Hohes Segmentbbogenfenster mit breitem, vegetabilem Rahmen in Grisaille und Gelb, ansonsten blank verglast. Am Scheibenfuss Inschrift.
Gestiftet von: Jos. Andr. Burkart von Emmishofen 1902
LÜTZ UND ELMPT / Glasmalerei / KONSTANZ-EMMISHOFEN (n IV)
Hohes Segmentbbogenfenster mit breitem, vegetabilem Rahmen in Grisaille und Gelb, ansonsten blank verglast. Am Scheibenfuss Inschrift.
Gestiftet von: Jos. Andr. Burkart von Emmishofen 1902
LÜTZ UND ELMPT / Glasmalerei / KONSTANZ-EMMISHOFEN (n IV)
Farbloses Glas, Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb.
Teil eines Zyklus von insgesamt 16 Segmentbogenfenstern mit darüberliegenden Oculi für die neu errichtete Kirche St. Stephan in Emmishofen. Alle Fenster zeigen eine vegetabile Umrahmung in Grisaille und Silbergelb, die sechs Fenster in Chor und Querhaus sind zudem mit monumentalen Darstellungen von Heiligen auf Podesten geschmückt.
Ende des Jahres 1900 hatte der als Kenner der sakralen Architektur beigezogene Pater Albert Kuhn (1839–1929) aus Einsiedeln empfohlen, die Fenster möglichst hell zu halten und im Schiff nur mit einer leichten Ranke oder Blumenbordüre zu versehen (Mathis, 1994, S. 17). Im März 1902 wurde die Ausführung sämtlicher Bleiverglasungen und Glasmalereien der Firma Lütz & Elmpt in Konstanz übertragen (Katholisches Kirchgemeindearchiv Kreuzlingen Emmishofen, XII. Liegenschaften, Neubau Stefanskirche, Vertrag zwischen der Kirchenbau-Kommission der kath. Kirchgemeinde Emmishofen und der Firma Lütz & Elmpt, Glasmaler in Konstanz, 19.3.1902). Im Vertrag wurden die Gesamtkosten von Fr 6308.45, die Frist für Lieferung und Einsetzen aller Fenster bis Mitte August 1902 und eine Garantie von 10 Jahren festgelegt, zudem wurden technische und künstlerische Vorgaben definiert. In zwei Skizzen am Blattrand des Vertrages wurde die geplante Form der eisernen Sprossenwerke aus T-Eisen festgehalten. Die Verbleiung sollte verzinkt und sämtliche Eisenteile schwarz angestrichen werden. Für die Verglasung der Fenster war hauptsächlich farbloses Antikglas vorgesehen, zudem wurden breite ornamentale Bordüren in mindestens drei unterschiedlichen, sich abwechselnden Varianten gewünscht. Zwei weitere Skizzen am Blattrand zeigen die zwei für die innere geometrische Verbleiung der Fenster vorgesehenen Muster, die ebenfalls alternierend eingesetzt werden sollten: das eine aus Quadraten und langgezogenen Sechsecken gebildet, das andere in der Art eines Netzes aus miteinander verbundenen Seilen. Die Figuren der Heiligen sollten in Grisailletechnik auf Sockeln dargestellt werden, in denen das Wappen der eventuellen Stifter samt Widmung angebracht werden könne. Vorgesehen war damals offenbar, dass die Kirchgänger nach Geschlecht getrennt sitzen würden, für die sog. “Männerseite” waren deshalb ausgehend vom Chor Darstellungen des hl. Karl Borromäus, des hl. Aloysius von Gonzago, sowie des hl. Konrad, für die “Frauenseite”Darstellungen der hl. Elisabeth von Thüringen, der hl. Agnes und der hl. Katharina gewünscht. Die Figuren sollten nach dem Muster der Basler St. Josephskirche (Darstellungen der 12 Apostel) oder der Kathedrale in St. Gallen (Darstellungen von Heiligen) gestaltet werden.
Die heute allesamt noch erhaltenen Glasmalereien bezeugen, dass der Auftrag von Lütz & Elmpt im gewünschten Stil und der entsprechenden Technik nach dem Basler Vorbild ausgeführt wurde. Da sowohl die genannten Glasmalereien in der Kathedrale St. Gallen (nicht erhalten) und in der Basler Josephskirche wenig früher von Friedrich Berbig erstellt worden waren (siehe Nagel und von Roda, 1998, S. 110–116, 343–344), stellt sich die Frage, weshalb der Auftrag nicht an den Zürcher vergeben wurde, insbesondere da sich dieser 1901 als einer von insgesamt elf Glasmalern ebenfalls um die Ausführung der Glasmalereien in Emmishofen beworben hatte. Offenbar gefielen die Skizzen von Lütz & Elmpt am besten, da hier Motive aus den Stuckaturen aufgenommen wurden, zudem fiel ihre Offerte am preisgünstigsten aus (Mathis, 1994, S. 24). Möglicherweise spielte auch eine Rolle, dass die Firma lokal verankert war (Carl Elmpt war offenbar in Emmishofen ansässig). Die Fenster sind im Sinne einer stilgerechten Gesamtausstattung der Kirche zu verstehen. Durch die blank verglasten Partien und die in gelblichen Tönen transparent gehaltene Ornamentik bleibt der Innenraum dem Lichtempfinden der Barockzeit entsprechend hell.
Burkart, Jos. Andr.
Katholische Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen
Kaufmann, K. (2022). Revival und Stilpluralismus – Sakrale und profane Glasmalereien im Thurgau 1865–1930. In Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau (Hrsg.), Glasmalereien am Bau im Thurgau (im Druck). Denkmalpflege im Thurgau 23. Basel: Schwabe.
Mathis, H.-P. (1994). Die Pfarrkirche St. Stephan in Emmishofen: Geschichte, Architektur, Ausstattung. (Beiträge zur Ortsgeschichte von Kreuzlingen, Bd. 27). Kreuzlingen: Heimatmuseum, S. 17, 24, 42–44.
Nagel A. & von Roda H. (1998).“... Der Augenlust und dem Gemüth”: die Glasmalerei in Basel, 1830–1930. Basel: Christoph Merian, S. 110–116, 343–344.
Erni, P. & Raimann, A. (2009). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau. Bd. VII. Der Bezirk Kreuzlingen I. Die Stadt Kreuzlingen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 115. Bern : Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, S. 214, 217.
Katholische Kirchgemeinde Kreuzlingen-Emmishofen