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BE_1485: Wappenscheibe Hans (Johannes) I. Steiger (linkes Stück der Doppelscheibe)
(BE_Bern_BHM_18491)

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Title

Wappenscheibe Hans (Johannes) I. Steiger (linkes Stück der Doppelscheibe)

Type of Object
Artist / Producer
Dating
1567
Dimensions
80.2 x 47 cm im Licht

Iconography

Description

Vor gefiedertem blauem Damast ist das Vollwappen von Hans Steiger auf das Podium mit der Stifterinschrift gesetzt. Dahinter erhebt sich auf blauen Postamenten eine durch die Helmdecke weitgehend verdeckte Rahmung aus Pfeilern mit vorgestellten Balustersäulchen. Die Doppelstützen krönt ein helllila Rundbogen mit Scheitelrollwerk. Über den grünen Säulenkapitellen auf den grünen Kämpfern stehend, flankieren diesen zwei blau gekleidete Frauengestalten. Bei ihnen handelt es sich um die Tugenden der Barmherzigkeit und des Glaubens.
Das Stifterwappen ist heraldisch nach links zum spiegelbildlich gestalteten Gegenstück gewendet.

Iconclass Code
11M31 · Faith, 'Fides'; 'Fede', 'Fede catholica', 'Fede christiana', 'Fede christiana catholica' (Ripa) ~ one of the Three Theological Virtues
11M33 · Charity, 'Caritas'; 'Carità' (Ripa) ~ one of the Three Theological Virtues
46A122 · armorial bearing, heraldry
5(+11) · Abstract Ideas and Concepts (+ abstract concept represented by female figure)
Iconclass Keywords
Heraldry

Wappen Hans Steiger

Inscription

Johans Steÿger der Zÿtt... (Inschrift über beide Scheiben).
CHARI / TAS, FIDES.

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Wenige kleine Glasstücke neu ergänzt; Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und blauer Schmelzfarbe.

History

Research

Bis 1884 befand sich diese Doppelscheibe im Schiff der Kirche Vinelz (vgl. von Mülinen 1893; Moser 1998). Der Grund für ihre Stiftung im Jahr 1567 ist unklar, da damals dort keine Umbauten dokumentiert sind (vgl. Moser 1998).
Die beiden Steiger-Scheiben gingen 1884, als der Chor vom Staat an die Kirchgemeinde abgetreten wurde, an die Familie Steiger. Diese hatte sich bereits 1811/14 darum bemüht (Chorgerichtsmanual Vinelz vom 28. April 1811; Dorfbuch Gemeindearchiv Lüscherz 3. Jan. 1814; vgl. Heinz Matile, in: Kartei Ortskatalog Glasgemälde, BHM Bern). Sie kamen danach an den Steiger-Nachkommen Henri Marcuard, der sie 1894 als Depositum dem Bernischen Historischen Museum übergab. Dessen Nachkommen wandelten 1927 das Depositum zur Schenkung um (vgl. Lohner 1864–67; Moser 1998).

Laut den Amtsrechnungen von Erlach des Jahres 1566 erhielt damals "Vincentz Wysshanen für das vensterwerch in der kilchen Vineltz 55 Pf. 12 Sch." (Staatsarchiv Bern, Berner Amtsrechnungen: Auszüge von Dr. Marti-Wehren, Kopien im Vitrocentre Romont). Andres Moser vermutet, dass Wysshan damals lediglich als Glaser für die Herstellung von Fenstern entlohnt wurde und die Wappenscheiben von zwei bis drei unbekannten Berner Glasmalern ausgeführt wurden. Weil die beiden von Bern und dem dortigen Schultheissen Hans Steiger für die Kirche von Ligerz in Auftrag gegebenen Doppelscheiben 1567 datiert sind, ist es in der Tat höchst zweifelhaft, dass sich der genannte Rechnungsbetrag darauf bezieht (in der Regel wurden die Glasmaler erst nach Ausführung des Auftrages entlohnt). Weil Wysshan von Bern verschiedentlich ausdrücklich für die Lieferung eines Fensters mit Standeswappen bezahlt wurde, spricht freilich Vieles dafür, dass er den Glasmalerberuf ausübte. Auch ohne Vorhandensein eines sicheren Quellenbelegs darf man ihn deshalb als Schöpfer der damals nach Ligerz gelieferten Glasgemälde in Betracht ziehen, dies um so mehr, als ihn eine verwandtschaftliche Beziehung mit Vinelz verband. Im Jahr 1561 hatte er nämlich Barbara Im Haag geheiratet, die Schwester Peter Im Haags, der 1565 Landvogt zu Erlach wurde und als solcher bald danach eine Scheibe in die Kirche von Vinelz stiftete.

