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PB_26: Wappenscheibe Johann Wilhelm Muntprat von Spiegelberg
(Russie_SaintPetersbourg_Eremitage_PB_26)

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Titel

Wappenscheibe Johann Wilhelm Muntprat von Spiegelberg

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Wirt, Niklaus · signiert
Datierung
1578
Masse
30.5 × 20.5 cm (Licht- oder Rahmenmass)

Ikonografie

Beschreibung

Im Zentrum vor gelbem Grund das Vollwappen des Johann Wilhelm Muntprat von Spiegelberg. Als Schildbegleiterin die nackte Fortuna mit reichem Goldgeschmeide auf einem Fisch im Wasser stehend und in ihren Händen ein geblähtes Segel haltend. Das Oberbild links zeigt Ikarus unter seinem fliegenden Vater Dädalus, der hilflos beobachtet, wie sein Sohn ins Meer stürzt, weil die Sonnenwärme dessen mit Wachs zusammengehaltenen Flügel zerfallen lässt. Im gegenüberliegenden Bild erscheint der in einer Waldlandschaft vor den Tieren musizierende Orpheus. Diese zwei Oberbildszenen finden sich in analoger Form einerseits unter den Holzschnitten des Bernard Salomon zu den 1557 in Lyon erschienenen Metamorphosen des Ovid und andererseits unter denjenigen des Virgil Solis in der 1563 in Frankfurt am Main herausgegebenen Ausgabe von Ovids Werk (Shlikevich 2010, S. 50, Abb. A, B). Niklaus Wirt werden demnach entweder die Holzschnitte von Salomon oder von Solis als Vorlage für sein zweiteiliges Oberbild gedient haben.

Iconclass Code
46A122(MUNTPRAT VON SPIEGELBERG) · Wappenschild, heraldisches Symbol (MUNTPRAT VON SPIEGELBERG)
54F121(+111) · Schicksalswende, Rad der Fortuna, Glücksrad (+ nackt)
94O511 · Orpheus spielt auf der Leier: Bäume und Felsen bewegen sich, die Tiere sind verzaubert
95A(ICARUS) · die Geschichte von Icarus, dem Sohn des Daedalus
96A5(FORTUNA) · Fortuna (römische Personifikation)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Muntprat, Wilhelm von: Geteilt von Schwarz und Silber mit drei Lilien (2, 1) in verwechselten Farben; Spangenhelm: stahlblau; Helmdecke: schwarz und silbern; Helmzier: über goldener Krone halber Flug mit dem Schildbild.

Inschrift

Wilhelm Muntprat / von Spiegelberg / 1578
Z · G · M · H (Devise in Schriftband neben Helmzier)

Signatur

NW (Monogramm am unteren Rand)

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Nach Johann Karl Bossard sollen Helm und Schrifttafel angeblich neu sein. Nach Elena Shlikevich hingegen ist der ganze Glasbestand original. Mit dem Wappenfragment unten links besitzt die Scheibe aber zumindest ein altes Flickstück. Dass darin Fehlstellen ergänzt werden mussten, lässt ebenfalls die Beschreibung im Nürnberger Auktionskatalog von 1830 vermuten. Ihr zufolge sollen sich hinter der Fortuna viele und zu deren Füssen zwei Wappen befinden. Auch wenn der erste Teil dieser Aussage eine unglücklich formulierte fehlerhafte Angabe sein dürfte, könnten die erwähnten beiden Wappen unten durchaus auf eine Ergänzung in der Ecke unten rechts hinweisen. Laut den Massangaben im Katalog von 1830 (13.5 × 9 Zoll = 34.5 × 22.8 cm) muss das Glasgemälde relativ stark beschnitten sein. Einige Sprungbleie und Sprünge.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb und blauer Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die Muntprat waren ein im Bodenseegebiet verbreitetes Geschlecht lombardischer Herkunft. 1464 kam die Herrschaft Spiegelberg bei Wetzikon TG an Hans Muntprat, woraufhin er und seine  Nachkommen sich Muntprat von Spiegelberg nannten. Der Stifter der Scheibe Johann Wilhelm Muntprat von Spiegelberg († 1579) ist nicht näher dokumentiert.

