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PB_19: Wappenscheibe Amé du Terraul (Emmann vom Graben)
(ZH_Zuerich_SNM_PB_19)

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Titel

Wappenscheibe Amé du Terraul (Emmann vom Graben)

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Funk, Hans · Umkreis, zugeschr.
Datierung
1532

Ikonografie

Beschreibung

Vor violettem Damastgrund das auf ein steinfarbenes Podium gesetzte Vollwappen des Amé du Terraul. Es wird von einer vornehmen Schildhalterin in rotem Kleid und weissem Federbarett präsentiert, zu deren Füssen ein Schosshündchen sitzt. Die Rahmenarkade bilden auf hohen violetten Basen ruhende Balustersäulen mit grünen Kapitellen, über denen sich ein Bogen aus Laubwerk mit geschwänzten Figuren schwingt. Stifter der Scheibe war Amé du Terraul, zu Deutsch Emmann vom Graben († um 1547), der seit 1508 Burger zu Freiburg war (Clottu).

Iconclass Code
41D132 · elegant gekleidete Frau; belle
46A122(TERRAUL, DU) · Wappenschild, heraldisches Symbol (TERRAUL, DU)
46A13 · Bürger(liche)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Terraul, Amé du: Fünfmal von Blau und Gold gespalten; Spangenhelm: stahlblau mit goldenen Beschlägen; Helmdecke: blau und golden; Helmzier: goldene Krone.

Inschrift

1532
Con fortune boun ... AFleurietz... // Antes muerdo que... / mudado / Plustot mourir que changer / Johan heinrich Wildt / 1614 19 May // AFleurietz // PH / Tornare (mit einem Diamanten eingeritzt)

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Unzutreffend ist Johann Karl Bossards Angabe, wonach der rechte Säulenstrunk und der Damast neu sein sollen. Die Scheibe am linken Rand leicht beschnitten; einige Sprungbleie und Sprünge; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.

Entstehungsgeschichte

Forschung

In der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums gibt es einen 1530 datierten Riss, der neben dem Wappen der Freiburger Familie Bugnyet eine Schildhalterin spiegelbildlich in exakt gleicher Form wie im Glasgemälde des Amé du Terraul zeigt (BHM, Inv. 20036.24; 42 × 28.8 cm; Hasler 1996/97, Bd. 1, Nr. 164). An sich läge es nahe, dafür denselben Produktionsort wie für die um zwei Jahre jüngere Scheibe anzunehmen. Weil damals in den Werkstätten das Kopieren von Entwürfen durch Lehrjungen und dort vorübergehend weilende Gesellen weit verbreitet war, könnte es aber sein, dass die Scheibe 1532 nach einer von unbekannter Hand stammenden Nachzeichnung des in die Wyss'sche Sammlung gelangten Risses angefertigt wurde. Bestimmt im gleichen Atelier wie sie entstand aber das stilistisch aufs Nächste verwandte Glasgemälde von 1529 mit dem Wappen der Freiburger Familie Arsent (vgl. PB_15). Wie bei seiner Diskussion festgestellt wurde, muss dieses unter dem Einfluss von Arbeiten Niklaus Manuels und Hans Funks stehende Atelier in Bern oder Freiburg angesiedelt gewesen sein. Analog zur Wappenscheibe Arsent besitzt die vorliegende am unteren Rand Einritzungen aus dem 17. Jahrhundert mit Namenszügen, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass sich die beiden Werke damals am gleichen Ort befunden haben. Ob es sich bei dem unter dem Wappen des Amé du Terraul eingeritzten und mit der Jahreszahl 1614 versehenen Namen von Johann Heinrich Wild (Wildt) um einen Besitzervermerk handelt, lässt sich nicht schlüssig beantworten. Die genannte Person ist aber möglicherweise mit Johann Heinrich Wild (1591–1656) aus Freiburg gleichzusetzen, dem Gatten der Barbara Fegely.

