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BE_1227: Figurenscheibe mit Madonna im Strahlenkranz
(BE_Kirchberg_refK_SelzMadonna)

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Titre

Figurenscheibe mit Madonna im Strahlenkranz

Type d'objet
Artiste
inconnu · Bubenberg-Werkstatt
Manuel Deutsch, Niklaus · Entwurf, zugeschr.
Lieu de production
Datation
um 1507
Dimensions
85.5 x 53.7 cm im Licht

Iconographie

Description

Die Muttergottes im Strahlenkranz steht vor rotem Damastgrund auf der Mondsichel im grünem Wiesengrund. Die in ein goldenes Gewand und einen blauen Mantel gekleidete, gekrönte Himmelskönigin trägt in ihrer rechten Hand das Christkind, das ihr einen Apfel darreicht. Als Rahmung dienen zwei schlanken Pilastern vorgelagerte Säulchen, die ein Astbogen verbindet. Auf diesem haben sich musizierende Putten niedergelassen. Sie werden von zwei weiteren Putten begleitet, die unten über den Säulenbasen postiert sind. Die oben auf dem Bogen platzierten Putten sollen laut von Hans Christoph Tavel das früheste Beispiel dieser Art in der Berner Kunst sein (Kat. Manuel 1979, S. 336).

Code Iconclass
11F4 · Madone : Marie avec l'enfant Jésus
11F4132 · Madone (dans une mandorle) sur un croissant de lune (parfois appelée Reine des Cieux)
22C3121 · mandorle ovale ou en forme d'amande
48C73 · instruments de musique, groupe d'instruments de musique
92D1916 · cupidons, petits amours, 'amoretti', 'putti'
Mot-clés Iconclass
Inscription

Keine

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Einige Gläser in der Figur, im Damast, in der Rahmung und im Boden neu ergänzt; ein altes Flickstück im Boden; Spuren von Kaltbemalung in beiden Kapitellen; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1721/22 Glaser Kräuchi, Bäriswil. Dieser führte laut den damaligen Amtsrechnungen Burgdorfs eine Restaurierung aus: "Glaser Kräuchi zu Bärisweil die beschädigten Chorfenster zu Kirchberg zu reparieren 44 Pf." (Staatsarchiv BE; dazu Heinz Matile, in: Kat. Manuel 1979, S. 427).
1899 Atelier Gustav Robert Giesbrecht, Bern. Damals wurden vierzehn Kirchberger Glasgemälde im Berner Atelier Giesbrechts neu gefasst und bei diesem Anlass für 14 Tage im Bernischen Historischen Museum ausgestellt (Kasser 1899, S. 27; Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern).

Technique

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Ende des 19. Jahrhunderts befand sich die vorliegende Madonnenscheibe links neben der Scheibe mit der hl. Adelheid über der Solothurner Standesscheibe und dem hl. Martin im Fenster der nördlichen Schrägseite des Chors (Rahn 1883; Lehmann 1913). Dabei handelt es sich aber nicht um die ursprüngliche Anordnung.

Zu welcher Stiftung die Madonnenscheibe gehört, lässt sich nicht schlüssig beantworten. Da sie vormals neben der Adelheid-Scheibe der Abtei Selz platziert war und zwischen diesen beiden Scheiben enge stilistische Parallelen bestehen, zogen Hans Lehmann und Heinz Matile in Betracht, dass auch sie zur Stiftung von Selz gehört (Lehmann 1913 und Matile 1979, S. 428). In diesem Fall hätte diese Stiftung wohl vier Glasgemälde umfasst, wovon das eine die Wappenscheibe des Klosters gewesen sein müsste. Dass auch die Scheibe mit dem hl. Martin dazu gehörte (vgl. Lehmann 1913), ist hingegen unwahrscheinlich, da kein Bezug der Abtei Selz zu diesem Heiligen erkennbar ist. Wenn die Stiftung von Selz tatsächlich vier Glasgemälde umfasst haben sollte, dann wären mit anderen Worten davon sicherlich zwei verschollen.

