Name

Lang, Daniel

Variants
DL
Birth and Death
Schaffhausen 4.5.1543 (Taufe)–[1602 Schaffhausen]
Author and Date of Entry
Rolf Hasler 2018
Locations With Objects
Biographical Data

Daniel Lang war einer von fünf Söhnen Hieronymus Langs des Älteren und wie dieser Glas- und Flachmaler von Beruf. Über seine Ausbildungszeit liegen zwar keine Nachrichten vor. Weil sein Schaffen stark von demjenigen des Vaters geprägt ist, geht die Forschung aber davon aus, dass er seine Berufslehre beim Vater absolvierte. Bekannt ist, dass er 1568 das Zunftrecht bei den Rüden erneuerte, 1682 beim Tod des Vaters dessen Haus Zur Löwengrube erbte und 1688 die neue Handwerksordnung mitunterzeichnete. Nach Gesellenjahren in der Fremde wird er demnach um 1568 nach Schaffhausen zurückgekehrt und dort vermutlich als Mitarbeiter in die väterliche Werkstatt eingetreten sein. Bei seiner Heimkehr lebte er dabei offenbar bereits in Ehe mit Elisabeth Scheffel. Sie schenkte ihm zwischen 1571 und 1581 sieben Kinder, darunter 1571 Hans Caspar den Älteren, den späteren Glasmaler und Bürgermeister. Aufgrund seiner grossen Familie sah sich Daniel Lang genötigt, auch immer wieder in der Fremde Arbeit zu suchen. So stand er 1576/77 in Diensten des Fürsten zu Fürstenberg (im Schloss Heiligenberg?) und kurze Zeit später muss er eine Weile Mitarbeiter des Glasmalers Georg Thomas Laurer in Chur gewesen sein. Beim Tod des Vaters scheint er 1682 dessen Werkstatt übernommen zu haben. Dort bildete er in der Folge mehrere Lehrknaben aus. Dazu zählten Hans Kasper Brack aus Schaffhausen und Stefan Miseler aus Solothurn. Von ihnen schloss der Erstere bei ihm 1590 die Glaser- und der Letztere 1593 die Flachmalerlehre ab. Zudem erlernten bei ihm 1591–1594 der Schaffhauser Hans Heinrich Beyel sowie 1597–1600 der Zürcher Hans Heinrich Hegner den Glasmalerberuf. Weder über ein grosses schöpferisches Talent noch überdurchschnittliche handwerkliche Fähigkeiten verfügend, hatte es Daniel Lang schwer, sich im hart umkämpften Schaffhauser Glasmalereimarkt zu behaupten. Darauf weist seine schlechte finanzielle Lage, in der er seit den 1590er-Jahren vermutlich wegen ausbleibender Aufträge permanent steckte und die ihn zur Jahrhundertwende schliesslich dazu nötigte, sein Haus zu verkaufen.
Ausser dem 1586 ins Rathaus von Schaffhausen gestifteten Standesscheibenzyklus hatte Lang für den dortigen Rat laut Rechnungsbelegen zwischen 1578 und 1601 acht weitere Standesscheiben (u.a. für Wirtshäuser in Tiengen, Aarau und Burgdorf) auszuführen. Zudem war er vom Rat mit der Anfertigung von Dekorationsmalereien beauftragt wie dem Bemalen von Kristallen für Botenbüchsen, was vermuten lässt, dass sich Lang auch als Hinterglasmaler betätigte. Ein weiterer Arbeitgeber war die Allerheiligen-Klosterverwaltung. Für sie fertigte er die Klosterscheiben, die 1586 nach Unterhallau, 1591 nach Andelfingen, 1593 nach Bettmaringen, 1594 nach Büsslingen sowie 1595 nach Alten und in die Schaffhauser Gerberstube gelangten.
Unter den erhaltenen, für Daniel Lang in Anspruch genommenen Werken finden sich rund fünfzehn Risse und zehn Glasgemälde mit dessen Monogramm “DL”. Während auf den Ältesten davon, zwei Entwürfen von 1562 und 1568, die Initialen noch getrennt voneinander hingeschrieben sind, setzte sie Lang von da an offenbar stets übereinander, wohl zur Unterscheidung von der analogen Signatur Daniel Lindtmayers des Älteren. Unter Langs Arbeiten bildet die von Stimmer'schen Formen und Motiven inspirierte Standesscheibenfolge fürs Schaffhauser Rathaus dessen Hauptwerk. In ihrer gepflegten Ausführung und Farbintensität lässt sie sich durchaus mit den fein bemalten, leuchtkräftigen Glasgemälden Hieronymus Langs des Älteren vergleichen. Vom 1586 entstandenen Rathauszyklus Langs fallen die meisten anderen ihm zuzuweisenden Scheiben qualitativ mehr oder weniger ab. In besonderem Mass trifft dies für dessen im Kolorit von Auftragsfarben dominierten, in der Bemalung wenig ausgefeilt wirkenden Spätwerke zu.
Analog zu seinem Vater hat Daniel Lang die meisten seiner Entwürfe ausschliesslich mit der Feder gerissen. Obwohl er sie im Vergleich zu den väterlichen Stücken tendenziell detailreicher gestaltete und auch mehr schraffierte, stehen die seinen diesen stilistisch sehr nahe. Bei verschiedenen signaturlosen, nach 1560 in der Lang-Werkstatt entstandenen Rissen lässt sich deshalb nicht sicher sagen, ob sie von der Hand des Vaters oder des Sohnes stammen. Daneben gibt es von Daniel Lang einige wenige in Clair-obscur-Technik ausgeführte Zeichnungen. Diese von seinem Vater offenbar nie ausgeübte Technik wird Daniel von Tobias Stimmer übernommen haben. Ob er mit ihm je in direktem Kontakt stand, weiss man leider nicht. Beziehungen dürfte er jedenfalls zu Daniel Lindtmayer dem Jüngeren unterhalten haben. Darauf weisen die in London und Berlin befindlichen drei Rundrisse von 1581 für Allianzwappenscheiben. Während darin die Figurenszenen von Lindtmayer gezeichnet wurden, verraten die Rollwerkkartuschen und Stifterschilde dieser Rundkompositionen die Hand Langs. Damit liegt die Annahme nahe, dass Daniel Lang mit der Scheibenherstellung betraut war, die für ihn ungewohnten Figurenbilder auf den Rissen dazu aber durch seinen Schaffhauser Kollegen Lindtmayer anfertigen liess.
Lang hatte aus den gleichen Kreisen Kunden wie sein Vater. Zur Hauptsache waren es einerseits Personen und Institutionen aus Schaffhausen und benachbarten Orten (Diessenhofen, Griessenberg, Stein am Rhein), andererseits Beamte, Handwerker und Angehörige von Adelsfamilien aus süddeutschen, namentlich in der Baar gelegenen Städten und Gemeinden. Derart umfangreich wie die väterliche Kundschaft war die seine allerdings nicht mehr.

Literature

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