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TG_102: Bildscheibe Placidus Brunschwiler, Abt Kloster Fischingen, mit Auferstehung Christi
(TG_Fischingen_Benediktinerstift_TG_102)

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Title

Bildscheibe Placidus Brunschwiler, Abt Kloster Fischingen, mit Auferstehung Christi

Type of Object
Artist / Producer
Müller, Paul · zugeschr.
Dating
1626
Dimensions
34.1 x 25.6 cm im Licht

Iconography

Description

Hinter dreiteiliger bunter Portal-Architektur, an deren zentralem blauem Bogen ein Kranz mit dem Monogramm Christi hängt, ist dessen Auferstehung festgehalten. Mit Lendenschurz und violettem Mantel bekleidet sowie als Siegeszeichen mit beiden Händen ein Kreuz haltend, erscheint der Gottessohn auf einem Totenschädel stehend über seinem Grab, während davor die Grabwächter schlafen und zur linken Seite ein Engel den Sargdeckel hält. Den Scheibenfuss füllt das mit blauen Fliesen belegte, die Portal-Architektur tragende Podium. Seine Front ziert die Stifterinschrift, welcher im Zentrum das von einem Lorbeerkranz umgebene, gevierte Wappen des Abtes mit dessen Insignien vorgesetzt ist.

Iconclass Code
44A1(+6) · coat of arms (as symbol of the state, etc.) (+ church, monastery; ecclesiastical)
46A122(BRUNSCHWILER) · armorial bearing, heraldry (BRUNSCHWILER)
73E1 · Resurrection of Christ
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen Brunschwiler, Placidus, Abt Kloster Fischingen: Geviert, 1 und 4 in Blau zwei übereinander vorbeischwimmende silberne Fische (Kloster Fischingen), 2 und 3 in Silber eine eingebogene rote Spitze mit zweiröhrigem silbernem Brunnen, begleitet von zwei roten Rosen mit grünem Stiel (Brunschwiler); anstelle von Helm und Helmzier: blaue Mitra mit violetten Infuln, goldenem Pedum und silbernem Panisellus.

Inscription

Placidus Von Got tes Gnaden Abbte / Des Gottshaus Vischingen. 1626.

Signature

keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Das Glas mit dem Kopf Christi sowie je ein Stück am linken und rechten Rand neu ergänzt; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1956 Andreas Kübele, St. Gallen (kleine Ergänzung am linken Rand, Dokumentation in Fotothek der Denkmalpflege Thurgau ).

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

History

Research

Placidus Brunschwiler (1589/90 Sirnach–1672 Fischingen), von Sirnach, war der Sohn des Bauern Johannes und der Barbara Stanger. In jungen Jahren trat er in das Kloster Fischingen ein und war dort von 1616–1672 Abt. In seiner Regierungszeit festigte sich die innere Reform, indem er die Ämterstruktur änderte (Mönche anstelle von Weltlichen), Ausbildung und Wissenschaft förderte sowie Chorgebet und Liturgie vermehrt pflegte. Die Zahl der Mönche stieg unter ihm von acht auf sechsundzwanzig. Abt Brunschwiler, Verfasser eines Wappen- und Tagebuches, stärkte zudem das religiöse Leben durch die Gründung von Bruderschaften. Er sicherte die materielle Grundlage des Klosters durch gute Verwaltung und Bewirtschaftung der Güter sowie durch geschickte Neuerwerbungen wie zum Bespiel der Herrschaft Spiegelberg bei Lommis im Jahre 1629. Von der unter ihm in Gang gekommenen regen Bautätigkeit zeugen die Kirchenrenovationen in den Klosterpfarreien, die Vergrösserung der Iddakapelle von 1625, der Bau des Schlosses Bettwiesen (Sommerresidenz des Abtes) von 1627, die Neubauten von Abts-, Gäste- und Krankenhaus im Jahr 1635 sowie der Bau der Pilgerkapelle St. Margarethen von 1640–1642 (HLS 2/2003, S. 762; Brauchli 2003, S. 184–186; Meyer, 1986, S. 702; Sirnach 1979-; Meyer 1976, S. 122f.).
Eine 1616 von Placidus Brunschwiler in den Kreuzgang des Zisterzienserinnenklosters Tänikon gestiftete Scheibe befindet sich heute im Musée Ariana in Genf. Zudem liess dieser vom Zuger Glasmaler Christoph Brandenberg 1623 eine heute verschollene Bildscheibe mit der Kreuzigung für den Kreuzgang des Zisterzienserklosters Wettingen ausführen (Hoegger 2002, S. 342f., Abb. 153). Des weiteren besitzt das Historische Museum des Kantons Thurgau in Frauenfeld von Brunschwiler eine in den 1640er Jahren von Hans Ulrich Jegli geschaffene Wappenscheibe (TG_224) und einen von ihm 1624 bei dessen Vater Hans Jegli in Auftrag gegebenen Scheibenentwurf (TG_1677). Ein im gleichen Jahr wie die vorliegende Scheibe gestiftetes Werk befindet sich im Greys Court (Henley-on-Thames, Foto Vitrocentre Romont).

