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BE_801: Wappenscheibe (Johann Rudolf?) von Erlach
(BE_Jegenstorf_refK_vonErlach)

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Title

Wappenscheibe (Johann Rudolf?) von Erlach

Type of Object
Artist / Producer
Funk, Hans · zugeschr.
Dating
um 1530
Dimensions
39.2 x 31.2 cm im Licht

Iconography

Description

Vor gefiedertem blauem Damastgrund ist das Vollwappen der von Erlach dargestellt. Es befindet sich in einer Rahmung aus architektonischen und pflanzlichen Motiven, die in Frührenaissance-Manier dekorativ zusammengefügt sind.

Iconclass Code
46A122 · armorial bearing, heraldry
Heraldry

Wappen von Erlach

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Mehrere Sprungbleie; die Verbleiung erneuert. Das Format der Scheibe lässt nicht unbedingt darauf schliessen, dass diese am Fuss ursprünglich eine Stifterinschrift besass.

Restaurierungen
1911/12: Hans Drenckhahn, Thun: Die Restaurierung Drenckhahns der Glasmalereien in der Kirche Jegenstorf dokumentieren einige dazu in dessen Nachlass im Vitrocentre Romont vorhandene, 1911 datierte Pausen sowie dessen Monogramm auf mehreren von ihm in verschiedene Scheiben eingesetzten Ergänzungen. Zur vorliegenden Scheibe gibt es von ihm zwei Pausen. Davon besitzt die eine die Angabe "Kirche Jegenstorf gepaust 1911". Darin hat Drenckhahn jedoch keinerlei Ergänzungen angegeben. Die andere Pause ist "HD. 20 Mai 1911" bezeichnet (Mappe 164, Erlachscheibe 152-?). Sie ist in schwarzer Tinte angelegt und einzig die beiden Säulenschäfte sind darin nicht ausgeführt (der rechte überhaupt nicht, der linke in Bleistift konturiert). Die entsprechenden Stücke der Scheibe wurden aber nicht ergänzt.
1940: Abnahme der Scheiben durch Glasmaler Eduard Boss sowie 1945 Wiedereinsetzung derselben durch den Berner Glasermeister Paul Wüthrich (Staatsarchiv Bern, BB 05.7.343).
1971 Konrad Vetter, Bern: Die Jegenstorfer Glasgemälde wurden 1971 durch Vetter restauriert sowie in den Fenstern neu angeordnet.

Technique

Farbloses und farbiges Glas; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

History

Research

Zehn Glasgemälde der Kirche tragen das Wappen von Erlach, der Herren von Jegenstorf, die das Schloss und die Gerichtsbarkeit des Dorfes Jegenstorf von 1321 bis 1593 inne hatten. 1593 gelangten diese durch Kauf an Ulrich von Bonstetten. 1530 war die Herrschaft Jegenstorf im Besitz von Johann von Erlach († 1539).
Die Scheibe befand sich bis 1971 im Chorfenster s II. Ihr für die Fenstergrösse der Kirche zu kleines Format spricht dafür, dass ihr ursprünglicher Standort nicht das Gotteshaus, sondern das Schloss Jegenstorf war (vgl. Lehmann, Jegenstorf 1915). Während im 17. Jahrhundert die Wappenscheiben die Fenster nicht zwingend ausfüllten, war dies im 16. Jahrhundert die Norm.
Beim Scheibenstifter handelt es sich wahrscheinlich um Johann Rudolf von Erlach (1504–1553), dessen Allianzwappenscheibe von 1530 in der Kirche Jegenstorf genau dieselbe Helmzier aufweist. Auch seine dortige Allianzscheibe von 1539, seine Scheibe von 1541 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 23613) und ein dort aufbewahrter Riss zu einer weiteren Allianzscheibe von ihm (Hasler 1996/97, Bd. 1, Kat.-Nr. 174) weisen als Helmzier einen männlichen Rumpf auf. Andere Mitglieder der Von-Erlach-Familie verwendeten als solche hingegen meist nur die federgeschmückte Spitzhaube. Die Identifizierung des Stifters mit Johann Rudolf von Erlach würde auch die Annahme stützen, dass die Scheibe aus dem Schloss stammt, da dieser 1530 bereits eine Allianzscheibe in die Kirche geschenkt hatte. Die Herrschaft Jegenstorf befand sich bis 1539 in Besitz seines Vaters Johann, der damals starb. In der Folge übernahm Johann Rudolfs Bruder Wolfgang die Herrschaft Jegenstorf. Dieser Erbantritt könnte die Scheibenstiftung ins Schloss veranlasst haben.

