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TG_273: Gemeindescheibe Tägerwilen
(TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_273)

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Titel

Gemeindescheibe Tägerwilen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Spengler, Hieronymus · signiert
Datierung
1629

Ikonografie

Beschreibung

Das von einer ovalen Kartusche umfasste Gemeindewappen Tägerwilens befindet sich im Zentrum einer dreiachsigen Architektur. Es ruht auf der von zwei unbekannten Familienwappen flankierten Inschriftenkartusche. In den beiden Aussenarkaden stehen als Schildbegleiter die Heiligen Kosmas (links) und Damian (rechts), die Patrone der Mediziner und Apotheker. Dementsprechend sind diese beiden Zwillingsbrüder als Ärzte gekennzeichnet, indem Kosmas ein Uringlas sowie Damian Salbenbüchse und Spachtel in ihren Händen halten. Die dem blauen Gebälk zentral aufgesetzte, von einer Fruchtschale überhöhte rote Kartusche mit geflügeltem Engelskopf unterteilt das Oberbild in zwei Felder. Im Linken davon ist ein Sämann in einer Landschaft dargestellt und im Rechten die Rückkehr der Kundschafter aus dem Land Kanaan mit den dort vorgefundenen Früchten, den Weintrauben (Nm 13, 26–27). Mit diesen beiden Szenen wollte die Gemeinde Tägerwilen nicht nur ihre Frömmigkeit kundtun, sondern auch auf ihre wichtigen Wirtschaftszweige, den Acker- und Rebbau, hinweisen. Bestätigt wird dies durch die Motive auf den beiden unbekannten Familienwappen, die Pflugschar und das Rebmesser (Giger/König/Surber, 1999, S. 141f.).

Iconclass Code
11H(COSMAS & DAMIAN) · die Zwillingsbrüder Cosmas und Damian(us), Märtyrer und Ärzte; mögliche Attribute: Salbgefäß, Hut, Robe, Lanzette, Stößel und Mörser, Urinflasche
44A1(+4) · Wappen (als Staatssymbol etc.) (+ Stadt; Gemeinde)
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
71E31521 · die Weintraube von Kanaan
73C811 · die Parabeln Christi: der Sämann (Matthäus 13:3-9; Markus 4:3-9; Lukas 8:5-8)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Tägerwilen, Gemeinde: In Rot ein senkrecht gestellter schwarzer Degen mit goldenem Griff.
Unbekanntes Wappen: In Blau eine gestürzte silberne Pflugschar auf grünem Dreiberg.
Unbekanntes Wappen: In Gold ein silbernes Rebmesser mit goldenem Griff.

Inschrift

Die Gemeind Degg= / erwilen 1629
Numeri XIII Cap
S COSMAS / S DAMINAS

Signatur

I.SP.

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Gut; die Verbleiung erneuert.

Technik

Farbloses und farbiges Glas; rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, grüner und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Zu Fragen Anlass bieten die als Schildbegleiter dargestellten Heiligen Kosmas und Damian. Dass sie für Tägerwilen eine ganz besondere Bedeutung besassen, belegt der ihnen gewidmete spätgotische Wandmalereizyklus im Chor der dortigen evangelischen Kirche. Bei dieser heute überdeckten Bildfolge handelt es sich um einen der ganz wenigen mittelalterlichen Kosmas-und-Damian-Wandbildzyklen Nordwesteuropas. Mit der Gemeindescheibe von 1629 hat er insofern eine interessante Gemeinsamkeit, als die Darstellung an der Chornordwand mit der Verurteilung und Errettung der beiden Heiligen in Anlehnung an das Gemeindewappen als zentrales Motiv den Degen eines Richters zeigt (Giger/König/Surber, 1999, Abb. S. 85; Abegg/Erni/Reimann, 2014, S. 330–332). Was der konkrete Anlass zur Ausschmückung des Chores mit diesem Zyklus war, lassen die Autoren des 2014 veröffentlichten Kunstdenkmälerbandes offen. Man darf aber vermuten, dass die Kirche ursprünglich Kosmas und Damian geweiht war und dass deren Verehrung in Tägerwilen in Zusammenhang mit den bis gegen 1500 dort angesiedelten Beginen und vielleicht auch mit dem dortigen Siechenhaus stand (Giger/König/Surber, 1999, S. 85, 141). Da Kosmas und Damian für den Ort selbst offenkundig eine spezielle Bedeutung besassen, kann man sich fragen, ob Tägerwilen das Glasgemälde damals in einem eigenen Gebäude (Kirche oder Gemeindehaus) zur Aufstellung gebracht haben könnte. Dafür spricht nicht zuletzt auch sein relativ grosses Format. Auf die Kirche in Tägerwilen spielt zudem möglicherweise das Oberbild mit dem Sämann an. Er entspricht exakt dem das Lehr- und Predigtamt versinnbildlichenden Emblem XXVI, das Christoph Murer entwarf und 1622 als Radierung im Emblembuch Hans Heinrich Rordorfs herausgegeben wurde (Vignau-Wilberg, 1982, S. 92–94, Abb. 78, 81).
Die beiden unbekannten Familienwappen neben dem Gemeindewappen lassen den Schluss zu, dass zwei bislang nicht identifizierte Gemeindevertreter an dieser Stiftung Tägerwilens von 1629 beteiligt waren. Das Wappen mit der Pflugschar entspricht demjenigen der Stolz von Mammern, dasjenige mit dem Rebmesser demjenigen der Reinli von Weinfelden (Rickenmann, 1940). Bislang konnten diese Namen aber mit keinen Gemeindevertreter von Tägerwilen verbunden werden.
Der Konstanzer Glasmaler Hieronymus Spengler signierte die Gemeindescheibe.

