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FR_82: Wappenscheibe des Amtes Freiburg 1605
(FR_Freiburg_MAHF_FR_82)

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Title

Wappenscheibe des Amtes Freiburg 1605

Type of Object
Artist / Producer
Place of Manufacture
Dating
1605

Iconography

Description

Vor blauem Grund mit Rankenmuster begleiten zwei steigende Löwen die Wappenpyramide Freiburgs. Auf einem Podest stehend und eine Pfote auf die Wappentartsche setzend präsentieren sie mit erhobener Pranke die Reichskrone. Die andere Pranke hält Schwert und Reichsapfel. Die rote Vorderseite des Podestes trägt das Datum der Stiftung: 1605. Das im oberen Teil von einem schmalen Lorbeerkranz eingefasste hochovale Mittelbild umgibt eine Leiste mit den 28 umlaufend beschrifteten Wappen der Ämter, Vogteien oder Gemeinden, die damals zu Freiburg gehörten. In den Zwickeln sind vier Tugendallegorien dargestellt. Oben links präsentiert mit verbundenen Augen die Gerechtigkeit (Justitia) Schwert und Waage, oben rechts erblickt die Klugheit (Prudentia) im Spiegel die Wahrheit. Ihre Linke umfasst einen Schlangenstab. Unten links sitzt die Stärke (Fortitudo) in kriegerischer Aufmachung mit dem abgetrennten Säulenkapitell und der Lanze. Rechts giesst die Mässigkeit (Temperantia) Wasser aus einem Krug in eine Schale.

Iconclass Code
11M41 · Prudence, 'Prudentia'; 'Prudenza' (Ripa) ~ one of the Four Cardinal Virtues
11M42 · Temperance, 'Temperantia'; 'Temperanza' (Ripa) ~ one of the Four Cardinal Virtues
11M43 · Fortitude, 'Fortitudo' ~ one of the Four Cardinal Virtues
11M44 · Justice, 'Justitia'; 'Giustitia divina' (Ripa) ~ one of the Four Cardinal Virtues
25F23(LION) · beasts of prey, predatory animals: lion
44A1 · coat of arms (as symbol of the state, etc.)
5(+11) · Abstract Ideas and Concepts (+ abstract concept represented by female figure)
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen Freiburg: Geteilt von Schwarz und Silber.
Reichswappen: In Gold ein schwarzer, nimbierter und goldbewehrter Doppeladler.
Wappen Greyerz: In Rot ein schreitender flugbereiter silberner Kranich.
Wappen Corbières: In Rot ein silberner Schrägbalken, belegt mit einem schwarzen Raben.
Wappen Romont: In Rot eine zweitürmige silberne Burg.
Wappen Rue: Gespalten von Rot und Blau, belegt mit einem goldenen Rad.
Wappen Estavayer: In Silber eine rote, goldbebutzte Rose mit goldenen Kelchblättern.
Wappen Bulle: Geteilt von Silber mit schreitendem rotem Stier und von Rot.
Wappen Vuippens: Fünfmal gespalten von Rot und Silber.
Wappen Surpierre: In Blau drei silberne Kugeln (1,2)
Wappen Bossonnens: Unter blauem, mit drei goldenen sechsstrahligen Sternen belegtem Schildhaupt fünfmal gespalten von Gold und Blau.
Wappen Châtel-Saint-Denis: In Gold ein schwarzer Adler.
Wappen Attalens: In Silber ein steigender goldener Löwe, belegt mit einem blauen Schrägbalken.
Wappen St-Aubin: In Silber ein ausgerissenes sechsblättriges goldenes Schilfrohr.
Wappen Vaulruz: In Rot über goldenem Dreiberg drei in einem silbernen Fluss stehende goldene Bäume mit goldenem Stamm.
Wappen Font: In Rot ein goldener Sporn.
Wappen Cugy: Geviert, 1 und 4 unter silbernem Schildhaupt fünfmal gespalten von Gold und Silber; 2 und 3 fünfmal gespalten von Silber und Gold, bzw. von Gold und Silber, belegt mit einem goldenen Balken mit 3 goldenen Rosen.
Wappen Plaffeien: In Schwarz ein silberner Balken.
Wappen Jaun: In Schwarz ein silbernes Schragenkreuz.
Wappen Corserey: Geviert von Rot und Blau.
Wappen Orbe: In Rot zwei abgekehrte goldene Fische.
Wappen Grandson: Fünfmal gespalten von Silber und Blau, überdeckt von einem silbernen Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Jakobsmuscheln.
Wappen Grasburg: In Silber über schwarzem Dreiberg ein steigender schwarzer Löwe.
Wappen Murten: In Silber auf schwarzem Dreiberg ein steigender roter, goldgekrönter Löwe.
Wappen Hauterive: In Silber, besät mit goldenen Kreuzchen, ein steigender blauer, goldgekrönter Löwe.
Wappen Chenaux: Fünfmal gespalten von Blau und Silber, belegt mit einem silbernen Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Sternen.
Wappen Montagny: Unter silbernem Schildhaupt fünfmal gespalten von Rot und Silber.
Wappen Everdes: Fünfmal gespalten von Rot und Silber.
Wappen Illens: In Rot ein goldenes Schragenkreuz.
Wappen Pont: In Rot ein goldener Schrägbalken, belegt mit einem blauen schreitenden Löwen.