Aufgrund seiner stilistischen Parallelen zur 1539 datierten Allianzwappenscheibe Johann Rudolf von Erlachs in der Kirche Jegenstorf darf man das vorliegende Glasgemälde Hans Funk zuweisen.

Johann Rudolf von Erlach (1504–1553), der Sohn Johanns (1474–1539), war Freiherr zu Spiez und Herr zu Riggisberg. Seine aus Freiburg i. Ü. stammende französischsprachige Frau Dorothea Velga brachte ihm die Herrschaft Heitenried zu, wodurch er zum reichsten Berner seiner Zeit wurde. Er diente der französischen Krone und wurde 1525 in der Schlacht von Pavia gefangen genommen. In Bern wurde er 1525 Mitglied des Grossen und 1540 des Kleinen Rats. 1528 ernannte man ihn zum Thuner Schultheissen und 1530–1535 amtete er als Schultheiss zu Murten. 1536 schlug er die Landvogtei Gex aus (HBLS 3/1926, S. 60; von Erlach 1989, Stamm-Taf. C VIII).
Wie oben dargelegt wurde, gibt es in der Kirche Jegenstorf ausser dem vorliegenden, wohl auf Johann Rudolf von Erlach zu beziehenden Glasgemälde zwei Allianzwappenscheiben desselben von 1530 und 1539. Um 1538 schenkte Johann Rudolf von Erlach ins Schloss Worb eine Allianzscheibe, die heute im Besitz des Bernischen Historischen Museums ist (BHM Bern, Inv. 23610). Ebendort erhalten sind der Riss zu einer solchen (s. o.) sowie eine weitere Allianzwappenscheibe aus dem Jahr 1541 (BHM Bern, Inv. 23613). Auf ihn dürfte auch eine Scheibe in der Lesegesellschaft Basel zurückgehen (Lehmann 1915, S. S. 231, 324f.). Zwei vermutlich 1527 datierte Rundscheiben mit dem Wappen von ihm beziehungsweise seiner Frau gehörten zum umfangreichen Zyklus, der um/nach 1527 ins Bubenberg'sche Sässhaus in Bern gestiftet wurde, wo Johann Rudolf von Erlach wohnhaft war. Dieser später in die Kirche Hindelbank überführte Zyklus muss durch ihn oder seinen Vater in Auftrag gegeben worden sein (vgl. Lehmann 1913).

Dating
um 1530
Period
1520 – 1540
Original Donor

Erlach, Johann Rudolf von (1504–1553)?

Previous Location
Place of Manufacture
Owner

Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Previous Owner

Staat Bern

Bibliography and Sources

Literature

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 409.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Drittes Heft. Mittelland. II. Jegistorf–Ottenleuebad, Bern 1881, S. 8f.

Johann Rudolf Rahn, Zur Statistik, schweizerischer Kunstdenkmäler. IV. Canton Bern, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde, Januar 1882, Nr. 1, S. 240f.

Ludwig Gerster, Bernische Kirchen, Manuskript im Eidg. Archiv für Denkmalpflege, [Kappelen nach 1892].

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 69, Nr. 19.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 241.

Hans Lehmann, Die Glasmalerei in Bern am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 17/1915, S. 231, Abb. 7 (Hans Funk).

Hans Lehmann, Die Kirche zu Jegenstorf und ihre Glasgemälde. Festschrift zur Jubiläumsfeier des vierhundertjährigen Bestandes, Bern 1915, S. 33, 47, Abb. 4 (Hans Funk).

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 67f.

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989.

Stefan Trümpler, Die Glasgemälde in der Kirche, in: Jegenstorf. Eine Ortsgeschichte, Jegenstorf 1989, S. 70f., 77.

Brigitte Kurmann-Schwarz, Die Glasmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts im Berner Münster, Bern 1998, S. 375.

Vgl.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913].

Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern 1996/97.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

References to Additional Images

BHM Bern, 29563; Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Howald 06668.40 (+c); SNM Zürich, Neg. 8956 (Hans Funk)

Image Information

Name of Image
BE_Jegenstorf_refK_vonErlach
Credits
© Vitrocentre Romont (photo : Yves Eigenmann, Fribourg)
Date
2015
Copyright
© Reformierte Kirchgemeinde Jegenstorf Urtenen
Owner

Seit 1984 Kirchgemeinde Jegenstorf (laut Gebrauchsleihevertrag mit dem Kanton Bern vom 25.1.1984).

Inventory

Reference Number
BE_801
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016