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CG_54: Verkündigungsfenster
(FRA_Lourdes_BasiliqueImmaculeeConception_CG_54)

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Titel

Verkündigungsfenster

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Werkstatt / Atelier
Datierung
1873–1875
Masse
500 x 110 cm (ca.)

Ikonografie

Beschreibung

Spitzbogenfenster mit einer Bildszene in der unteren Hälfte des Fensters und darüber zwei Bildmedaillons auf einem im Stil der Gotik ornamentierten farbigen Hintergrund. Das Fenster ist Teil eines Zyklus zum Dogma der Unbefleckten Empfängnis Marias (immaculata conceptio). Der Zyklus thematisiert einerseits die Ankündigung des Mysteriums durch Präfigurationen Marias, und andererseits den Glauben an das Mysterium von seinen Anfängen bis zur Verkündung des Dogmas durch Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854. Hier ist prominent die Verkündigung an Maria dargestellt (Lk 1, 26–38). Maria kniet betend vor einem Lesepult; über ihr schwebt der Heilige Geist als Taube. Rechts neben Maria steht der Erzengel Gabriel, der mit erhobener Hand zu ihr spricht. Die Bildszene ist über einem architektonischen Sockel mit Stifterwappen und Stifterinschrift platziert und von feinen Säulen und Baldachinen eingerahmt. Darüber erscheint in einem kleinen Medaillon eine Taube mit Nimbus über einer weissen Lilie, ein Mariensymbol. Im zweiten, darüberliegenden Medaillon ist die Geburt Marias gezeigt: Anna liegt betend in einem Bett und blickt auf ihr Kind, das von zwei Frauen gewaschen wird. Darüber schweben ein Engel und der Heilige Geist als Taube.

Iconclass Code
11E1 · der Heilige Geist als Taube (in Flammen) dargestellt
11G · Engel
46A122(DE GALARD) · Wappenschild, heraldisches Symbol (DE GALARD)
48A981 · Ornament aus geometrischen Motiven
48A9877 · Medaillon (Ornament)
48AA9831 · Ornamente in Form von Laubwerk, Ranken, Zweigen - AA - stilisiert
48AA9856 · Ornamente, die von architektonischen Details abgeleitet sind - AA - stilisiert
73A31 · die Geburt Marias
73A523 · Die Verkündigung; Maria kniend
Iconclass Stichworte
Heraldik

Allianzwappen der Familie de Galard

Inschrift

HOMMAGE / DE·RECONAISSANCE / POUR·MA·GUERISON (Scheibenfuss)
FLOS DEI VERBUM (mittleres Medaillon)

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Fenster gereinigt 1933 (Courtin, 1947, 138).

Technik

Farbloses und farbiges Glas sowie rotes Überfangglas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot und diversen Lot- oder Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Eine von 41 Glasmalereien in der Basilika der Unbefleckten Empfängnis in Lourdes, die zu Ehren der Jungfrau Maria über der Grotte von Massabielle erbaut wurde. Dort soll die Jungfrau von Februar bis Juli 1858 insgesamt achtzehn Mal der 14-jährigen Bernadette Soubirous (1844–1879) erschienen sein. Die Glasmalereien der Kapellen in Langhaus und Chor berichten von diesen Erscheinungen und weiteren religiösen Höhepunkten in Lourdes Entwicklung zum wichtigsten Wallfahrtsort Frankreichs. Sie werden nach Eintritt in die Kirche von links nach rechts im Uhrzeigersinn gelesen. Die Glasmalereien im Obergaden von Langhaus und Chor thematisieren den Glauben an die unbefleckte Empfängnis (immaculata conceptio), von biblischen Präfigurationen bis zur Verkündung des Dogmas durch Papst Pius IX. am 8. Dezember 1854: seine Bulle Ineffabilis Deus hielt fest, dass die Jungfrau Maria ohne den Makel der Erbsünde empfangenen worden sei. Die Fenster im Obergaden werden zuerst von links zum Chor hin gelesen und danach von rechts zum Chor hin. Durch die Orgel verdeckt ist das Rosenfenster mit Mariensymbolen (?) in der Hauptfassade.