Inscription

Datum: 1605.
Beschriftung der Ämterwappen (im Uhrzeigersinn): Griers, Corbers, Remunt, Ruw, Steffis, Boll, Wippingen, Oberstein, Bossonens, Chastel. S. D, Attalens, S. Aubin, Thalbach, Fontt, Cugy, Plaffeien, Joun, Corsereÿ, Orbach, Granson, Grasburg, Murtten, Altenriff, Chinaux, Muntenach, Grieningen, Illingen, Pontt.

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Erhaltung: Mehrere Notbleie, zwei Sprünge. Der Grossteil des rechten Löwen ergänzt. Ein winziges Flickstück. Reichsadler korrodiert.

Technique

Farbloses, gelbes und rotbraunes Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, hellem Eisenrot sowie blauen und violetten Schmelzfarben. Brandmarke: 1.

History

Research

Nach gleicher Vorlage wurden die zwei Tugenden in den unteren Zwickeln von einem anderen Glasmaler auf einer Ämterscheibe von 1612 gestaltet (FR_91). Die Figur der Justitia taucht ähnlich auf mindestens zwei Scheibenrissen unbekannter Hand wieder auf (Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 258–259, Kat.-Nr. 656 und S. 271, Kat.-Nr. 674. Beidemal mit unverbundenen Augen). Ein direkter Einfluss auf den Meister dieser Scheibe ist jedoch nicht anzunehmen.
Der Typus der sogenannten Ämterscheibe taucht schon früh neben der einfachen Standesscheibe auf. Zunächst wurde der Ämterkranz rund gestaltet (vgl. FR_31), um 1580 setzte sich jedoch die ovale Form des Wappenkranzes durch. Dies geschah offenbar unter Einfluss des Berner Glasmalers Abraham Bickhart (1535–1577), dessen Riss einer Berner Ämterscheibe um 1576/77 als richtungsweisend für die Gruppe der folgenden Scheiben gilt (Bern, BHM, Sammlung Wyss. Inv.-Nr. 20036.580. Vgl. Scheidegger 1947. S. 88, Kat.-Nr. 125, Abb. 92 [um 1570 angesetzt]; Matile1965/1966. S. 51, Abb. 14; Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 189–190, Nr. 199; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 82.1. Noch 1571 hatte Bickhart einen Riss mit rundem Wappenkranz für eine Freiburger Ämterscheibe entworfen: Hasler 1996/1997. Bd. I. S. 189, Nr. 198). Die älteste Freiburger Ämterscheibe nach dem Vorbild Bickharts datiert aus dem Jahr 1589 und befindet sich im Museum Angewandte Kunst Frankfurt (Boesch 1952. S.115; Beeh-Lustenberger 1965. S.178– 180, Nr.72; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 82.2). Sie schliesst sich im Stil der Figuren und Löwen den Scheiben Christoph Heilmanns an (vgl. [FR_63](/objects/FR_63)). Während der rechte Löwe und die Allegorie der Prudentia dem gleichen Entwurf folgen, oblag die Ausführung der vorliegenden Scheibe von 1605 sicher einem anderen Glasmaler. In der Fotothek des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich ist sie zwar Christoph Heilmann zugeschrieben, sie wurde jedoch bestimmt von einem jüngeren Glasmaler geschaffen, der vielleicht auch die folgenden Wappenscheiben (FR_83, FR_84, FR_85, FR_86) ausführte (Thieme-Becker 33, 1939. S. 480: Hans Tuppin zugeschrieben). 