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CG_280: Jesus und die Ehebrecherin sowie Susanna und die beiden Ältesten-Fenster
(FRA_Senlis_CathedraleNotreDame_CG_280)

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Titel

Jesus und die Ehebrecherin sowie Susanna und die beiden Ältesten-Fenster

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werkstatt / Atelier
Datierung
ca. 1877–1888
Standort
Lage
N IX
Inventar

Ikonografie

Beschreibung

Dreilanzettiges Masswerkfenster mit Couronnement. Die Lanzettenfüllungen zeigen, gerahmt von architektonischen Sockeln und Baldachinen im Stil der Gotik, eine Begebenheit aus dem Leben Jesu Christi und deren Ankündigung durch eine Erzählung im Alten Testament. Die Bildszene im unteren Bereich der Lanzetten ist der Geschichte Susannas gewidmet (St zu Dan 1). Links ist zu sehen, wie die beiden Ältesten der badenden Susanna auflauern; rechts ist der Gerichtsprozess gegen Susanna dargestellt, in dem Daniel sie verteidigt: die beiden Ältesten knien vor Daniel am Boden, Susanna ist von ihrer Familie begleitet. Die Bildszene im oberen Bereich der Lanzetten zeigt Jesus und die Ehebrecherin (Joh 8, 2–11). Die Schriftgelehrten und Pharisäer konfrontieren Jesus mit einer Ehebrecherin, die sie zu ihm in den Tempel gebracht haben. Jesus schreibt beharrlich mit dem Finger auf die Erde, bis er die Frau schliesslich mit der Aussage “Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie” vor der Hinrichtung rettet, und ihr die Sünde vergibt. Hinter Jesus stehen drei seiner Jünger. Die Masswerkfüllungen des Couronnement sind mit Engeln mit Schriftrollen auf blauem, sternenbesetztem Grund sowie einem Schriftband und Blattranken dekoriert.

Iconclass Code
11G1921 · Engel mit Buch, Schriftrolle oder Banderole
48AA9856 · Ornamente, die von architektonischen Details abgeleitet sind - AA - stilisiert
71P4122 · Susanna wird von den beiden Alten bedrängt
73C7222 · die Pharisäer bringen eine Frau zu Christus, die des Ehebruchs beschuldigt wird (Johannes 8:2-11)
Iconclass Stichworte
Inschrift
  • QVI·SINE·PECCATO / EST·VESTRVM·PRIMVS· / LAPIDEM·MITTAT·JVIII

  • NEC·EGO·TE·CONDEMNABO (= Joh 8, 11; Schriftband Engel links)

  • SEPARAT·ILLOS·AB·INVICEM·ET·DEJUDICABO·EOS (= Vulgata, Dan 13, 51; Schriftband Engel rechts)

  • DAMNATVS (untere Bildszene, Mitte)

  • JVDICES / DECREMVUS (untere Bildszene, Mitte)