Die Beschreibung der Werknummer 43 in Schmidmer's Nürnberger Auktionskatalog von 1830 lässt keinen Zweifel daran, dass es sich dabei um vorliegende Arbeit handelt. Wem die damals in Nürnberg versteigerte grosse Scheibensammlung gehört hat, geht aus dem Katalog leider nicht hervor. Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Muntprat-Scheibe danach vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 verkaufte dieser seine Residenz an Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844), und zwar unter Einschluss seiner dortigen Scheibensammlung. Von Mülinen könnte die vorliegende Scheibe demnach im Jahr vor dem Verkauf der Chartreuse in Nürnberg für sich erworben haben. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 in der Chartreuse wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe ihrer vorherigen Residenz hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übernommenen Glasgemälden könnte Muntprats Stiftung von 1578 gezählt haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Laut Johann Karl Bossard kaufte sie damals der Frankfurter Kunsthändler Ferdinand August Christian Prestel (1826–1890) für 610 Mark. Ihre weitere Besitzergeschichte hat Elena Shlikevich im Petersburger Ausstellungskatalog von 2010 aufzeigen können. Demnach muss das Werk 1884 oder kurz danach von Prestel an den Wechselmakler und Sammler Louis Alexander Ricard-Abenheimer (1866–1924) in Frankfurt am Main und von diesem nach relativ kurzer Zeit (vor 1893) an das Museum der 1876 durch den Bankier und Baron Alexander Ludwigowitsch von Stieglitz (1814–1884) in St. Petersburg gegründeten Zentral-Schule für Technisches Zeichnen (heutige Stieglitz-Kunstgewerbe-Akademie) gelangt sein. Von dort kam es 1932 schliesslich in die Eremitage.

Die Scheibe wird genannt in:
Schmidmer, 1830, S. 8, Nr. 43.
Heberle,1884, S. 36, Nr. 503.
Bossard, 1884, Nr. 503.
Carbonier, A. A., 1893, Nr. 641.
Shlikevich, 2002, Nr. 22.
Shlikevich, 2010, S. 48, Nr. 14, Taf.
Hasler, 2023, S. 51, Nr. 43.

Datierung
1578
StifterIn

Muntprat von Spiegelberg, Johann Wilhelm

Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Seit 1932 Eremitage, St. Petersburg

Vorbesitzer*in

1830 Auktion J. L. Schmidmer, Nürnberg · Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884 Kunsthändler Ferdinand August Christian Prestel, Frankfurt a. M. · Seit ca. 1884 Louis Alexander Ricard-Abenheimer, Frankfurt am Main · Vor 1893–1932 Museum der Zentral-Schule für Technisches Zeichnen (heutige Stieglitz-Kunstgewerbe-Akademie), St. Petersburg

Inventarnummer
B-84

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bossard, J. K. (1884). Notizen zu Verkaufspreisen, Käufern, Zustand und Datierung der Glasgemälde, eingebunden im Exemplar des Kölner Heberle-Auktionskatalogs von 1884 der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.

Carbonier, A. A. (1893). Werkkatalog zu Glas und Glasmalereien [Museum der Petersburger Zentralschule für Technisches Zeichnen] (Text russisch).

Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.

Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See. Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.

Schmidmer, J. L. (1830). Verzeichniss einer Sammlung von geschmelzten Glasmalereien aus dem XV., XVI.. und XVII. Jahrhundert, die mehrere vorzügliche Prachtstücke der berühmtesten Meister in dieser nun grösstentheils verloren gegangenen Kunst enthält, welche am 2. August d.J. in Nürnberg durch den Unterzeichneten ... versteigert werden. Nürnberg: J. L. Schmidmer.

Shlikevich, E. (2002). Wundervolle Farbenpracht. Westeuropäische Glasmalereien und Scheibenrisse des 15. bis 17. Jahrhunderts der Eremitage St. Petersburg. Ausstellungskatalog. St.Petersburg: Eremitage (Text russisch).

Shlikevich, E. (2010). Stained glass from the 16th–18th centuries in the Hermitage collection. Ausstellungskatalog Eremitage St. Petersburg 6. Juli–3. Oktober 2010, St. Petersburg: Eremitage (Text russisch).

Ausstellungen

Wundervolle Farbenpracht. Ausstellung Eremitage St. Petersburg 2002
Stained glass in the Hermitage collection. Ausstellung Eremitage St. Petersburg 2010

Bildinformationen

Name des Bildes
Russie_SaintPetersbourg_Eremitage_PB_26
Fotonachweise
© State Hermitage Museum, St. Petersburg, Russia
Link zum Originalfoto
Eigentümer*in

Seit 1932 Eremitage, St. Petersburg

Inventar

Referenznummer
PB_26
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2023