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FR_379: Wappenscheibe Rudolf oder Niklaus Weck um 1650
(FR_Privatbesitz_FR_379)

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Titel

Wappenscheibe Rudolf oder Niklaus Weck um 1650

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Hermann, Jost · zugeschrieben
Datierung
Um 1650

Ikonografie

Beschreibung

Vor der mittleren Stichbogenöffnung einer dreiachsigen blau-gelben Architektur steht das Vollwappen des Stifters. Es wird von zwei weiblichen Tugendallegorien flankiert. Sie stehen über hohen puttenkopfverzierten Sockeln vor den seitlichen Ädikulen mit dem verkröpften, vor der grossen mittleren Arkade durchlaufenden Gebälk. Links hält die Gerechtigkeit (Justitia) in gelbem Gewand und blau-grünem Kleid Schwert und Waage; rechts schaut die Klugheit (Prudentia) in gelbem Gewand und violettem Kleid in den Spiegel, während sich um den linken Arm eine Schlange windet. Das Oberbild stellt die Belagerung einer von Wasser umspülten befestigten Stadt dar. Am Ufer sind hinter Faschinen die Kanonen aufgereiht. Bei einem Zelt wartet das mit Hellebarden gerüstete Heer auf das Angriffszeichen. Am Fuss steht in einer gelben blatt- und rollwerkverzierten Kartusche die Stifterinschrift.

Iconclass Code
11M41 · Klugheit, Prudentia (Ripa: Prudenza), als eine der vier Kardinaltugenden
11M44 · Gerechtigkeit, Justitia (Ripa: Giustitia divina), als eine der vier Kardinaltugenden
45K21 · Belagerung
46A122(WECK) · Wappenschild, heraldisches Symbol (WECK)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Weck: Fünfmal schräggeteilt von Gold und Schwarz, belegt mit einem sechsstrahligen goldenen Stern im rechten Obereck; Helm: silbern mit goldenen Spangen, Beschlägen und goldener Kette; Helmdecke: schwarz und golden; Helmzier: ein schwarzer goldhinterlegter Flug.

Inschrift

Stifterinschrift (ergänzt): H. Rudolf Weck. des Raths der Statt / Frÿburg, gewesener Hauptmann zu / Genua. Anno 1681.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zwei Notbleie, einzelne ältere geklebte und neuere Sprünge. Inschrift ergänzt.
Restaurierung: 1908: Inschrift ergänzt nach Angaben und Forschungsergebnissen von Max de Techtermann, als die Scheibe im Besitz des Landesmuseumsdirektors und Sammlers Heinrich Angst in Zürich war.

Technik

Farbloses Glas. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen, Eisenrot sowie blauen und violetten Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Die erst im 20. Jahrhundert zugefügte Stifterinschrift nennt Rudolf Weck als Stifter. Der Sohn des Niklaus Weck (1613–1692) und der Magdalena Brünisholz war 1677 Hauptmann in genuesischen Diensten. 1681 erwarb er sein Bürgerrecht, wohnhaft in der Reichengasse im Haus seines Vaters und Grossvaters (vgl. FR_376). Im gleichen Jahr diente er als Leutnant in französischen Diensten. 1683 wurde er für das Burgquartier in den Grossen Rat gewählt. 1693–1698 amtete er als Vogt von Romont, bevor er in Freiburg 1696 Mitglied des Rats der Sechzig wurde. Im März 1710 war er verstorben. Rudolf Weck war ein Bruder Maria Isabella Wecks (FR_262) und Maria Magdalena Wecks (FR_185). Er war aber auch Enkel Rudolf Wecks, der als Schultheiss von Freiburg mehrere Scheiben gestiftet hatte: zwei Glasgemälde von 1649 und 1654 befinden sich noch heute in Freiburg (FR_376 und FR_381), von einer weiteren aus dem Jahr 1654 hat sich die Inschrift als Fragment in Mailand erhalten (Boesch 1940. S. 217, Nr. 6).
Die vorliegende Scheibe besitzt ein Gegenstück (VMR_217_FR_320), das gleichzeitig in Zürich versteigert wurde. Die Inschriften beider Glasgemälde, deren Herkunft im Dunkeln liegt, wurden unter Beizug Max de Techtermanns ergänzt, der den Text verfasste, nachdem er Archivforschungen angestellt hatte (Archiv der Besitzerin und Archiv MAHF Abbé Ducret. Conversation avec Max de Techtermann le 26 février 1909). Dabei datierte er die Scheibe aber offenbar zu spät, denn sie ist aus stilistischen Gründen deutlich früher, um 1650–1660, anzusetzen. Sie dürfte somit eine Stiftung des Grossvaters Rudolf Weck oder des Vaters Niklaus Weck sein. Letzterer war 1643–1677 ebenfalls Hauptmann in genuesischen Diensten gewesen (HBLS VII, 1934. S. 444, Nr. 6; DHBS VII, 1933. S. 247, Nr. 6). Das Oberbild verweist möglicherweise auf den Hafen von Genua, wodurch zu beiden möglichen Stiftern ein besonderer Bezug hergestellt würde. Stilistisch vergleichbar ist das Glasgemälde beispielsweise mit der Scheibe für Simon Peter Meyer 1655 (FR_382) und mit der Scheibe für Hans Reynold 1645 in der Pérolles-Kapelle (FR_11). Die Inschrifttafel orientiert sich hingegen stilistisch an Glasgemälden aus der Hand Leontius Buchers (vgl. FR_173).

