Forschung
Das Wappen ist nicht identifiziert und die Herkunft der Scheibe deshalb ungewiss. Möglicherweise könnte sie aber bernischen Ursprungs sein. Einen Hinweis darauf gibt ihre rechte Stifterfigur. Sie ist dem "reichen Junker" in Niklaus Manuels Totentanz nachgebildet, der sich in einem Glasgemälde-Entwurf desselben von 1526 ebenso wie in mehreren in den 1530er Jahren in Bern, zum Teil in der Werkstatt Hans Funks entstandenen Glasgemälden und Rissen wieder findet (Hasler 1996/97, Bd. 1, S. 163–166, Nr. 170. Abb. 170.1–170.4).
Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übernommenen Glasgemälden könnte die vorliegende Scheibe gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Laut Johann Karl Bossard ersteigerte sie damals in Köln der dortige Baron Albert von Oppenheim (1834–1912) für 1300 Mark. Nach seinem Ableben gelangte das Glasgemälde 1917 in Lebke's Kunstauktionshaus zu Berlin an den dort wohnhaften Erich Ludwig Loewenthal (1894–1943), mit dessen Sammlung es 1931 in Berlin versteigert wurde. Danach verliert sich seine Spur.
Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 36, Nr. 501, Abb.
Bossard, 1884, Nr. 501.
Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus Berlin/Hugo Helbing Kunsthandlung München, 1917, Nr. 160, Abb. Taf. 56.
Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus Berlin, 1931, Nr. 170, Abb. Taf. 38.
Hasler, 2023, S. 50, Nr. 38.
Datierung
1542
Vorbesitzer*in
Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884–1917 Baron Albert von Oppenheim, Köln · 1917 Lepke's Auktionshaus, Berlin · 1917–1931 Erich Ludwig Loewenthal, Berlin · 1931 Lepke's Auktionshaus, Berlin