1605 lieferte Claude Haas sowohl grosse Wappenscheiben zu zwölf Pfund das Stück wie auch kleine zu einem Preis von fünf Pfund. Er könnte damit am ehesten als Autor dieser Scheibe in Frage kommen.
Die Ämterscheibe soll laut Museumsinventar aus der Kirche Wünnewil stammen. Eine Fenster- und Wappenstiftung der Obrigkeit dorthin ist anhand der Seckelamtsrechnungen allerdings erst 1611 bezeugt (StAF RM 162, 1611, p. 273 [30.5.1611]).

Dating
1605
Date of Receipt
1879/80
Original Donor

Freiburg, Stadt und Amt

Donor / Vendor

Pfarrei Wünnewil

Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Previous Owner

Aus der Kirche Wünnewil 1879/80 erworben.

Inventory Number
MAHF 3400

Bibliography and Sources

Literature

Grangier, Louis. Catalogue du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1882. S. 105, Nr. 317.

Grangier, Louis. Catalogue du Musée Marcello et des autres oeuvres d’art faisant partie du Musée cantonal de Fribourg. Fribourg 1887. S. 28, Nr. E 41.

P[eissard], N[icolas]. Catalogue des vitraux armoriés exposés dans les galeries. Fribourg 1927. S. 7 (10me fenêtre).

Thieme, Ulrich und Felix Becker. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 33, 1939. S. 480 (Hans Tuppin zugeschrieben).

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 82.

Vgl.

Scheidegger, Alfred. Die Berner Glasmalerei von 1540 bis 1580. (Berner Schriften zur Kunst Band IV) Hrsg. von Prof. Dr. Hans R. Hahnloser. Bern-Bümpliz 1947.

Boesch, Paul. Zur Geschichte der Freiburger Glasmalerei. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 13, 1952. S.112–116.

Beeh-Lustenberger, Suzanne (Bearb.). Glasgemälde aus Frankfurter Sammlungen. Frankfurt a.M. 1965.

Matile, Heinz. Berner Ämterscheiben. In: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums 45/46, 1965/1966. S. 29–72. Bern 1968.

Hasler, Rolf. Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2 Bde. Bern 1996–1997.

Staatsarchiv Freiburg (StAF): Ratsmanuale (RM).

References to Additional Images

SNM Zürich 6363

Image Information

Name of Image
FR_Freiburg_MAHF_FR_82
Credits
© MAHF (Foto: Primula Bosshard)
Copyright
© Musée d'art et d'histoire Fribourg (MAHF)
Owner

Musée d’art et d’histoire Fribourg (e-collection MAHF)

Inventory

Reference Number
FR_82
Author and Date of Entry
Uta Bergmann 2016

Linked Objects and Images

Additional Images
Schema von Wappenscheibe des Amtes Freiburg 1605