Die Madonnenscheibe weist stilistische Parallelen zu den Glasmalereien der Bubenberg-Stiftung im Berner Münster auf (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 252–259) und ist somit derselben Werkstatt wie diese zuzusprechen. Neben den stilistischen Ähnlichkeiten ist die zu dieser Zeit noch seltene Verwendung von Eisenrot auffallend. Da in der betreffenden Werkstatt mehrere Hände arbeiteten, die sich mit keinen Namen verbinden lassen, bezeichnet Brigitte Kurmann-Schwarz dieses Atelier als Bubenberg-Werkstatt (Kurmann-Schwarz 1998, S. 373–74, 401–414). Hans Lehmanns Zuschreibung der Madonnenscheibe an Hans Hänle, dem sich kein erhaltenes Glasgemälde zuweisen lässt, ist dagegen abzulehnen (vgl. Lehmann 1913).
Hans Christoph von Tavel weist zudem auf die stilistische Verwandtschaft hin, welche die Madonnenscheibe zur Kreuzigungsscheibe in Kirchberg und zu Zeichnungen Hans Baldung Griens besitzt. Er hebt dabei dessen Madonnenzeichnung von 1503 in Londoner Privatbesitz hervor (von Tavel 1978, Abb. 6; Kat. Manuel 1979, Nr. 267, Abb. 156). Von Tavel vermutet, dass entweder Vorlagen Baldungs über Niklaus Manuel nach Kirchberg gelangten oder aber Manuel selbst für dort unter dessen Einfluss Entwürfe herstellte (von Tavel 1978, S. 228). Niklaus Manuel lieferte also offenbar nicht nur für die mit seinem Monogramm versehenen Burgdorfer Scheiben in Kirchberg Vorlagen, sondern auch für andere dortige Scheiben, die alle von derselben Glasmalerwerkstatt geschaffen wurden. So lassen sich beispielsweise die kleinen musizierenden Bären am Säulenfuss der Adelheid-Scheibe auf seinem den Burgdorfer Scheiben nahestehenden Scheibenriss mit dem Wappen Manuel im Musée du Louvre in Paris nachweisen (Inv. 18.924; Kat. Manuel 1979, Nr. 140, Abb. 158). Auf der vorliegenden Madonnenscheibe sind an dieser Stelle Engel dargestellt. Während ein direkter Bezug der Kirchberger Scheiben zum Schaffen von Hans Baldung Grien unwahrscheinlich ist, legt die durch von Tavel dargelegte stilistische Verwandtschaft eine Rezeption von Baldungs Werk durch Manuel bereits in dieser Zeit nahe (vgl. Kat. Manuel 1979, S. 47f.).

Datation
um 1507
Période
1506 – 1508
Lieu de production
Propriétaire

Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Bibliographie et sources

Bibliographie

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 117.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Bd. IV, 1880–1883, Zürich 1883, S. 242.

Hermann Kasser, Die Glasgemälde zu Kirchberg, in: Kirchliches Jahrbuch für den Kanton Bern 1890, Bern 1890, S. 51.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 22, 71, Nr. 1.

Hermann Kasser, in: Jahresbericht des Historischen Museums in Bern für 1899, Bern 1900, S. 27f.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 238.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 15/1913, S. 112f.

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 15, 1935, S. 124.

Hans Christoph von Tavel, Hans Baldung und die Anfänge Niklaus Manuels, in: Zeitschrift für schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 35/1978, S. 227–230, Abb. 5 (mit weiterer Lit.).

Niklaus Manuel Deutsch. Maler, Dichter, Staatsmann, Ausstellungskatalog Kunstmuseum Bern, Bern 1979, S. 336, Nr. 266, Abb. 157.

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 81f.

Hugo Ryser, Die Geschichte der Kirche Kirchberg (Bern), Kirchberg 1984, S. 11.

Michael Gerber, Die Pfarrkirche Kirchberg, Schweiz. Kunstführer, Bern 1996, S. 12–25.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 373f.

Barbara Butts/Lee Hendrix, Painting on Light. Drawings and Stained Glass in the Age of Dürer and Holbein, Ausstellungskatalog J. Paul Getty Museum u. Saint Louis Art Museum, Los Angeles 2000, S. 262.

Notizen zu Kirche Kirchberg in Unterlagen von Heinz Matile im Bernischen Historischen Museum (Kopien im Vitrocentre Romont).

Références à d'autres images

BHM Bern, Neg. 9104; Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse A 200, 04516, Neg. Howald 011260/1, 011260/2c (1989); SNM Zürich, Neg. 8603, 8286, 8307 (Hans Hänle)

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Kirchberg_refK_SelzMadonna
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Kirchberg
Propriétaire

Kirchgemeinde Kirchberg.
Die Unterhaltspflicht der achtzehn 1898 im Chor befindlichen Glasgemälde damals vom Staat Bern zusammen mit dem Chor an die Kirchgemeinde abgetreten (nach dem am 1. April 1940 überarbeiteten Verzeichnis der Glasgemälde in den Kirchenchören des Kantons Bern, erstellt 1936 von B. von Rodt; Staatsarchiv Bern, Inv. BB 05.7.343).

Inventaire

Numéro de référence
BE_1227
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

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Photographies complémentaires
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