Informations sur le bâtiment / l'institution
Die Kirche St. Laurenzen ist die evangelisch-reformierte Pfarrkirche der Stadt St. Gallen und dem Märtyrer Laurentius von Rom gewidmet.
Der erste Kirchenbau am Standort der St. Laurenzenkirche wurde womöglich bereits im 9. Jahrhundert errichtet und später mehrfach ersetzt und erweitert (zur Baugeschichte siehe insbesondere Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde St. Gallen, 1979). Die hier ab 1413 erst durch Johannes Murer und dann unter der Leitung von Michel von Safoy erbaute Kirche wurde im 16. Jahrhundert durch seitliche Emporen über offenen Hallen, den sog… Plus
Die Kirche St. Laurenzen ist die evangelisch-reformierte Pfarrkirche der Stadt St. Gallen und dem Märtyrer Laurentius von Rom gewidmet.
Der erste Kirchenbau am Standort der St. Laurenzenkirche wurde womöglich bereits im 9. Jahrhundert errichtet und später mehrfach ersetzt und erweitert (zur Baugeschichte siehe insbesondere Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde St. Gallen, 1979). Die hier ab 1413 erst durch Johannes Murer und dann unter der Leitung von Michel von Safoy erbaute Kirche wurde im 16. Jahrhundert durch seitliche Emporen über offenen Hallen, den sog. «Fischbänken», erweitert. Im 19. Jahrhundert war das Gebäude stark renovationsbedürftig. Nach einer langjährigen Projektierung und Stildiskussion lieferte 1845 der erst 23-jährige Johann Georg Müller (1822–1849) das entscheidende Gutachten und Projekt für eine umfassende Kirchenerneuerung ohne Totalabbruch. Nach dem frühen Tod des Architekten wurde die Ausführung an Johann Christoph Kunkler (1813–1898) übertragen, der Müllers Projekt in leicht angepasster Form umsetzte.
Die 1851–1854 im Stil der Neugotik erneuerte St. Laurenzenkirche enthält Teile der Kirche des 15. und 16. Jahrhunderts (östliche Stirnmauer, Längsmauern von Mittelschiff und Seitenschiffen, Arkaden zu den Seitenschiffen und geschnitzte Holzbrüstungen der Emporen). Aus dem 19. Jahrhundert stammen die Westfassade und die zusätzliche Fensterreihe im Obergaden des Mittelschiffs. Auch der Turm wurde damals grösstenteils abgetragen und nach Plänen des Zürcher Architekten Ferdinand Stadler (1813–1870) in hoher und schlanker Form, ebenfalls leicht abweichend von Müllers Entwurf, neu aufgebaut.
Die St. Laurenzenkirche ist eine dreischiffige Basilika mit Rechteckchor und an den Längsseiten angebauten Emporentrakten über heute geschlossenen Hallen. Nördlich an den Chor schliesst der Turm mit viereckigem Grundstock, oktogonalem Turmoberbau und Spitzhelm an. Das Dach über dem Mittelschiff ist mit farbig glasierten Ziegeln eingedeckt. Der Innenraum ist durch Pfeilerarkaden gegliedert und mit flachen Holzdecken gedeckt. Auf allen vier Seiten Emporen mit (neu)gotischen Masswerkbrüstungen. Auf der Chorseite monumentaler Orgelprospekt. Nach einer purifizierenden Renovation 1923–1925 wurden die Innenwände und Decken im Rahmen der Gesamtrestaurierung von 1963–1979 (Architekt Hanspeter Nüesch) unter Beizug eines Aquarells von Johann Georg Müller farbig gestaltet.
Im Chorfenster ist eine monumentale Glasmalerei (Abendmahl, 1853) des im 19. Jahrhundert erfolgreich in Paris tätigen St. Gallers Caspar Gsell (1814–1904) eingesetzt; alle anderen Fensteröffnungen wurden 1852–1853 mit Ornamentfenstern (Rautenverglasungen mit ornamentalen Bordüren sowie Blatt- und Blütenmustern in den Masswerken) von Johann Jakob Röttinger (1817–1877) in Zürich versehen (siehe Stadtarchiv St. Gallen, OGA, Seckelamt, XI, 13f: Kirche St. Laurenzen, Vertrag mit J. Röttinger über die Kirchenfenster vom 1.7.1852 sowie Stadtarchiv St. Gallen, KiA, Bausachen: Kirche St. Laurenzen, Turmkugeldokument von September 1854).
MoinsBibliographie
Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde St. Gallen (Hrsg.). (1979). Die Kirche Sankt Laurenzen in St. Gallen. Verlagsgemeinschaft St. Gallen.
Hardegger, A., Schlatter, S., & Schiess, T. (1922). Die Baudenkmäler der Stadt St. Gallen. Fehr’sche Buchhandlung.
Knoepfli, A. (1983). Reformierte Kirche St. Laurenzen, St. Gallen. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.
Poeschel, E. (1957). Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen: Bd. II. Birkhäuser.
Röllin, P., & Studer, D. (1996). St. Gallen. In INSA: Inventar der neueren Schweizer Architektur, 1850-1920: Städte (Bd. 8, S. 13–183). Orell Füssli.