Technik / Zustand

Technik

Farbloses und farbiges Glas, Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzten sich die beiden Pfarrer François Xavier Lemaire (1858–1867) und Célestin Laurent (1867–1897) für die Restaurierung der Kirche Notre-Dame von Senlis und ihre Ausstattung, unter anderem mit einem umfangreichen Glasmalereiensemble, ein (Aubert, 1910, 49). Dazu gehören sechs bis heute erhaltene Obergadenfenster aus dem Pariser Glasmalerei-Atelier Gsell-Laurent, die je eine Begebenheit aus dem Leben Jesu Christi und deren Ankündigung durch eine Erzählung im Alten Testament zeigen (CG_280–285). Der Pfarrer Laurent hatte das Bildprogramm für insgesamt 14 Obergadenfenster in Chor und Langhaus ausgearbeitet (siehe Übersichtsplan in Laurent, 1889), umgesetzt wurden durch Gsell zwischen ca. 1877 und 1888 vermutlich die zehn Fenster östlich des Querhauses, wovon vier nicht erhalten sind.
Der Glasmaler Caspar Gsell hatte seit 1861 bereits verschiedene Aufträge für die Kirche Notre-Dame ausgeführt. Als erstes lieferte er das Livanius-Fenster, ein Medaillonfenster mit Szenen aus dem Leben des Heiligen (CG_277). Gleichzeitig war das Pariser Atelier von Claudius Lavergne mit einem Medaillonfenster zum heiligen Ludwig IX. beauftragt worden (siehe dazu Gérin, 1865). Als 1869 der Architekt Edmond Duthoit (1837–1889) die Restaurierung der Kirche plante, schlug der Pfarrer Laurent vor, die Gelegenheit zu nutzen, um die Fenster im Chorobergaden mit farbigen Glasmalereien zu versehen. Der Auftrag sollte an einen der beiden in Senlis bereits bekannten Glasmaler vergeben werden. Gemeindemitglieder, Kirchenkommission und Pfarrer sprachen sich für Lavergne aus; die Wahl fiel schliesslich auf den vom Architekten bevorzugten Caspar Gsell. Zu Ostern 1870 wurden die hauptsächlich durch Spenden finanzierten sieben Glasmalereien für insgesamt 18’500 Francs im Obergaden des Chors zur Zufriedenheit aller Beteiligten eingesetzt (Laurent, 1889, 28 und Registres des délibérations du Conseil de Fabrique, Einträge von April 1869 bis Juni 1870). Sie zeigten im oberen Bereich der Lanzetten die Geburt Marias, die Präsentation Marias im Tempel, die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt Jesu Christi, die Hochzeit in Kana und die Krönung Marias, sowie im unteren Bereich der Lanzetten die Schutzpatrone der Stadt und der sieben mit der Revolution aufgelösten und später der Kirchgemeinde Notre-Dame angegliederten Kirchgemeinden von Senlis (siehe Laurent, 1889, 28–34 und Aubert, 1910, 165–167). Die sieben Fenster wurden während der beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert zerstört, überliefert ist einzig eine Entwurfszeichnung von 1869 im Pariser Musée Carnavalet (D.16082) für das zentrale Chorfenster.
Ebenfalls aus dem Atelier Gsell-Laurent stammen die noch erhaltenen zwei Glasmalereien in der Josefskapelle von 1877 (CG_278, CG_279; ein drittes Fenster zum Tod Josefs ist nicht erhalten) und das Katharina-Fenster von 1881/82. Nicht erhalten sind: das Medaillonfenster zum Leben des heiligen Frambourg; das Fenster mit Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer und Jesus Christus für die Taufkapelle (Registres des délibérations du Conseil de Fabrique, Eintrag vom 4. April 1880); die Rose (1885) für das Südquerhaus, die im Zentrum den Heiligen Geist als Taube, darum angeordnet sechs Bischöfe von Senlis und darunter sechs Apostel zeigte (siehe Müller, 1887, 23–24; Laurent, 1889, 3–5, 12–14, 16, 35–36; Aubert, 1910, 167).

Datierung
ca. 1877–1888
Zeitraum
1877 – 1888
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort

Bibliografie und Quellen

Literatur

Aubert, M. (1910). Monographie de la cathédrale de Senlis. Senlis: E. Dufresne, 165–167.

Aubert, M. (1922). Senlis. Paris: Henri Laurens, 45–46.

Gérin, J. (1865). Le vitrail de Saint-Louis, peint par M. Cl. Lavergne pour Notre-Dame de Senlis. In Comité archéologique de Senlis, comptes-rendus et mémoires, année 1864 (S. 115–142). Senlis: Charles Duriez.

Laurent, C. (1889). Notice sur les vitraux modernes de la cathédrale de Senlis. Senlis: E. Dufresne.

Müller, E. (1887). Guide dans les rues et environs de Senlis. Senlis: Ernest Payen, 18, 22–28.

Bildinformationen

Name des Bildes
FRA_Senlis_CathedraleNotreDame_CG_280
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont / Katrin Kaufmann
Aufnahmedatum
2024

Inventar

Referenznummer
CG_280
Autor*in und Datum des Eintrags
Katrin Kaufmann 2024