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BE_52: Runde Wappenscheibe Hans (Johannes) I. Steiger (rechtes Stück der Doppelstiftung)
(BE_Bern_Nydeggkirche_Steiger_1566)

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Titre

Runde Wappenscheibe Hans (Johannes) I. Steiger (rechtes Stück der Doppelstiftung)

Type d'objet
Artiste
Steinegger, Simon · zugeschr.
Datation
1566
Dimensions
⌀ 32.2 cm im Licht
Lieu
Emplacement
s VI 2b
Inventaire

Iconographie

Description

Der vom blauen Damastgrund umschlossene Wappenschild des Schultheissen Hans Steiger zeigt den Steinbock gegenständig zu demjenigen im Wappen des Gegenstücks. Umrahmt wird er von der auf blassblauen Grund gesetzten Stifterinschrift. Diese umfassen ein grüner Blattkranz mit gelben Früchten (darin integriert das die Erneuerung der Scheibe erwähnende Glas) sowie eine lila Bordüre mit Blütenmuster. Das Glasgemälde bildet das heraldisch linke Stück von Steigers Doppelstiftung.

Code Iconclass
46A122 · armoiries, héraldique
Héraldique

Wappen Steiger, Hans

Inscription

Schanckt, mich her Hans Steyger Schultheβ zů Bernn hie har IM M D LX VI IAR.
Auf Originalteilen rückseitig eingeritzt: Jörg Anttes Glasergesell Bärn was im 1566 jar (Hofer/Mojon).
Erneuwert důrch sein Sohnβ Sohn / Jr. Johanneβ Steiger Freÿherr Zu Roll ge= / wesner Landtvogt zů Schärli (Echallens) vnd Newis (Nyon), 1668.

Signature

Keine

Technique / Etat

Etat de conservation et restaurations

Die Inschrift von 1668 und das Rotglas mit dem ausgeschliffenen Steinbock alt ergänzt; das lila Glas links in der Aussenbordüre neu ergänzt; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1668: Erneuerung der Scheibe im Auftrag von Hans Steigers Sohnessohn. Bei ihrer damaligen Erneuerung erhielt die Scheibe Ergänzungen, die sich Hans Jakob Güder zuweisen lassen (s. u.).
1810/11: Anlässlich der damaligen Erneuerung von sechs Chorfensterflügeln werden darin zehn der alten durch Glasmaler Eggimann teilweise ausgebesserten Wappenscheiben eingesetzt.
1879 Johann Heinrich Müller und Adele Beck, Bern: Die Wappenscheiben der Nydegg werden damals durch Müller und "Fräulein" Beck mit grossem Geschick restauriert (Howald 1885).

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Historique de l'oeuvre

Recherche

Bei der Wiedereröffnung der Nydeggkirche im Jahre 1566 wurde Simon Steinegger laut den Seckelmeisterrechnungen Berns für sieben von ihm dorthin gelieferte Fenster mit gut 48 Pfund entlohnt: "Simon steinegger von 7 Vänstern in die khilchen uf der nydegk (und andere Arbeit) 48 Pfund 14 Sch. 5 d." (Benziger 1903/04). Ein Rechnungseintrag des folgenden Jahres vermerkt abermals eine die Nydeggkirche betreffende Auszahlung in der Höhe von gut 113 Pfund. Geleistet wurde sie an Mathis Wather, und zwar für Verglasungsarbeiten, die er dort und an anderen Orten ausgeführt hatte: "Mathys Walther umb alles so er In der Nydeckkilchen, uffem Rhatthuss und sonst minen h. verglasen 113 Pfund 11 Sch. 6 d." (Keller-Ris 1915).
Aus dem Jahre 1566 sind heute in der Nydeggkirche drei Rundscheiben vorhanden, wovon die eine die Wappenpyramide Bern-Reich und die beiden anderen das Wappen des Schultheissen Hans Steiger zeigen. Weil Mathis Walther 1567 ausdrücklich nur für Verglasungsarbeiten bezahlt wurde, liegt die Annahme nahe, dass es Simon Steinegger war, der 1566 zusammen mit den sieben Fenstern ebenfalls die Scheiben Berns und des Schultheissen in die Kirche zu liefern hatte. Mit der an ihn ausbezahlten Summe von 48 Pfund kann der Berner Rat ausser den Fenstern dabei kaum mehr als die drei eben genannten Glasgemälde beglichen haben. Dass die Kirche zu ihrer Wiederöffnung von der Obrigkeit eine derartige Scheibentrilogie erhielt, ist durchaus plausibel.

Mit Verweis auf den Seckelmeistereintrag von 1566 schreibt Alfred Scheidegger die Scheibe Berns sowie die beiden von Hans Steiger aus unerklärlichen Gründen Bilger Steinegger zu (zu dieser Fehlzuweisung Hofer/Mojon, S. 269, Anm. 3). Gut vergleichbar sind die drei 1566 in die Nydeggkirche gelangten Glasgemälde, insbesondere die beiden von Hans Steiger, mit den von diesem um 1559 ins Berner Münster gestifteten Wappenscheiben. Darin sieht Brigitte Kurmann-Schwarz ebenso wie in denjenigen der Nydeggkirche Arbeiten Simon Steineggers (Kurmann-Schwarz 1998, Abb. 300–303). Der Glasergeselle Jörg Antes (Anttes), der 1566 auf vorliegender Scheibe seinen Namen festhielt, dürfte damals bei dem mit deren Ausführung betrauten Glasmaler, also wohl Simon Steinegger, gearbeitet haben.
Nach den auf beiden Scheiben Hans Steigers vorhandenen Restaurierungsvermerken von 1668 wurden diese damals in der einen oder anderen Form übergangen. Den Auftrag zu ihrer Erneuerung erteilte Hans Steiger (1602–1674). Bei der Vorliegenden wurde 1668 nicht nur das Glas mit der Erneuerungsinschrift, sondern auch das rote Überfangglas mit dem ausgeschliffenen Steinbock neu eingesetzt. Dieser Bock unterscheidet sich in der Ausführung deutlich von seinem noch original erhaltenen Gegenstück. Seine Nähe zum Steiger-Bock auf dem runden Scheibenfragment im Pfarrerzimmer der Nydeggkirche lässt den Schluss zu, dass es sich um eine Ergänzung von der Hand Hans Jakob Güders handelt, der 1668 mit der Neuanfertigung der damals dorthin gestifteten Scheiben betraut war und bei dem damals möglicherweise Hans Rudolf Walther als Geselle arbeitete (vgl. Steigers Gegenstück und die Bernscheibe).
Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen (S. 58) sahen das vorliegende Glasgemälde 1896 im dritten Fenster auf der Schiffssüdseite.