In den Archives du Sanctuaire Notre-Dame de Lourdes aufbewahrte Akten (I B 5, I B 6-1 und I B 6-2) liefern diverse Details zum Auftrag, den Pierre-Remi Sempé (1818–1889), erster Rektor der Sanktuarien von Lourdes und die in den 1870er Jahren rasch aufeinander folgenden Bischöfe von Tarbes (Pichenot, Langénieux, Jourdan) verantworteten. Die Akten beinhalten unter anderem schriftliche Vorüberlegungen zur Ikonographie der Fenster, etwa von Jean-François Dasque, Prior von Saint-Pé-de-Bigorre und Mentor des Architekten Hippolyte Durand (1801–1882). Aus den Dokumenten geht zudem hervor, dass sich verschiedene französische Glasmalerei-Firmen um die Ausführung der Glasmalereien in Lourdes bewarben und in Betracht gezogen wurden, dass es schliesslich aber das Pariser Atelier Gsell-Laurent war, das die gesamte Glasmalerei-Ausstattung der Kirche in drei Etappen bis 1878 – kurz vor Bernadette Soubirous’ Tod – ausführte. Im Musée Carnavalet in Paris werden dazu gut vierzig Entwurfszeichnungen des Ateliers aufbewahrt.

In einem ersten Schritt entstehen 1869–1872 die fünf Glasmalereien für den Obergaden des Chors (CG_52, CG_53, CG_60CG_62). Sie wurden von Gaston de Béarn (1840–1893), Fürst von Viana und Anhänger des Marienkults von Lourdes, zusammen mit den Glocken der Kirche gespendet. Im Oktober 1869 diskutiert de Béarn die möglichen Sujets und die Gliederung der Fenster mit Louis-Marie Lambert (1814–1892), einem bisweilen auch künstlerisch tätigen Kanoniker des Bistums Paris, der das umfangreiche und komplexe Bildprogramm der Glasmalereien für Lourdes in Absprache mit Sempé konzipiert (siehe Archives du Sanctuaire Notre-Dame de Lourdes, **I B 6-2/44; Journal de Lourdes, 1892 und Courtin, 1947, 138). Lambert war Zeuge der Heilung seiner Schwester durch die sogenannte “Wundertätige Medaille” **mit Marias Abbild geworden (siehe CG_60) und hatte Lourdes 1867 und 1868 besucht. Basierend auf Lamberts Entwürfen, die sich nicht direkt in Glasmalerei umsetzen lassen, beauftragt de Béarn den auf religiöse Motive spezialisierten Em. (Émile?) Gérard damit, zusätzliche Zeichnungen zu den vereinbarten Themen anzufertigen (Archives du Sanctuaire Notre-Dame de Lourdes, I B 6-2/45. Der in den Akten verschiedentlich erwähnte Künstler konnte nicht identifiziert werden).
In einem Brief anlässlich der Lieferung der Fenster nach Lourdes im August 1872 äussert de Béarn die Befürchtung, Sempé könne sie als zu farbig empfinden: da die Kirche im Inneren noch nicht bemalt und vergoldet sei wie ihr Vorbild in Paris, die Sainte Chapelle, sei der Kontrast zu den weissen Wänden und den blank verglasten Fenstern derzeit noch gross; am Schluss werde aber alles perfekt harmonisieren (I B 6-2/45, I B 6-2/46). Die Glasmalereien werden spätestens 1873 eingesetzt und de Béarns Befürchtungen erweisen sich offenbar als begründet, denn Sempé regt daraufhin eine kritische Studie durch den Künstler und Dominikaner Antoine Danzas (1817–1888) an, der selbst bereits Glasmalereien entworfen hat und als Autorität auf dem Gebiet gilt (siehe Viet-Depaule, 2014). Danzas schlägt vor, sich für die weiteren Fenster an Vorbildern des 13. Jahrhunderts zu orientieren und abgemilderte Farbtöne für Bildmedaillons zu verwenden (I B 5). Im Dokument Notes sur le système à suivre pour les vitraux du sanctuaire de Lourdes (I B 6-1/1; Autor nicht bekannt) werden die Chorfenster eindeutig negativ beurteilt: zwar seien die Glasmalereien mit Talent ausgeführt worden, jedoch würden sie an Jalousien (“des vitraux stores”) oder grossflächige Historiengemälde erinnern, und keinen vorteilhaften dekorativen Effekt im Kirchengebäude erzeugen. Der Autor betont, wie wichtig die Harmonie der Glasmalereien untereinander und im Zusammenspiel mit der Architektur sei; eine Kirche dürfe nicht, wie es oft passiere, in einen “Ramschladen” oder in ein Museum umfunktioniert werden. Er empfiehlt ebenfalls, weitere Glasmalereien entsprechend der neugotischen Architektur der Kirche in Anlehnung an die Glasmalerei des 13. Jahrhunderts, etwa mit Medaillons und mosaikartigen Ornamenten (“ornementation mosaïque”) zu gestalten. Anachronismen könne man zugunsten einer künstlerisch vollkommeneren Wirkung akzeptieren; so müsse man sich etwa das zeichnerische Können von der Malerei der Renaissance leihen. Für die Obergadenfenster im Langhaus rät er zu Darstellungen von ca. 150 cm hohen Personen in Kombination mit reich ornamentierten Flächen; zu vermeiden sei eine zu plastische Darstellung von architektonischen Motiven. Dass diese Empfehlungen berücksichtigt wurden, belegen die nach 1873 für die Kirche in Lourdes hergestellten Glasmalereien, die durch Spenden von Bistümern, Kirchgemeinden, Orden, Kongregationen und Privatpersonen finanziert wurden.