Wie Zeiners Zyklus aus Baden befand sich die Scheibe vielleicht in der Chartreuse bei Hilterfingen, der 1819–1821 erbauten Sommerresidenz des Berner Staatsmanns Niklaus Friedrich von Mülinen (1760–1833). 1831 wurde die Chartreuse von Rudolf Emil Adolf de Rougemont (1805–1844) erworben, und zwar unter Einschluss der dortigen Scheibensammlung von Mülinens. Nach de Rougemonts Tod blieb dessen Witwe Adele von Bonstetten (1814–1883) bis 1863 dort wohnhaft. Damals übersiedelte sie ins Schloss Hünegg, das sie und ihr zweiter Gemahl Albert von Parpart (1813–1869) nahe der Chartreuse hatten errichten lassen. Zu den von ihnen damals von dort in die Hünegg übernommenen Glasgemälden könnte die vorliegende Scheibe gehört haben. Denkbar ist aber auch, dass sie erst nach 1863 in den Besitz des Paares gelangt ist. Beim Tode der Adele von Bonstetten war sie jedenfalls in der Hünegg, wurde sie doch von deren Erben Franz von Parpart, dem Neffen Alberts, 1884 von dort nach Köln an die Auktion bei J. M. Heberle überführt. Laut Johann Karl Bossard wurde die Scheibe bei der Auktion für 1080 Mark von einer nicht näher bekannten Person namens Sattler ersteigert. Sollte dieser ein Kunsthändler gewesen sein, könnte er damals die Scheibe allenfalls für Louis La Roche-Ringwald (1844–1921) aus Rheinfelden erworben haben, der zwischen 1880 und 1905 für sich eine grosse Glasgemäldesammlung zusammentrug (Schneider 1962, S. 51). Dazu zählte mit weiteren Stücken aus der Sammlung Parpart-Bonstetten nachweislich auch die Wappenscheibe des Amé du Terraul. Beim Verkauf der Sammlung La Roche durch dessen Nachkommen gelangte sie 1962 ans Schweizerische Nationalmuseum.

Die Scheibe wird genannt in:
Heberle, 1884, S. 35, Nr. 490.
Bossard, 1884, Nr. 490.
Schneider, 1962, S. 53, Abb. 39.
Clottu, 1964, S. 46–48, Taf. 1.
Schneider, 1971, Bd. 1, S. 78, Nr. 198.
Hasler, 1996/97, Bd. 1, S. 156f., Abb. 164.1.
Hasler, 2023, S. 49f., Nr. 32.

Datierung
1532
StifterIn

Terraul, Amé du, Freiburg

Ursprünglicher Standort
Eigentümer*in

Seit 1962 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich

Vorbesitzer*in

Vielleicht bis 1831 Niklaus Friedrich von Mülinen und bis 1863 Rudolf Emil Adolf de Rougemont bzw. Adele von Bonstetten, Chartreuse (Hilterfingen) · Seit oder nach 1863–1884 Albert von Parpart und Adele von Bonstetten, Schloss Hünegg (Hilterfingen) · 1884 Franz von Parpart bzw. Auktionshaus Heberle, Köln · 1884 Sattler · Seit oder nach 1884–1921 Louis La Roche-Ringwald (1844–1921), Rheinfelden · 1921–1962 René La Roche-Ringwald (1881–1943) und Nachkommen, Rheinfelden

Inventarnummer
LM 29514

Bibliografie und Quellen

Literatur

Bossard, J. K. (1884). Notizen zu Verkaufspreisen, Käufern, Zustand und Datierung der Glasgemälde, eingebunden im Exemplar des Kölner Heberle-Auktionskatalogs von 1884 der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern.

Clottu, O. (1964). Les nobles du Terraul de Vautravers. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 78.

Hasler, R. (1996/97). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. Katalog. Bern: Verlag Stämpfli+Cie AG. 2 Bde.

Hasler, R. (2023). Die Glasgemälde der Sammlung. "Auf barbarische Weise verzettelt". Zur Kunstsammlung von Parpart-von Bonstetten. Berner Zeitschrift für Geschichte (BEZG), 85. Jahrgang, Nr. 1.

Heberle, J. M. (1884). Catalog der Kunst-Sammlungen des verstorbenen Herrn Albert von Parpart auf Schloss Hünegg am Thuner-See. Köln 20.10.1884, Köln: J. M. Heberle.

Schneider, J. (1962). Die Glasgemälde aus der Sammlung La Roche. Jahresbericht Schweizerisches Landesmuseum Zürich, Bd. 71.

Schneider, J. (1971). Glasgemälde. Katalog der Sammlung des Schweizerischen Landesmuseums Zürich. 2 Bde. Stäfa: Verlag Th. Gut & Co.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 22897, 53453

Bildinformationen

Name des Bildes
ZH_Zuerich_SNM_PB_19
Fotonachweise
© Schweizerisches Nationalmuseum
Link zum Originalfoto
Eigentümer*in

Seit 1962 Schweizerisches Nationalmuseum Zürich

Inventar

Referenznummer
PB_19
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2023