseite zu liegen, der kleine ostseitige Chor wurde aufgegeben. In diesem Umbau boten einzig die Fenster auf der Südseite Platz für die Glasgemälde, die aus dem Vorgängerbau übernommen wurden. Nach einem Grossbrand 1882 wurden bei der anschliessenden Renovation einige Südfenster mit neugotischen Glasmalereien ausgestattet (heute auf Dachboden), die anderen Südfenster behielten die beim Brand nicht zerstörten alten Scheiben. 1934/35 wurde die Queranlage wieder zur Längskirche umfunktioniert, wobei man Kanzel und mobiles Taufbecken im Westteil, die Kirchenbänke im Osten platzierte. Eine weitere Renovation fand 1978 statt und 2015 erfolgten archäologische Grabungen.
Peter Michel (Leiter), Grosshöchstetten, Grosshöchstetten 1985.
Zita Caviezel, Georges Herzog, Jürg A. Keller u. Ursula Maurer (2006). Grosshöchstetten, in: Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Solothurn. Kunstführer durch die Schweiz. Bern: Ges. für Schweizerische Kunstgeschichte, S. 368.
Lara Tremblay und Markus Leibundgut, Grosshöchstetten, Kirche und Friedhof. Eine frühmittelalterliche Kirchengründung am Eingang zum Emmental, in: Archäologie Bern. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, Bern 2016 (im Druck).