Die Glasmalereien für die zwölf Fenster im Obergaden des Langhauses (CG_46CG_51, CG_54CG_59) entstehen in einem zweiten Schritt 1873–1875. Auch für diese Fenster, die das Mysterium der unbefleckten Empfängnis Marias thematisieren, erstellt Lambert in Absprache mit Sempé Zeichnungen und in der Folge Gérard in Zusammenarbeit mit Gsell in Glasmalerei umsetzbare Entwürfe. Die Ausführung erfolgt immer im Atelier Gsell-Laurent, um eine Einheit des Scheibenensembles zu garantieren (Archives du Sanctuaire Notre-Dame de Lourdes, I B 6-2/13, I B 6-2/60). Am 11. Juni 1873 schickt Gaspard Gsell einen Brief an Sempé (I B 6-2/54), dem ein Entwurf für ein Obergadenfenster beiliegt (siehe Paris, Musée Carnavalet, D.16289). Das Gesamtprogramm ist noch nicht definiert und Gsell bittet darum, sich bei der Wahl der Bildthemen am Entwurf zu orientieren: für die untere Bildszene sei ein gut erkennbares Sujet mit mehreren, durch eine Handlung verbundene Personen nötig; das Emblem in der Mitte solle so simpel und verständlich sein wie nur möglich; und auch für das obere kleine Medaillon, in dem Personen nur ca. 60 cm gross dargestellt werden können, sei ein möglichst klares biblisches Thema zu wählen. Die zwölf Glasmalereien sind 1875 fertiggestellt. Obwohl die Beteiligung Gérards an den Entwürfen erwiesen ist, unterscheiden sich die wenigen überlieferten Zeichnungen der Obergadenfenster – die allerdings oft hauptsächlich Ornamente zeigen – kaum von anderen Entwürfen aus dem Atelier Gsell-Laurent. Eher untypisch für das Atelier sind jedoch die schliesslich ausgeführten Bildszenen im unteren Bereich der Fenster, weshalb Gérards Beitrag hier zu vermuten ist.

