Forschung
Das Monogramm GM am Fuss des Blattes findet sich auf verschiedenen Scheibenrissen der Sammlung Wyss wieder, wo es zumeist als Besitzervermerk angebracht und mit einer Sammlungsnummer versehen wurde (Inv.-Nr. 20036.642. Hasler 1996/1997. Bd. II. S. 58, Nr. 423). Es ist manchmal auch als CM lesbar. Die Risse selbst stammen aus unterschiedlichen Ateliers. Darunter finden sich Blätter eines Baslers und mehrerer Berner Glasmaler wie Thomas Vischer, Samson Stark (?) und Hans Ganting d. J. (Hasler 1996/1997. Bd. I. Nr. 142; Bd. II. Nr. 423–425 und Nr. 430). Der Numerierung ist zu entnehmen, dass der unbekannte Glasmaler 1628 schon 84 Scheibenrisse sein eigen nennen konnte und 1631 bereits 284 Zeichnungen besass. Dieser Scheibenriss besitzt die Sammlungsnummer 207, die mit dem Datum 1630 zwischen den obenerwähnten Numerierungen liegt. Die verwendete Tinte des Monogramms scheint jedoch den schwarzen Federzeichnungen des Risses zu entsprechen. Man wird sich daher fragen dürfen, ob es sich hier tatsächlich nur um einen Besitzervermerk oder doch auch um eine Künstlersignatur handelt. Der Monogrammist GM/CM gilt auch als Zeichner eines Scheibenrisses für das Wappen Diesbach 1630–1635 in der Sammlung Wyss des Bernischen Historischen Museums (Hasler 1996/1997. Bd. II. Nr. 426, dort auch der Vergleich mit einem GM/CM monogrammierten Nachriss mit dem Wappen Hans Heinrich Lochmann im Schweizerischen Nationalmuseum Zürich LM 25649, Abb. 426.1; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 111.1). Stilistisch weicht dieser Riss für die Familie Diesbach zwar von der Freiburger Zeichnung ab, die sich durch die grossen Augen, die markante Oberlippe und übergrossen Arme und Hände der Engel auszeichnet, doch liessen sich diese Unterschiede durch den Charakter einer älteren Vorlage für den Berner Riss erklären.
Das Monogramm entzieht sich leider einer sicheren Identifizierung. Auffallend ist die Häufigkeit, mit der es auf Berner Scheibenrissen auftritt, auch auf solchen, die eine französischsprachige Inschrift tragen. Der Monogrammist war offenbar selbst Glasmaler, da er 1633 einen Scheibenriss (Samson Starks?) für Franz von Affry mit einer französischsprachigen Inschrift versah und nach diesem eine Scheibe ausführte (Bern, BHM Slg Wyss Inv.-Nr. 20036.442. Hasler 1996/1997. Bd. II. Nr. 425; Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 111.2). Ein weiterer Scheibenriss für Anton von Erlach, der zunächst mit Maria Margaretha von Diesbach und später mit Elisabeth von Affry verheiratet war, gehörte wahrscheinlich zu einer gemeinsamen Scheibenstiftung (Bergmann 2014. Bd. 2. Abb. 68.1). Auch dieser Riss, der sich 1632 ebenfalls im Besitz des Monogrammisten GM befand, ist mit einer französischsprachigen Stifterinschrift versehen (Bern, BHM Slg Wyss Inv.-Nr. 20036.658. Hasler 1996/1997. Bd. II. Nr. 424).
Möglicherweise war der unbekannte Glasmaler GM/CM folglich ein Berner Glasmaler oder vielleicht gar ein Westschweizer Glasmaler, der viel für das bernische Waadtland tätig war. Der Riss zu einer Murtner Stadtscheibe könnte ebenfalls sowohl auf eine bernische wie westschweizerische Herkunft des Reissers und Glasmalers hinweisen (Biel, Neuenburg). Die Komposition des Risses mit den beiden grossfigurigen Engeln über dem Fliesenboden, mit der quasi fehlenden Rahmenarchitektur und dem abschliessenden Rollwerkbogen schliesst sich am ehesten an die Scheibenrisse des Berner Glasmalers Hans Ganting d. J. an, die er um 1630 und 1634 für die Stadt und Vogtei Murten herstellte (vgl. FR_112. Dieser Riss trägt ebenfalls das Besitzermonogramm GM).
Datierung
Um oder vor 1630
Zeitraum
1620 – 1635
Eingangsdatum
Unbekannt
StifterIn
Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Inventarnummer
MAHF 2013-901