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FR_359: Wappenscheibe Hans Lütpold von Egeri 1601
(FR_Privatbesitz_FR_359)

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Titel

Wappenscheibe Hans Lütpold von Egeri 1601

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Herstellungsort
Datierung
1601

Ikonografie

Beschreibung

Vor einer roten Arkade schwebt das Vollwappen des Stifters über grünem Fliesenboden. In den seitlichen Architekturöffnungen stehen zwei weibliche Tugendallegorien: links der Glaube (Fides) in blauem Rock und gelbem Wams, den Kelch mit der Hostie in der Linken haltend, rechts die Barmherzigkeit (Caritas) mit dem Kind, das sich an ihre Beine schmiegt. In den Zwickeln des Bogens ist übergreifend die Verkündigung an Maria dargestellt. Links eilt der Engel Gabriel mit der frohen Botschaft zur rechts am Betpult knienden Maria. Im Fussteil wird die Rollwerktafel mit der Stifterinschrift von zwei Podesten gerahmt, aus deren Rundöffnungen zwei Frauenköpfe herausschauen.

Iconclass Code
11MM31 · Glaube, Fides (Ripa: Fede, Fede catholica, Fede christiana, Fede christiana catholica), als eine der drei theologischen Tugenden - MM - die triumphierenden Tugenden
11MM33 · (Nächsten)liebe, Caritas (Ripa: Carità) als eine der drei theologischen Tugenden - MM - die triumphierenden Tugenden
46A122(EGERI) · Wappenschild, heraldisches Symbol (EGERI)
73A52 · die Verkündigung: Maria, die meistens liest, wird vom Engel Gabriel besucht (manchmal belauscht eine Frau die Unterhaltung)
Iconclass Stichworte
Heraldik

Wappen Egeri: In Silber eine rechte blaue Seitenspitze, belegt mit drei sechsstrahligen Sternen in verwechselten Farben; Helm: blau mit goldener Kette; Helmdecke: blau und silbern; Helmzier: über silberner Kugel ein doppelter blauer und silberner Pfauenbusch.

Inschrift

Stifterinschrift: H. Hans Lüpoldt / von Ägerÿ. Der Zÿtt / Schulthes der stat / Baden zu Ergöw. 160.1.
Bildinschriften: Unter der Tugend links: (FI)DES (das D spiegelverkehrt); rechts: CHARITAS.

Signatur

Keine

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Erhaltung: Zahlreiche Sprünge und Notbleie. Ein Flickstück (Kopf der Caritas), eine Ergänzung im Podest links. Ein Scherben 2008 ergänzt. Schwarzlot v. a. im Wappen stark berieben.
Restaurierung: 2008: Pascal Moret, Cugy: Das stark eingedrückte Glasgemälde wieder gerichtet, Sprünge geklebt, ein Scherben ergänzt, gereinigt.

Technik

Farbloses, rotbraunes, grünes und blaues Glas. Rotes Überfangglas mit rückseitigem Ausschliff. Bemalung mit Schwarzlot und Silbergelb in verschiedenen Farbstufen sowie blauen Schmelzfarben.