Als die Kirche 1876 geweiht wird, fehlen noch die 23 Glasmalereien der Chor- und Seitenkapellen, die den Marienerscheinungen in Lourdes gewidmet sind. Sie werden in einem dritten Schritt ab 1874 geplant und bis 1878 eingesetzt (CG_23CG_45). Lambert macht sich zuerst Gedanken zu den Sujets und sammelt Bildmaterial zur Grotte von Massabielle und zu den verschiedenen Personen, die auf den Glasmalereien möglichst exakt dargestellt werden sollen (Archives du Sanctuaire Notre-Dame de Lourdes, I B 6-2/6, I B 6-2/59, I B 6-2/4). Lambert erwähnt, wie gerne er mit Gsell zusammenarbeite: dieser sei nicht nur sehr talentiert, sondern auch bescheiden und stets offen für Änderungsvorschläge. Anfang 1876 stehen die Themen der ersten zwölf Fenster – von der ersten Marienerscheinung 1858 bis zur Anerkennung der Erscheinungen 1862 – fest. Anschliessend werden die Sujets der elf restlichen Fenster definiert – von der ersten Prozession zur Grotte bis zur Krönung der Statue der Jungfrau Maria am 3. Juli 1876. Im Herbst 1877 sind die Glasmalereien nahezu versandbereit, Gsell fehlen jedoch noch einige Angaben zu den Stiftern, die ihm Sempé nicht liefert. Nach kleineren Streitigkeiten werden die fertigen Glasmalereien im Juni 1878 nach Lourdes verschickt, wo sie ein Angestellter des Ateliers Gsell-Laurent im Juli 1878 einsetzt. Die Kosten, die Gsell in Rechnung stellt, belaufen sich auf 14’500 francs (I B 6-2/9, I B 6-2/10, I B 6-2/32). Am 13. August 1878 schreibt Gsell an Sempé: “J’ose espérer que vous ne recevrez que d’aimable compliments sur cette dernière production, pour laquelle je n’ai épargné ni zèle, ni peine, comme vous pouvez vous en convaincre et qui Dieu aidant a été conduite enfin à bonne fin” (I B 6-2/9).

Obwohl sich die Pariser Werkstatt Gsell-Laurent Anfang der 1870er Jahre bereits gut etabliert hatte, war der Auftrag für die Basilika der Unbefleckten Empfängnis in Lourdes – ein Gebäude mit grosser Ausstrahlung in der katholischen Welt – vermutlich ein wichtiger Grossauftrag für das Atelier, das im Süden Frankreichs ansonsten nur selten tätig war. Das komplexe Bildprogramm der Glasmalereien entstand in einer eher seltenen Zusammenarbeit mehrerer gestalterisch tätiger Protagonisten. Als Besonderheit zeigen die Glasmalereien teils hochaktuelle, fast zeitgenössische Begebenheiten. In mehreren Glasmalereien sind Darstellungen von Personen zu finden, welche die Gesichtszüge von Mitgliedern der Spenderfamilien tragen (siehe bspw. CG_47, CG_50, CG_52 (links der Stifter Gaston de Béarn mit seinem Vater Hector) und CG_60).

Datierung
1873–1875
Zeitraum
1873 – 1875
StifterIn

Gräfin de Galard

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort

Bibliografie und Quellen

Literatur

Annales de Notre-Dame de Lourdes. (1878, August). L’histoire de Notre-Dame de Lourdes sur les vitraux de la Basilique.

Basciano, J. R. (2012). Architecture and Popular Religion: French Pilgrimage Churches of the Nineteenth Century [PhD Diss]. Columbia University, S. 224–227.

Bernadette Colette [Petite Sœur]. (2003). Les apparitions de Notre-Dame de Lourdes. Lourdes magazine, 120, S. 17–31.

Courtin, J. B. (1947). Lourdes: Le domaine de Notre-Dame, de 1858 à 1947. Rennes: Éditions franciscaines, S. 95–190.

Journal de Lourdes. (1892, Dezember 25). Nécrologie – M. le chanoine Lambert.

Perrier, J. (2010). Expliquez-moi la Basilique Immaculée Conception. NDL Éditions / Sanctuaires Notre-Dame de Lourdes, S. 50–75.

Perrier, J. (2010). Sanctuaires de Lourdes, Guide officiel. NDL Éditions / Sanctuaires Notre-Dame de Lourdes, S. 48–49.

Viet-Depaule, N. (2014). Danzas Antonin. In Dictionnaire biographique des frères prêcheurs [online]. IMM-EHESS. http://journals.openedition.org/dominicains/119

Bildinformationen

Name des Bildes
FRA_Lourdes_BasiliqueImmaculeeConception_CG_54
Fotonachweise
© Sanctuaire Notre-Dame de Lourdes, Pierre Vincent
Aufnahmedatum
2007

Inventar

Referenznummer
CG_54
Autor*in und Datum des Eintrags
Katrin Kaufmann 2024