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BE_4890: Riss zu Willkommscheibe Johann Jakob Respinger und Ursula Wolleb
(BE_Bern_BHM_BE_4890)

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Titel

Riss zu Willkommscheibe Johann Jakob Respinger und Ursula Wolleb

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Datierung
Um 1590

Ikonografie

Beschreibung

Links steht der Stifter im Kettenhemd mit geschultertem Zweihänder und Sturmhaube auf dem Kopf. Er wird rechts von seiner Frau mit dem Willkommbecher begrüsst. Diese trägt an ihrem Gürtel einen Beutel und Essbesteck. Zwischen den beiden Figuren sind die zwei Allianzwappen Johann Jakob Respingers und Ursula Wollebs eingefügt. Das Ehepaar steht vor einer Balustrade, die eine Säulenkolonnade trägt. Das Oberbild darüber ist in zwei Teile getrennt. Links ist der Traum Jakobs (Gn 28,11–15) und rechts Jakobs Kampf mit dem Engel (Gn 32, 24–29) dargestellt. Die Ornamente der Architekturrahmen auf der rechten Blatthälfte wurden nicht ausgeführt, es sind lediglich die Umrisse festgehalten.
Unterhalb der Rahmenlinien sind die Figuren mit Namen beschriftet. Der Eigentumsvermerk Landos findet sich nur auf der Rückseite des Blattes.

Iconclass Code
41C322 · Krug, Becher, Pokal
42D3 · Ehe, verheiratetes Paar, Ehestand; Matrimonium
46A12 · Adel und Patriziat; Rittertum
71C3121 · Jakobs Traum: während er mit einem Stein als Kissen auf dem Erdboden schläft, sieht Jakob eine Leiter, die von der Erde zum Himmel reicht und auf der Engel herunter- und hinaufsteigen; meist befindet sich Gott auf der Spitze der Leiter
71C3222 · Jakob ringt mit dem Engel (oder einem Mann) bis zur Morgenröte; Jakobs Hüftgelenk wird dabei ausgerenkt
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Johann Jakob Respinger: [in Rot] zwei [goldene] abgekehrte Monde, beseitet von vier [goldenen] Sternen und Ursula Wolleb: drei Kleeblätter auf einem Dreiberg, überhöht von einem halben Mühlenrad

Inschrift

Am unteren Rand: "Jacob Respinger Ursula Wollebin". Auf der Inschriftenkartusche in Braun: "bb 20". Auf der Rückseite in Braun: "HRLando kaufdt vom Sallomon Käller den 5 Jullius des 1605 Jars" und "f CF 22".

Signatur

keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Wasserzeichen: Baselstab
Horizontal- und Vertikalknick; Randlinien; Leicht fleckig; 1982 restauriert

