Forschung
Das Hinterglasgemälde bildet mit jenem, welches die Opferung Isaaks durch Abraham zeigt (Vitrocentre Romont, Inv.-Nr. RY 682), ein Pendant-Paar. Die Zuweisung an die Tiroler Malschule erscheint durch zahlreich erhaltene Vergleichsbilder gesichert. Die Konturenmalerei, die Art der sich dunkel abhebenden Grasblätter, die Farbpalette mit dem Dreiklang Hellblau, Rot und charakteristischem Grün lassen kaum Zweifel an der Herkunft dieser beiden Hinterglasmalereien zu (zu den besonderen Merkmalen der Tiroler Hinterglasbilder s. Steiner 2009, S. 46–49). Frieder Ryser hat 1994 anhand einer Unterlage-Makulatur, stilistischer und maltechnischer Überlegungen sowie lokalgeschichtlicher Hinweise von Ferdinand Fuchs eine präzisere Einordnung dieser Art Bilder nach Lechaschau (nahe Reutte) ins Ausserfern versucht und anhand der mit Stahlfeder beschriebenen Unterlage eine späte Datierung um 1850 vorgeschlagen, doch verrät die Malerei stilistisch keine archaisierende Unsicherheiten.
Ein in Format und Stil fast identisches Bild, das ebenfalls dem Tirol/Südtirol zugewiesen wird, befindet sich in der Sammlung Steiner (s. Steiner 2012, S. 200/201).
Die Hinterglasgemälde gehen seitenverkehrt auf den Stich Degmairs zurück, welcher unten bezeichnet ist: C. P. S. C. Mai. – I. W. Baumgartner inv. et del. – Phil. Andr. Degmair sculps.
In der Mitte befindet sich die Bildunterschrift: Sacrificium Abrahami / Abrahams Opfer. Links und rechts die lateinischen und deutschen Verse:
Firmato, Numen quod sanxit, foedere pacis
Fida Dei servi mens pia sacra facit:
Confirmatu fides animum sic reddit alacrem
Amplius et dubiis fluctuat ille nihil.
Da Gott den Gnaden Bund mit Abraham gemacht,
Hat ihm der treue Knecht ein Opffer dargebracht,
Das seinen Glauben stärckt, u. seinen Geist vergnügte,
Und allen Zweifels Kampf zu seinem Trost besiegte.
Darstellungen des Jahwe-Bundes mit dem Ahnvater Abraham sind zwar seltener als die Szene, in der Abraham seinen Sohn Isaak opfern soll. In Privatbesitz finden sich aber z. B. zwei Werke der Hinterglasmalerei aus dem Tirol, welche ebenfalls den Bund Gottes mit Abraham belegen (nach gleicher Vorlage? Privatbesitz Schweiz und Deutschland; unpubliziert). In der Sammlung R.+F. Ryser des Vitrocentre Romont haben sich glücklicherweise beide Pendantbilder erhalten.
Die Ikonographie Abrahams wird allgemein in einem politisch-soziologischen Umfeld bevorzugt, in dem Opferbereitschaft bei gleichzeitigem Sendungsbewusstsein und Zusicherung von Allianzen eine Rolle spielen. Die beiden Pendantbilder müssen nicht in einem öffentlichen Gebäude (z. B. Rathaus) ihren Platz gefunden haben, sie dürften bei ihrem bescheidenen Format viel eher im privaten Wohnbereich eines Bürgers mit politischen Ämtern als mahnender Wandschmuck gedient haben.
Datierung
Um 1780
Zeitraum
1760 – 1790
Eingangsdatum
2000
Schenker*in / Verkäufer*in
Herstellungsort
Eigentümer*in
Vorbesitzer*in
Inventarnummer
RY 683