Name

Forrer, Jakob

Namensvarianten
Forrer, Hans Jakob · Forrer, Jacob V.
Lebensdaten
Winterthur 15.6.1660–21.7.1719 Winterthur
AutorIn und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2018
Standorte mit Objekten
Biografische Daten

Jakob Forrer, der Sohn des Grossweibels Anton und der Elisabeth Sulzer, wohnte mit seinen Eltern beim Obertor in Winterthur. Seine Glas- und Flachmalerlehre absolvierte er in der dortigen Werkstatt von Jakob II. Weber (Schmid-Forrer, 1988, 117). Am 4. Februar 1686 wurde er als Meister ins Maler- und Glasmalerhandwerk seiner Stadt aufgenommen und malte im selben Jahr das Zifferblatt des Kirchturms. Am 24. Februar 1689 verehelichte er sich mit Katharina Diebolt aus Zürich, die ihm in Winterthur zwei Kinder schenkte. Weil er zugleich Vater eines unehelichen Kindes war, wurde er von der Obrigkeit mit Bussen eingedeckt. Dies war möglicherweise mit ein Grund, weshalb er im Frühling 1694 mit seiner Familie Winterthur in Richtung Bern verliess, wo er sich in Köniz ansiedelte und wo seine Frau 1699 ein drittes Kind, den Sohn Jakob, zur Welt brachte. Als Glasmaler betätigte sich Forrer über zehn Jahre in Bern. Wann genau er nach Winterthur zurückkehrte, weiss man nicht. Wieder sicher nachweisbar ist er am 1. Oktober 1716 in seiner Heimatstadt, wo er drei Jahre später starb.
Laut den Seckelamtsrechnungen Winterthurs wurde Forrer zwischen 1687 und 1693 für die Herstellung von über zehn Stadtscheiben entlohnt, wovon eine fürs Schulhaus von Gächlingen und eine andere für die Kirche von Thalheim bestimmt waren. Einen bedeutenden Auftrag erteilte ihm die Obrigkeit 1692. Damals soll er 24 Scheiben des Kleinen Rats und des Bibliothekkonvents im Wert von über 50 Gulden ausgeführt haben, die jedoch alle verschollen sind. Erhalten haben sich aus der Zeit vor Forrers Abreise nach Bern zumindest einige wenige Glasgemälde, die dessen Monogramm “JF” bzw. dessen volle Signatur tragen. Beispiele dafür bieten eine vormals in der Sammlung Vincent befindliche Stadtscheibe Winterthurs von 1688, die Kyburger Gerichtsscheibe von 1687 im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich oder die aus dem gleichen Jahr datierende Allianzwappenscheibe, die Gabriel Engeler, Schultheiss im thurgauischen Frauenfeld, in Auftrag gab (TG_272). Forrer besass als Winterthurer Glasmaler demnach auch Kundschaft in der Ostschweiz. Einen weiteren Beleg dafür bieten die Stadtrechnungen Stein am Rheins, aus denen hervorgeht, dass der dortige Rat 1690 bei diesem Meister zwei Stadtscheiben bestellte.
Wie in Winterthur waren es nach 1694 auch in Bern die Obrigkeit und Regierungsmitglieder, die Forrer immer wieder mit Aufträgen eindeckten. Im Jahre 1700 hatte er z.B. zwei einen Bernschild und die Vennerwappen umfassende Scheibenserien für die Kirche von Belp und das Pfrundhaus von Lignières im heutigen Kanton Neuenburg herzustellen. Eines dieser damals von Forrer nach Belp gelieferten Vennerwappen ist im Besitz des Bernischen Historischen Museums (BE_167). In der Kirche Oberbalm befinden sich noch heute eine Berner Standes- und Ratsscheibe, die Forrer 1698 wohl zusammen mit weiteren Ratswappen für dort schuf (BE_527, BE_528). Schliesslich gibt es in der Kirche von Oberwil bei Büren aus dem Jahre 1700 Glasgemälde seiner Hand, darunter die von ihm signierten Scheiben der Stadt Büren und des Berner Venners Kirchberger (BE_535, BE_539). Einige der aus Forrers Zeit in Bern stammenden Glasmalereien finden sich heute in öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter wiederum vornehmlich Stiftungen dortiger Ratsmitglieder und Angehöriger des Patriziats. Die jüngste dieser Arbeiten bildet die von Johann Rudolf Lerber, dem Berner Landvogt zu Fraubrunnen, 1712 in die solothurnische Kirche von Aetingen verehrte Wappenscheibe im Schweizerischen Nationalmuseum. Aus den letzten, wieder in Winterthur verbrachten Schaffensjahren lassen sich von Forrer bislang keine Glasgemälde nachweisen. Ebenso wenig sind von ihm Scheibenrisse bekannt.
Wie zu seiner Zeit üblich verwendete Forrer für seine Scheibenkompositionen nicht mehr in erster Linie farbige, sondern farblose, mit Auftragsfarben bemalte Gläser (in seinen Arbeiten finden sich an Farbgläsern fast nur noch solche roter Tönung). Gleichzeitig beschränkte er sich meistens auf eine relativ einfache, das Stifterwappen ins Zentrum setzende Gestaltungsweise. Dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend schuf er auch Monolithscheiben in Grisaillemalerei (vgl. Bergmann, 2014, Kat.-Nrn. 403, 407; Boesch, 1955, S. 96–102, Abb. 28; Egli, 1925, S. 53–56; Hasler, 2010, S. 168; Schmid-Forrer, 1988; Schneider, 1971, Kat.-Nrn. 692, 754, S. 486; Treydel, 2004, S. 395).

Literatur

Bergmann, U. (2014). Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Bern: Peter Lang.

Boesch, P. (1955). Die alten Glasmaler von Winterthur und ihr Werk. 286.Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur.

Egli, J. (1925). Die Glasgemälde des Historischen Museums in St. Gallen. 1. Teil: Die von der Stadt St. Gallen und ihren Bürgergeschlechtern gestifteten Scheiben. 65. Neujahrsblatt des Historischen Vereins des Kantons St. Gallen. St. Gallen : Historischer Verein.

Hasler, R. (2010). Die Schaffhauser Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Bern etc. : Peter Lang.

Schmid-Forrer, J. (1988). Die Familie Forrer von Winterthur. II. Teil. 6.–10. Generation, Mitte 17. bis Ende 18. Jahrhundert, Wil: J. Schmid-Forrer.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa: Th. Gut & Co.

Treydel, R. (2004). Forrer, Jakob. Allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 42. München, Leipzig: K.G. Saur.