Technik

Feder in Grauschwarz; grau laviert

Entstehungsgeschichte

Forschung

Das Blatt hat Hasler einer Gruppe von Entwürfen für Allianzscheiben mit Stifterpaaren von Hans Jakob Plepp zugeordnet (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 114). Sie sind alle nach dem gleichen Schema entworfen und zeigen im Oberbild – anders als auf vorliegendem Riss – Szenen aus dem Familien- und Berufsleben des Stifters (vgl. BHM 20036.302, BE_4891 und BHM 20036.301, BE_4892), während hier Szenen aus dem Leben des Namenspatrons gewählt wurden.
Als Vorlage für den Kampf Jakobs mit dem Engel diente der Holzschnitt von Tobias Stimmer der 1576 in den "neue künstliche Figuren Biblischer Historien" erschien (Stimmer 1576, S. [40]). Die Szene links mit dem Traum Jakobs zeigt mehr Ähnlichkeit mit einem Holzschnitt Stimmers in den Historien und Büchern der alten Jüdischen Geschichte von Josephus Flavius (Flavius 1592, Fol. 15v).
Johann Jakob Respinger (1552–1596) war Würzkrämer und Handelsherr "zum Leymen" in Basel und seit 1557 Stadtschreiber der minderen Stadt. 1555 heiratete er Dorothea Lützelmann, die 1564 starb. In zweiter Ehe heiratete er Ursula Wolleb, die 1592 starb.
Auf der Rückseite schrieb Hans Rudolf Lando, dass er die Zeichnung bei Salomon Keller am 5. Juli 1605 kaufte. Bei dieser Gelegenheit erwarb Lando mindestens drei weitere Scheibenrisse bei Salmon Keller (Gartenmeister 2019, S. 56). Den Erwerbsort nennt Lando leider nicht. Hasler vermutete, dass es sich bei Keller um den aus Zürich stammenden Goldschmied handelt, der 1604 in Bern nachweisbar ist (Hasler 1996/1997, 1. Bd. S. 114). Allerdings wurde diesem das Bürgerrecht verwehrt, worauf er nach Thun weiterzog (Gartenmeister 2019, S. 58). Eher in Frage käme der Glasmaler Salomon II. Keller (1582–1642), der bis zu Beginn der 1620er Jahre in Zürich tätig war, bevor er sich dem Staatsdienst widmete (Meyer 1884, S. 241). Wie der Kaufvermerk im Buch von Jost Amann "Künstliche und Wohlgerisssene New Figuren" in der Münsterbibliothek Bern belegt, weilte Lando im März 1605 in Schaffhausen (Amann 1592, Gartenmeister 2019, S. 69). Es ist also denkbar, dass Lando bei seiner Rückreise nach Bern in Zürich Halt machte und dort den Riss beim dem in Zürich ansässigen Glasmaler Salomon II. Keller erwarb (1582–1642) (Gartenmeister 2019, S. 58).

Datierung
Um 1590
Zeitraum
1580 – 1600
StifterIn

Johann Jakob Respinger und Ursula Wolleb

Eigentümer*in

Schweizerische Eidgenossenschaft

Vorbesitzer*in

Bis 1605 Salomon Keller, Zürich; Ab 1605 Hans Rudolf Lando, Bern (1584–1646). Seit dem 19. Jh. in der Sammlung Johann Emanuel Wyss

Inventarnummer
BHM 20036.304

Bibliografie und Quellen

Literatur

Gartenmeister, M. (2019). "Erkauffdt durch mich HRLando", Der Glasmaler Hans Rudolf Lando als Sammler von Scheibenrissen. Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte, 76 (3), 51–74.

Hasler, R. (1996/1997). Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum. 2. Bde. Bern: Stämpfli und Cie AG (1. Bd. S. 114, Kat. Nr. 119).

Meyer, H. (1884). Die schweizerische Sitte der Fenster- und Wappenschenkungen vom 15. bis 17. Jahrhundert. Frauenfeld.

Stimmer, T. (1576). Neue Künstliche Figuren Biblischer Historien. Und zu Gotsförchtiger ergetzung andachtiger Hertzen mit artigen Reimen begriffen durch J. F. G. M. Zu Basel, bei Thoma Gwarin. Basel (Universitätsbibliothek Basel, BibG C 737), https://doi.org/10.3931/e-rara-431.

Amann, J. (1592). Künstliche Wolgerissene New Figuren Von Allerlai Jagt und Weidwerck, Frankfurt (Münsterbibliothek Bern MUE Kp VI 24:1).

Flavius, J. (1592). des ... jüdischen Geschichtschreibers, Historien und Bücher: von alten jüdischen Geschichten, zwentzig, sambt eynem von seinem Leben : vom jüdischen Krieg ... Strassburg: Riehel, https://doi.org/10.3931/e-rara-58399.

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_BE_4890
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto: Yvonne Hurni
Aufnahmedatum
2009
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch). Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern
Eigentümer*in

Schweizerische Eidgenossenschaft

Inventar

Referenznummer
BE_4890
Autor*in und Datum des Eintrags
Marion Gartenmeister 2019