Hans Steiger (1518–1581), Sohn von Bartholomäus II., war ab 1538 Berner Grossrat, 1539–1544 Vogt zu Nyon, ab 1545 Mitglied des Kleinen Rats, 1546/47 Vogt zu Nidau, 1547/48 Venner zu Gerbern, 1548–1562 Welschseckelmeister und seit 1562 Schultheiss zu Bern. Als einer der reichsten Berner seiner Zeit besass er neben der Freiherrschaft Rolle u. a. die Herrschaften Mont-le-Grand, Mont-le-Vieux, Bière, Begnins, Sépey, Rosey, Mollens und für kurze Zeit auch Oron und Palézieux. Zudem wurde er 1562 Teilhaber an der Twingherrschaft Münsingen und Niederwichtrach sowie später deren Alleinherr. Bern diente er oftmals als Gesandter. 1537 ehelichte er Barbara Willading, die Tochter Konrads. In zweiter Ehe war er seit 1567 mit Magdalena Nägeli, der Tochter von Hans Franz, verheiratet (HLS 11/2012, S. 853; HBLS 6/1931, S. 520. Abb. Porträt).
Von Hans Steiger gibt es die beiden 1562 in die Kirche Münsingen gestifteten Glasgemälde, eine Doppelscheibe aus der Zeit um 1559 im Berner Münster (Kurmann-Schwarz 1998, S. 456–459, Abb. 300–303), zwei um 1566 in die Berner Nydegg-Kirche verehrte Rundscheiben und eine Doppelscheibe von 1567 aus der Kirche Vinelz im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern,Inv. 18490/91). Zudem ist dieses Museum im Besitz eines Risses Samuel Sybolds von 1574 für eine Allianzwappenscheibe Steigers (BHM Bern, Inv. 20036.263; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 246). Verschollen ist Steigers Rundscheibe von 1579 mit dessen Wappen sowie denjenigen von dessen beiden Frauen (Heinz Matile, Kartei Stifter, BHM Bern).
Der Scheibenerneuerer Hans Steiger (1602–1674), Freiherr zu Rolle und Mont le Vieux, war 1621 Edelpage am Hofe Nassau-Oranien und 1633 Hauptmann der französischen Garde. Bern diente er als Landvogt 1640–1645 in Echallens und 1653–1659 in Nyon (HBLS 6/1931, S. 521).

Datation
1566
Commanditaire / Donateur·trice

Steiger, Hans (1518–1581), Schultheiss

Lieu de production

Bibliographie et sources

Bibliographie

K. Howald, Der Zehntausend Ritter-Tag und das Zehntausend Ritter-Fenster im Berner Münster, in: Berner Taschenbuch 34, 1885, S. 136.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41, 43, 58.

Josef Carl Benziger, Verzeichnis der Fensterschenkungen, welche in den Deutsch Seckelmeister Rechnungen der Stadt Bern in den Jahren 1550–1600 vorkommen, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 5/1903–04, S. 193.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 245.

Heinrich Türler, Steinegger, Heinrich etc., in: Schweizerisches Künstler-Lexikon 3/1913, S. 239.

J. Keller-Ris, Die Fenster- und Wappenschenkungen des Staates Bern von 1540 bis 1797, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915, S. 76.

Alfred Scheidegger, Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580 (Berner Schriften zur Kunst, Bd. IV), Bern-Bümpliz 1947, S. 66f., Nr. 73 (Bilger Steinegger).

Paul Hofer/Luc Mojon, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Bd. V, Basel 1969, S. 270f. (Simon Steinegger).

Ulrich Moser, Schultheiss Hans Steiger. Bern und die Waadt in der Mitte des 16. Jahrhunderts, Bern 1977, S. 113.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 378f., 425, 450, 457f., 480, Abb. 428 (Simon Steinegger).

Quellen zur Restaurierung 1810/11: Manual Stadtrat: VII, S.409 (2.6.1810); VIII/1, S. 77 (22.10.1810); VIII, S. 106 (12.11.1810); VIII, S. 108 (29.1.1811); VIII, S. 313 (17.6.1811); Kirchmeierrechnung 12./19. September und 20. Dezember 1811 (dazu Hofer/Mojon 1969).

Vgl.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

Références à d'autres images

BHM Bern, 2330; Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse 02787; SNM Zürich, Neg. 9995 (Simon Steinegger)

Informations sur l'image

Nom de l'image
BE_Bern_Nydeggkirche_Steiger_1566
Crédits photographiques
© Vitrocentre Romont
Date de la photographie
2015
Copyright
© Kirchgemeinde Nydegg Bern

Inventaire

Numéro de référence
BE_52
Auteur·e et date de la notice
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

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