Das vorliegende Glasgemälde befand sich bis 1891 in der Sammlung Vincent in Konstanz, und zwar zusammen mit sechs weiteren Scheiben von 1626, die ähnlich wie Niklaus Bluntschlis berühmter, umfangreicher Zyklus von 1558/59 für den Kreuzgang des Frauenklosters Tänikon eine Folge zum Leben Christi bildeten. Dazu zählten die Glasgemälde des in Tänikon als Beichtiger wirkenden Wettinger Konventualen Rudolf Guggenbühl (Marienkrönung), der Schwestern Margaretha und Maria Ursel von Bayern (Himmelfahrt Mariens) sowie diejenigen der Äbte Bernhard Müller von St. Gallen (Begrüssung Joachims und Annas), Ulrich V. Amstein von St. Urban (Anbetung der Könige), Jakob I. Denkinger von Kreuzlingen (Zacharias küsst den Christusknaben) sowie des Priors von Ittingen Bruno Müller (Himmelfahrt Christi). Zum Zyklus gehörte überdies die Scheibe des Tänikoner Beichtigers Laurenz Auricularius. Mit Ausnahme der Stiftung von Auricularius kamen die genannten Scheiben in die Sammlung Vincent (Kat. Vincent 1891, S. 37f.; Boesch 1943, S. 65f.; Bergmann 2004).
Laut der Chronik des Klosters Tänikon verehrten Rudolf Guggenbühl, die Schwestern Ursel sowie Laurenz Auricularius ihre Scheiben 1626 in das dortige, damals unter der Äbtissin Magdalena Hoppler umgebaute Refektorium (Refenthal). Demnach muss die ganze Scheibenfolge für das Refektorium von Tänikon bestimmt gewesen sein. Die davon bildlich dokumentierten Werke, diejenigen Guggenbühls (Boesch 1943, Abb. 14), Brunschweilers und Müllers, werden von der Forschung mit guten Gründen dem Zuger Glasmaler Paul Müller zugewiesen. Dies legt der Vergleich mit der stilistisch verwandten Bildscheibe nahe, die Paul Müller zusammen mit dem Ulmer Maler Georg Rieder 1626 in den Kreuzgang des Klosters Wettingen verehrte und sicherlich von ihm selbst geschaffen wurde (Hoegger 2002, S. 304–306, Farbabb. S. 114).

Die Figur Christi und der neben ihr die Grabplatte haltende Engel sind auf Brunschwilers Stiftung von 1626 in analoger Form gestaltet wie auf der 1640 von Jakob Lagger in Auftrag gegebenen Bildscheibe, die sich im Historischen Museum Thurgau befindet und ebenfalls dem Zuger Glasmaler Paul Müller zugeschrieben wird (TG_1867).

