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BE_744: Runde Wappenscheibe Johann Ludwig von Erlach und Margaretha von Erlach zu Kasteln
(BE_Wichtrach_refK_Erlach_sIV1c)

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Title

Runde Wappenscheibe Johann Ludwig von Erlach und Margaretha von Erlach zu Kasteln

Type of Object
Artist / Producer
Sybold, Abraham · zugeschr.
Dating
um 1630/40
Dimensions
22.1 cm im Licht
Location
Place
s IV, 1c
Inventory

Iconography

Description

Die Vollwappen des Hans Ludwig und der Margaretha von Erlach zu Kasteln sind vor farblosem Grund über die blaue Rollwerkkartusche mit der Stifterinschrift gesetzt. Hinter den beiden Schilden erhebt sich über maskengeschmückten Postamenten eine Arkadenarchitektur aus blauen Pfeilern mit vorgelagerten marmorierten Säulen und einem doppelten roten Rundbogen. Zu Seiten der beiden Aussenstützen öffnet sich der Blick auf eine Seelandschaft mit Schiffen.

Iconclass Code
46A122 · armorial bearing, heraldry
Heraldry

Wappen Johann Ludwig von Erlach, Margaretha von Erlach zu Kasteln

Inscription

Hans Ludwig Von Ehrlach / Oberster. Margreta Von Ehrlach / ein geborne Von Ehrlach Zu Castellen.

Signature

Keine

Technique / State

State of Conservation and Restorations

Drei Rahmengläser am oberen Rand, ein weiteres am linken Rand sowie ein grosses Glasstück im Männerwappen neu ergänzt (das Foto 9886 des SNM Zürich zeigt an Stelle dieses Stückes ein älteres, zerbrochenes Glas); einige Sprünge und Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Technique

Farbloses Glas; rotes Überfangglas mit beidseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe.

History

Research

Johann Ludwig von Erlach dürfte seine undatierte Rundscheibe etliche Jahre vor seinem Tod, das heisst wohl um 1630/40 in Auftrag gegeben haben. Diese stammt mit anderen Worten ungefähr aus der gleichen Zeit wie diejenige Konrad Bankhauws. Um 1630/40 sind allerdings keine Erneuerungsarbeiten an der Kirche von Oberwichtrach bezeugt. Ebenso wenig hat man Kenntnis von irgendwelchen Beziehungen von Erlachs zu Wichtrach. Es stellt sich deshalb die Frage, ob dieser seine Wappengabe überhaupt dorthin verehrte und, wenn doch, was ihn dazu veranlasst haben könnte. Sollte seine Wappengabe für Oberwichtrach bestimmt gewesen sein, dann wäre sie 1745 vom Vorgängerbau in die heutige Kirche übernommen worden.

Mit ihrem Landschaftshintergrund erinnert die Scheibe Johann Ludwig von Erlachs an verschiedene im Laufe der 1630er Jahre in der Berner Werkstatt Abraham Sybolds ausgeführte Glasgemälde wie zum Beispiel an dasjenige Hans Rudolf Steigers im Bernischen Historischen Museum von 1634 (BHM Bern, Inv. 421). Weil sie sich stilistisch gut in diese Werkgruppe einfügen lässt, darf man davon ausgehen, dass auch sie bei Abraham Sybold in Auftrag gegeben wurde (vgl. dazu die Steiger-Scheibe im BHM).

Johann Ludwig von Erlach (1.11.1595–25.1.1650) war ein bedeutender Feldherr. Er verbrachte seine Jugendzeit als Page am Fürstlich Anhaltischen Hof. Danach war er zwischen 1618 und 1625 als Offizier in anhaltischen, braunschweigischen und schwedischen Diensten im Dreissigjährigen Krieg aktiv. Nach Bern zurückgekehrt, wurde er hier 1627 zu Burgern angenommen und heiratete Margaretha von Erlach (13.3.1611–1655), seine Nichte. Als Enkelin der Jakobea von Erlach, einer geborenen von Mülinen, brachte ihm diese die Herrschaft Kasteln (AG) in die Ehe ein, wo er ab 1642 das Schloss neu erbauen liess. Mit seiner Frau hatte er fünf Kinder. Seit 1629 Kleinrat, wurde Johann Ludwig von Erlach Kommandant des bernischen Grenzschutzes sowie Oberst und Generalleutnant des Schultheissen Franz Ludwig von Erlach. 1638 trat er als Generalmajor in den Dienst des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar, um schliesslich Gouverneur von Breisach und General en chef in Frankreich sowie Staatsrat von König Ludwig XIII. zu werden. Von Breisach aus hatte Johann Ludwig von Erlach bedeutenden Einfluss auf die Feldzüge am Rhein und in Süddeutschland. 1646 vermittelte er die Mission des eidgenössischen Gesandten Rudolf von Wettstein nach Münster und Osnabrück (HBLS 3/1926, S. 60; von Erlach 1989, S. 244–286; HLS 4/2005, S. 256).
Von Johann Ludwig von Erlach gibt es eine Wappenscheibe von 1634 im Bernischen Historischen Museum (BHM Bern, Inv. 57021) sowie eine undatierte in der Kirche Wichtrach (Oberwichtrach). Je zwei 1676 entstandene Doppelscheiben zu dessen Gedenken befinden sich in der Kirche von Schinznach Dorf (Hasler 2002, S. 250–252, Farbabb. S. 82) und im Schlossmuseum Spiez (Inv. 0424.1/2).

Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen sahen die Scheibe zusammen mit fünf weiteren 1896 im "Fenster zur Linken" im Chor, also wohl im Fenster n II.

Dating
um 1630/40
Period
1625 – 1650
Original Donor

Erlach, Johann Ludwig von (1595–1650) · Erlach, Margaretha von (1611–1655)

Place of Manufacture

Bibliography and Sources

Literature

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Viertes Heft. Mittelland. III. Papiermühle–Zuzwyl, Bern 1883, S. 282.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 95.

Heinrich Oidtmann, Geschichte der Schweizer Glasmalerei, Leipzig 1905, S. 247.

Hans Lehmann, Die zerstörten Glasgemälde in der Kirche von Hindelbank und ihre Beziehungen zur Familie von Erlach, in: Berner Kunstdenkmäler, Bd. 4, o. J. [1913], S. 21 (Anm. 4).

Jürg Schweizer, Kunstführer Emmental, Wabern 1983 (2. Aufl.), S. 120.

Vgl.

Hans Ulrich von Erlach, 800 Jahre Berner von Erlach. Die Geschichte einer Familie, Bern 1989.

Rolf Hasler, Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser, Aarau 2002.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS).

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS).

References to Additional Images

SNM Zürich, Neg. 9886 (Hans Jakob Dünz)

Image Information

Name of Image
BE_Wichtrach_refK_Erlach_sIV1c
Credits
© Vitrocentre Romont
Date
2015
Copyright
© Reformierte Kirchgemeinde Wichtrach

Inventory

Reference Number
BE_744
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016; Patricia Sulser 2016

Linked Objects and Images

Additional Images
Schema