Entstehungsgeschichte

Forschung

Hans Lütpold von Egeri stammte aus einer Badener Familie, die auch mehrere Glaser, Glasmaler, Maler und Goldschmiede hervorbrachte. Der Sohn des Goldschmieds Heinrich († 1589) durchlief eine erfolgreiche politische Karriere. 1554 sass er im Rat der Sechzig, 1567 im Rat der Vierzig sowie 1568, 1574 und 1578 im Gericht von Baden. Er kam 1589 in den Kleinen Rat und stieg 1600 schliesslich zum Schultheissen auf. Hans Lütpold war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Veronika Bodmer, in zweiter mit Margaretha Herrman. Er starb am 5.3.1602.
Sein Vetter Hans Kaspar von Egeri war Glaser in Baden. Es ist jedoch nicht belegt, dass er auch Glasgemälde schuf und somit als Meister der vorliegenden Scheibe in Frage käme. In Baden sind als Glasmaler namentlich Meister Balthasar Widersatz und Jörg Elsässer fassbar. Ersterer arbeitete seit 1555 in Baden. 1585 schuf er für sich und seine Frau eine Allianzscheibe, die im Badener Landvogteischloss aufbewahrt wird. 1570 lieferte er Felix Plattner in Basel ein Glasgemälde mit dem Wappen des Fürsten von Württemberg (Hasler 2002/II. S. 27, Anm. 56; Landolt-Wegener 1977. S. 121). Jörg Elsässer war 1593 für das Kloster Wettingen tätig. Im Kloster Wettingen finden sich tatsächlich auch stilistisch verwandte, allerdings jünger datierte Glasgemälde. Es handelt sich um einzelne Scheiben einer Serie, welche Vertreter des Badener Stadtrates 1616 in einen Konventraum des Zisterzienserklosters gestiftet hatten. Von den bisher acht nachgewiesenen Scheiben mit der Leidensgeschichte Christi verblieben drei an Ort (vgl. Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 359.1), fünf gelangten ins Museum of Art nach Philadephia (Pennsylvania), wo sie fotografiert, aber später wieder verkauft wurden. Von diesen fünf Scheiben sind zwei verschollen, eine gelangte ins Schweizerische Nationalmuseum Zürich (Inv.-Nr. LM 72589) und eine andere zurück nach Wettingen, schliesslich konnte noch der Kanton Aargau die letzte 2007 zurückkaufen (Aus dem Handel Fritz M. Kummer, Bonstetten. Zuvor Aargauer Sammlung. Die Stiftung des Schultheissen Dietrich Falcks stellt die Auferstehung Christi dar; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 359.2). Die im Empfangsraum des Rektorats in Wettingen vereinten Bildscheiben werden einem unbekannten Badener Atelier zugeschrieben (Hoegger 2002. S. 416–421). Das vorliegende Glasgemälde stützt die Annahme einer Herkunft dieser Scheiben aus Baden: Wenn auch zeitliche Unterschiede die Stiftung Ägeris von den Wettinger Werken trennt, so lassen die schlanken spitzförmigen Figuren und der Schriftcharakter doch die gleiche Glasmalerhand erkennen. Ob sie mit Jörg Elsässer oder einem anderen Badener Glasmaler zu identifizieren ist, muss allerdings offenbleiben.

Datierung
1601
Eingangsdatum
Unbekannt
StifterIn

Egeri, Hans Lütpold von († 1602)

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Privatbesitz

Vorbesitzer*in

Aus der Sammlung F. E. Sidney, London. Am 9.12.1937 von E. Rothenhäusler, Mels, und Theodor Fischer, Luzern, bei Christies in London ersteigert und weiterverkauft. 1947 im Luzerner Kunsthandel.

Bibliografie und Quellen

Literatur

Boesch, Paul. Schweizerische Glasgemälde im Ausland. Englische Sammlungen. In: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde NF 38, 1936. S. 44, Nr. 40.

Kunstauktion in Luzern. Mobiliar aus Genfer und Luzerner Privatbesitz. Nachlass des Baron Hans Reitzes aus Marienwert, Wien. Porzellansammlung eines Auslandschweizers. Gemälde: Sammlung der Frau Geheimrat B und aus ausländischem Adelsbesitz. (Auktionskatalog Galerie Fischer, Luzern. 7.–10. Mai 1947) Luzern 1947. S. 30, Nr. 372.

Grosse Kunstauktion in Luzern. Succession du Chevalier H. de Stuers. Nachlass T. von Riedemann und R. Leitner. Sammlung Miss A. R. de Wassermann und Mr. R. W., New York. Tafelsilber aus dem Sächsischen Königshaus. Gemälde alter und neuer Meister. (Auktionskatalog Galerie Fischer, Luzern. 21.–25. Oktober 1947) Luzern 1947. S. 47, Nr. 635.

Bergmann, Uta. Die Freiburger Glasmalerei des 16.–18. Jahrhunderts / Le vitrail fribourgeois du XVIe au XVIIIe siècle (Corpus vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit, Bd. 6 / époque moderne vol. 6). 2 Bde / vol. Bern et al. 2014. Bd. 2. Kat.-Nr. 359.

Vgl.

Merz, Walther. Wappenbuch der Stadt Baden und Burgerbuch. Aarau 1920. S. 6–8, Stammtafel 1.

Landolt-Wegener, Elisabeth. Die Fenster- und Wappenschenkungen des Standes Basel, 1556–1626. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 34, 1977. S. 113–136.

Hasler, Rolf. Glasmalerei im Kanton Aargau. Kirchen und Rathäuser. (Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit Bd. 3) Aarau 2002.

Hoegger, Peter. Glasmalerei im Kanton Aargau. Kloster Wettingen. (Corpus Vitrearum Schweiz, Reihe Neuzeit Bd. 1). Aarau 2002. S. 416–421.

Bildinformationen

Name des Bildes
FR_Privatbesitz_FR_359
Fotonachweise
© Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann)
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Rechteinhaber
Eigentümer*in

Privatbesitz

Inventar

Referenznummer
FR_359
Autor*in und Datum des Eintrags
Uta Bergmann 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema von Wappenscheibe Hans Lütpold von Egeri 1601