Die Scheibe wird genannt in:
Rahn, 1890, Nr. 293.
Heberle, 1891, Nr. 271.
Ackermann, 1932, S. 14, 99.
Wyss, 1940a, S. 10 (Paul Müller).
Wyss, 1940b, S. 7 (Paul Müller).
Boesch, 1943, S. 66, Nr. 14.
Hartmann, 1953, S. 25, Nr. 36.
Knoepfli, 1955, S. 216, Nr. 2.
Sirnach, 1979-, Ordner 2, T 19–T 36, Abb. T. 30.
Barockes Fischingen, 1991, S. 274.
Zehnder, 1992, S. 121.
Schildknecht, 1993, S. 54f.
Bergmann, 2004, S. 101.

Dating
1626
Original Donor

Brunschwiler, Placidus, Abt Kloster Fischingen (1616-1672)

Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Verein Kloster Fischingen

Previous Owner

Bis 1890 Sammlung Johann Nikolaus Vincent, Konstanz

Bibliography and Sources

Literature

Ackermann, A. (1932). Das Benediktiner-Kloster Fischingen einst und jetzt. Fischingen, Verlag der Waisen- und Erziehungsanstalt St. Iddazell.

Barockes Fischingen. Ausstellung zum Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Kloster Fischingen 1980–1991. Katalog (1991). Fischingen: Verein St. Iddazell.

Bergmann, U. (2004). Die Zuger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 4. Bern: Benteli Verlag.

Boesch, P. (1943). Die Glasgemälde aus dem Kloster Tänikon. Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXXIII, H. 3.

Brauchli, H. (2003). Thurgauer Ahnengalerie. Weinfelden: Hans Brauchli.

Hartmann, P. (1953). Heraldische Denkmäler im Kloster Fischingen. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 67.

Heberle, J. M., Köln (1891). Katalog der reichhaltigen Kunst-Sammlung der Herren C. und P.N. Vincent in Konstanz am Bodensee. Versteigerung zu Konstanz am Bodensee, den 10. September 1891. Köln.

Hoegger, P. (2002). Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 1. Aarau: Kanton Aargau.

Knoepfli, A. (1955). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. II: Der Bezirk Münchwilen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Basel: Birkhäuser Verlag.

Meyer, B. (1976). Die Äbte des Klosters Fischingen. Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 113, S. 95–136.

Meyer, B. (1986). Fischingen, Benediktiner. In E. Gilomen-Schenkel (Red.). Frühe Klöster, die Benediktiner und Benediktinerinnen in der Schweiz. Helvetia Sacra (HS), Abteilung III: Die Orden mit Benediktinerregel, Bd. 1 (S. 672–710). Bern: Francke Verlag.

Rahn, J.R. (1890). Die schweizerischen Glasgemälde der Vincentschen Sammlung in Constanz. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. XXII, Heft 6.

Schildknecht, B. (1993). Kloster Fischingen. Kirche, Idda-Kapelle und Konventbauten. Fischingen: Benediktinergemeinschaft.

Schildknecht, B. (2003). Brunschwiler, Placidus. Historisches Lexikon der Schweiz (HLS, Bd. 2). Abgerufen von http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D25784.php.

Sirnach – Sereniacum ... von einst bis heute. Dorfchronik (1979-). Sirnach: Ortsvorsteherschaft.

Wyss, F. (1940a). Einige kritische Betrachtungen zur historischen Arbeit im Zuger Neujahrsblatt. Heimat=Klänge, 20.

Wyss, F. (1940b). Einige kritische Betrachtungen. Der Volksfreund, Nr. 2, 24.1.1940.

Zehnder, H. (1992). Tänikon 789–1989. Tänikon: Katholische Kirchgemeinde Tänikon.

References to Additional Images

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 5272 · Amt für Denkmalpflege Thurgau (Foto Tschopp, Wil; Andreas Kübele, St. Gallen)

Image Information

Name of Image
TG_Fischingen_Benediktinerstift_TG_102
Credits
© Vitrocentre Romont
Date
2018
Copyright
© Benediktergemeinschaft Kloster Fischingen
Owner

Verein Kloster Fischingen

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Reference Number
TG_102
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2020; Sarah Keller 2020; Sarah Keller 2022

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