Im Jahr 1629 stiftete auch die Gemeinde Gottlieben eine Scheibe (verschollen, Foto Vitrocentre Romont). Diese ist mit einer Mittelsäule etwas anders komponiert. Da Gottlieben aber zur Pfarrei Tägerwilen gehörte (vgl. Abegg/Erni/Raimann, 2014, S. 324) und die Inschrift beider Scheiben sehr ähnlich ist, stammen die beiden Gemeindescheiben wahrscheinlich aus demselben Stiftungszusammenhang.

Die Scheibe wird genannt in:
Lehmann, 1903, S. 25.
Messikommer, 1904, Nr. 171.
Bornhauser, 1923, S. 42.
Früh, 1989, S. 103f.
Pötzsch, 1996, S. 260, Abb. S. 265.
Giger/König/Surber, 1999, S. 140–142, Abb. S. 140.
Abegg/Erni/Raimann, 2014, S. 386f., Abb. 483.

Datierung
1629
StifterIn

Tägerwilen, Gemeinde

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Vorbesitzer*in

Bis 1904 Sammlung Baron de Trétaigne, Paris · 1904–1955 Sammlung Bachmann, Schloss Frauenfeld

Inventarnummer
T 6471

Bibliografie und Quellen

Literatur

Abegg, R., Erni, P., Raimann, A. (2014). Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. VIII: Rund um Kreuzlingen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte.

Bornhauser, K. (1923). Thurgauische Gemeinde- und Herrschaftswappen. Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 37, Heft 1.

Früh, M. (1989), Führer durch das Historische Museum des Kantons Thurgau, Frauenfeld.

Giger, P., König, E., Surber, M. (1999). Tägerwilen. Ein Thurgauer Dorf im Wandel der Zeit. Tägerwilen: Gemeinde.

Lehmann, H., Zeller-Werdmüller, H. (1903). Katalog der Glasgemälde-Sammlung des Barons de Trétaigne in Paris. Zürich: Eidgenössische Landesmuseum-Kommission.

Messikommer, H. Zürich (1904). Auktion der Glasgemälde-Sammlung der Baronin de Trétaigne und von Glasgemälden aus der ehemaligen Vincent-Sammlung in Konstanz (Katalog zur Auktion in der Börse Zürich, 2. und 3. Mai 1904).

Pötzsch, R. (Hrsg., 1996). Die Apotheke. Historische Streiflichter. Basel: Editiones Roche.

Rickenmann, J. (1940). Thurgauer Wappenbuch. Genf: Roto–Sadag AG.

Vignau-Wilberg, T. (1982). Christoph Murer und die "XL. EMBLEMATA MISCELLA NOVA". Bern: Benteli Verlag.

Weiteres Bildmaterial

Schweizerisches Nationalmuseum Zürich, Foto 6165

Vorlage

Christoph Murer, "XL Emblemata miscella nova", Zürich 1622, Emblem XXVI

Bildinformationen

Name des Bildes
TG_Frauenfeld_HistMuseum_TG_273
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont
Aufnahmedatum
2019
Copyright
© Historisches Museum Thurgau
Eigentümer*in

Seit 1955 Historisches Museum Thurgau

Inventar

Referenznummer
TG_273
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler; Sarah Keller 2020