Hans Steiger (1518–1581), Sohn von Bartholomäus II., war ab 1538 Berner Grossrat, 1539–1544 Vogt zu Nyon, ab 1545 des Kleinen Rats, 1546/47 Vogt zu Nidau, 1547/48 Venner zu Gerbern, 1548–1562 Welschseckelmeister und seit 1562 Schultheiss zu Bern. Als einer der reichsten Berner seiner Zeit besass er neben der Freiherrschaft Rolle u. a. die Herrschaften Mont-le-Grand, Mont-le-Vieux, Bière, Begnins, Sépey, Rosey, Mollens und für kurze Zeit auch Oron und Palézieux. Zudem wurde er 1562 Teilhaber an der Twingherrschaft Münsingen und Niederwichtrach sowie später deren Alleinherr. Bern diente er oftmals als Gesandter. 1537 ehelichte er Barbara Willading, die Tochter Konrads. In zweiter Ehe war er seit 1567 mit Magdalena Nägeli, der Tochter von Hans Franz, verheiratet (HLS 11/2012, S. 853; HBLS 6/1931, S. 520. Abb. Porträt).
Von Hans Steiger gibt es die beiden 1562 in die Kirche Münsingen gestifteten Glasgemälde, eine Doppelscheibe aus der Zeit um 1559 im Berner Münster (Kurmann-Schwarz 1998, S. 456–459, Abb. 300–303), zwei um 1566 in die Berner Nydegg-Kirche verehrte Rundscheiben und eine Doppelscheibe von 1567 aus der Kirche Vinelz im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern,Inv. 18490/91). Zudem ist dieses Museum im Besitz eines Risses Samuel Sybolds von 1574 für eine Allianzwappenscheibe Steigers (BHM Bern, Inv. 20036.263; Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 246). Verschollen ist Steigers Rundscheibe von 1579 mit seinem Wappen sowie denjenigen seiner beiden Frauen (Heinz Matile, in: Kartei Stifter, BHM Bern).

Dating
1567
Original Donor

Steiger, Hans (1518–1581), Schultheiss Bern

Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum

Previous Owner

Um 1883/84 Verkauf an H. Marcuard, Bern (Nachkomme Familie Steiger). – Bis 1894 Kunstmuseum Bern.

Inventory Number
BHM 18491

Bibliography and Sources

Literature

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 530.

Carl Brun, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Nr. 1, Jan. 1886, S. 250.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Egbert Friedrich von Mülinen, fortgesetzt von Wolfgang Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Sechstes Heft. Das Seeland, Bern 1893, S. 551.

Eduard von Rodt, Katalog der Sammlung des historischen Museums in Bern, Bern 1892 (3. Aufl., inklusive Supplement mit Zuwachs der Jahre 1892 bis und mit April 1895), S. 127 (als Inv.-Nr. 1901: aus Kirche Vinelz).

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 41, 43, 93.

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 7, 1927, S. 85, 96, Taf.-Abb.

Donald L. Galbreath, Armorial Vaudois, Baugy sur Clarens 1936, Bd. 2, S. 651, Abb. 2157.

Heinz Matile, Die Glasgemälde des 16. bis 19. Jahrhunderts in den Kirchen des Amtes Erlach, in: Aus der Geschichte des Amtes Erlach. Festgabe, Bern 1974, S. 199–202, Abb. 105, 106.

Robert Aeberhard, Kirchen im Seeland, Biel 1980, S. 231.

Andres Moser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Landbd. II, Basel 1998, S. 310.

Auszug Chorgerichtsmanual Vinelz 1811 und Auszüge aus Kirchgemeinderatsprotokollen Vinelz 1883–1890 in Unterlagen Heinz Matiles (BHM Bern, Kopien in Romont).

Vgl.

Ulrich Moser, Schultheiss Hans Steiger. Bern und die Waadt in der Mitte des 16. Jahrhunderts, Bern 1977.

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

References to Additional Images

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 1106; SNM Zürich, Neg. 4968 (Albrecht Hübschi)

Image Information

Name of Image
BE_Bern_BHM_18491
Credits
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Date
2007
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Owner

Seit 1894 Bernisches Historisches Museum

Inventory

Reference Number
BE_1485
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

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