Forschung
Für das insgesamt 16 Fenster umfassende Gesamtkonzept der Markuskirche in Bern, entstanden in den Jahren 1951 und 1955, hat Robert Schär sechs Darstellungen geschaffen, die alttestamentliche Figuren auf je einem Fenster zeigen: Jonas, Moses, Daniel, Jakob, Abraham und David. Diese Fenster sind 1951 entstanden, wie durch Schärs eigenhändige Datierung beim David und Moses belegt wird.
Schär zeigt in diesem Entwurf nicht nur den jungen David, sondern auch Saul, den König von Israel. Gemäss christlichen und jüdischen Überlieferungen tritt David, der damals noch ein Hirtenjunge war, als Musiker in die Dienste des Königs Saul, um ihn mit seiner Harfenmusik aufzuheitern. An die Anstellung folgt die Episode des Kampfes mit dem anscheinend unbesiegbaren und übermächtigen Goliath, aus dem der junge David siegreich hervor geht. Der daraus resultierende Ruhm Davids provoziert beim amtierenden König Neid auf den Hirtenjungen, weshalb er diesen mehrfach zu töten versucht. Trotz allem bleibt David besonnen und verschont Saul selbst zweimal. Nachdem Saul im Kampf gegen die Philister fällt, wird David zum König gesalbt.
Der Entwurf zeigt einen deutlich durch seine Krankheit gezeichneten Saul – er soll durch «einen bösen Geist geplagt» gewesen sein. Ermattet und beinahe mürrisch richtet er den leeren Blick ins Nichts. Der junge David hingegen ist konzentriert und mit geschlossenen Augen in sein Harfenspiel vertieft. Die Differenz zwischen dem jungen und vitalen David, der die Zukunft verkörpert, und dem erkrankten Saul, der sinnbildlich für den Untergang steht, könnte nicht grösser sein. Schär hat diese Situation treffend in Szene gesetzt.
Das entsprechende Glasgemälde der Markuskirche weist einige Unterschiede zum vorliegenden Entwurf auf. So ist etwa David frontal anstatt seitlich ausgerichtet. Dies betont seinen leeren Blick, der am Betrachter vorbei geht.
Datierung
1951
Eingangsdatum
28.5.2020
Schenker*in / Verkäufer*in
Max Schär und Maria Katarina Chrysomali-Schär
Verknüpfte Standorte
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Max Schär und Maria Katarina Chrysomali-Schär
Inventarnummer
VMR 1654