Forschung
Eine von vier kleinformatigen Glasmalereien, die Landschaften sowie Flora und Fauna Brasiliens zeigen und die Caspar Gsell wohl für seinen Bruder Jakob Laurenz Gsell (1815–1896) geschaffen hat. Dieser lebte und arbeitete zwischen 1836 und 1850 in Rio de Janeiro, gründete dort mit einem Partner eine Firma (1844 ) und unterstützte regelmässig seine Eltern und die beiden Brüder mit finanziellen Zuwendungen. Vermutlich entstanden die Glasmalereien nach der Rückkehr Jakob Laurenz Gsells nach Europa und waren für sein neues Heim gedacht. Der Kaufmann kehrte 1851 über Paris in seine Heimatstadt St. Gallen zurück und heiratete dort 1852 die Kaufmannstochter Wilhelmine Lutz (1827–1909) aus Rheineck SG; die Hochzeitsreise führte das Paar nach Paris zu Caspar Gsell.
Die Glasmalereien stehen in engem Zusammenhang mit einem weiteren Konvolut von drei Glasmalereien Gsells, die sich ebenfalls in Privatbesitz befinden (CG_151–CG_153). Sie zeigen die Flora und Fauna der Alpen, sowie Ansichten von Rheineck (Heimatort von Wilhelmine Gsell) und Altstätten (Heimatort ihrer Mutter Anna Naeff (1803–1887), Ehefrau von Jakob Konrad Lutz (1797–1870)), und bilden somit das Gegenstück zu den Brasilien-Scheiben. Jakob Laurenz Gsell und seine Frau liessen sich nach der Heirat zuerst im “Sternenacker” in St. Gallen und 1857 im neu erbauten Anwesen “Röteli” an der Rosenbergstrasse (nicht erhalten) nieder. Auf historischen Fotografien ist zwar erkennbar, dass die Fenster des “Röteli” mit Glasmalereien dekoriert waren (bspw. Fenster zur Terrasse im 1. Stock, vgl. Gsell-Dietschi, 1984, 144), jedoch handelte es sich dabei nicht um die hier beschriebenen Glasmalereien. Vermutlich wurden sie also bereits für die erste Heimstätte geschaffen. Im Werk Caspar Gsells gehören sie zu den wenigen bekannten und erhaltenen Glasmalereien, die für eine Privatperson ausgeführt wurden und Bezüge zu deren Biografie aufweisen. Vermutlich lagen Caspar Gsell als Vorlage Lithographien vor, wie etwa die Ansichten aus M. Rugendas Voyage pittoresque dans le Brésil (Paris: Engelman, 1835), die genauen Vorbilder sind jedoch nicht bekannt. Die detailreichen Glasgemälde belegen eindrücklich Gsells zeichnerisches Können.
Datierung
ca. 1852–1860
Zeitraum
1852 – 1860
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in