In dickes Mauerwerk eingelassenes Masswerkfenster mit zwei Lanzetten und Couronnement mit einbeschriebenem Sechspass. Die Lanzetten sind mit einem Ornament im Stil der Gotik mit sich wiederholenden farbigen Kreis- und Vierpassformen und Grisaille-Dekor ausgefüllt. Farbiger Rahmen in Blau, Grün und Rot mit stilisierten gelben Knospen. Darüber ist im Zentrum des Sechspasses die Translatio der Reliquien des heiligen Marcianus von Syrakus gezeigt. Sein Reliquienschrein wird in einer Prozession zur Kirche von Saint-Dizier getragen, Gläubige knien vor dem Schrein nieder. In den Pässen sind – umfasst von farbigen Blattranken – drei Schriftkartuschen und drei Medaillons mit Brustbildern von Heiligen untergebracht: oben ein Märtyrer (Marcianus von Syrakus?) mit Märtyrerpalme, links Ludwig IX. (Saint Louis) mit der Dornenkrone, rechts Prosper Tiro von Aquitanien (Saint Prosper) mit Buch und Feder, der Namenspatron des Stifters.

Die Glasmalerei, welche die Translatio der Reliquien des heiligen Marcianus von Syrakus nach Saint-Dizier zeigt, wurde 1861 als erste Glasmalerei des 19. Jahrhunderts in der Kirche Notre-Dame de l’Assomption in Saint-Dizier eingesetzt. Sie befindet sich in der Marcianus-Kapelle, in der seit 1845 die Reliquien des Heiligen ruhen, der erster Bischof von Tortona gewesen sein soll. 1843 hatte der damalige Pfarrer Pierre Marie Didelot (1803–1873) den nach Rom reisenden Louis de Baudicour (1815–1865?) beauftragt, Papst Gregor XVI. um Reliquien für die Kirche Notre-Dame de l’Assomption zu bitten (Didier, 1897, S. 174–175). Der Papst schenkte der Kirche von Saint-Dizier die Gebeine des Marcianus, die aus den Katakomben von San Ciriaco in der Via Tiburtina in Rom geborgen worden waren. Die Glasmalerei für die Kapelle in Saint-Dizier wurde von Prosper Collette de Baudicour ‭(1788–1872‬), Besitzer des Eisenwerks von Marnaval und Vater von Louis de Baudicour gestiftet.
Der Autor des Fensters ist nicht bekannt. Aus stilistischer Hinsicht kommt aber das Pariser Glasmalerei-Atelier Laurent, Gsell et Cie. (später Gsell-Laurent) in Frage, das 1863/64 insgesamt 16 Glasmalereien für die Kirche in Saint-Dizier herstellte (CG_420–335).