Datierung
Um 1650
Zeitraum
1640 – 1670
Eingangsdatum
1909
StifterIn

Weck, Rudolf († 1710) · bzw. Weck, Rudolf (um 1582–1655) · oder Weck, Niklaus († 1692)

Schenker*in / Verkäufer*in

Antiquar Rodolphe Grumser, Freiburg

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

Aus der Sammlung Dr. Heinrich Angst, Zürich. 1909 an der Auktion Heberle über Antiquar Rodolphe Grumser erworben.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Katalog der Sammlungen von Antiquitäten und Kunstgegenständen des Herrn Dr. H. Angst in Zürich, des Herrn A. Huber in Sihlbrugg (Zürich) und des verstorbenen Herrn A. Siegfried in Lausanne. Versteigerung in Zürich, den 16. Februar 1909. J. H. Heberle (H. Lempertz’ Söhne) G. m. b. H. in Köln. Köln 1909. S. 88, Nr. 719.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 379.

Vgl.

Amman, Généalogies (Staatsarchiv Freiburg) fol. 33 (Weck).

Amman, François-Nicolas. Extraits des Besatzungen 1448–1840 (Staatsarchiv Freiburg Rg 1). S. 75, 177, 363.

Amman-de Weck, Alfred d’. Tableau Généalogique de la famille de Weck établi principalement d’après les documents de cette famille par Alfred d’Amman de Weck et arrêtée au 31 décembre 1875. s. l. s. d [1875]. Nr. 14 (Rudolf I. Weck) und Nr. 28 (Rudolf II. Weck).

Weitzel, Alfred. Répertoire général des familles dont les membres ont occupé les fonctions baillivales. In: Archives de la Société d’Histoire du Canton de Fribourg 10, 1915. S. 497, 560.

Dictionnaire historique et biographique de la Suisse (DHBS) VII, 1933. S. 247–248, Nr. 9.

Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz (HBLS) VII, 1934. S. 444, Nr. 9.

Boesch, Paul. Schweizerische Glasgemälde im Ausland. I. Sammlung im Schloss zu Heidelberg. II. Sammlung im Castello Sforzesco in Mailand. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 2, 1940. S. 215–218.

Weck, Hélène-Alix de. Généalogie de la famille de Weck. [Lausanne] 1984. Pl. 4 (Rudolf I. Weck) und pl. 6 (Rudolf II. Weck).

Foerster, Hubert. Liste alphabétique et chronologique des avoyers, baillis, bannerets, bourgmestres, conseillers, membres des 60 et des 200, péagers de la Singine, secrétaires du Conseil et trésoriers 1399–1798. Fribourg 2008. (Staatsarchiv Freiburg Rg 3). S. 205–206.

Archiv Museum für Kunst und Geschichte Freiburg (MAHF).

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Privatbesitz_FR_379
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
FR_379
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Rudolf oder Niklaus Weck um 1650