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BE_6422: Gemeindescheibe Oberhofen und Hilterfingen
(BE_Bern_BHM_5026)

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Titel

Gemeindescheibe Oberhofen und Hilterfingen

Art des Objekts
Künstler*in / Hersteller*in
Zwirn, Matthias · signiert
Datierung
1681
Masse
42. x 33. cm im Licht

Ikonografie

Beschreibung

Am Scheibenfuss befinden sich zu beiden Seiten der Tafel mit den Gemeindenamen die Wappenschilde von Oberhofen und Hilterfingen. Darüber stehen vor einer Balustrade auf dem braun und hellbraun gefliesten Podiumsboden ein Lanzenträger und Büchsenschütze. Die zwei schwertbewaffneten Schildbegleiter tragen einen schwarzen Federhut, rote Pluderhosen mit blauen Streifen, blaue Strümpfe, ein Lederwams sowie ein violettes bzw. blaues Hemd. Vor gelbem Grund erhebt sich hinter ihnen auf kannelierten violetten Säulen ein doppelter roter Flachbogen. Das Oberbild schildert die Ernte und das Keltern der Trauben, d. h. einen damals wichtigen Erwerbszweig der Einwohnerschaft Oberhofens und Hilterfingens.

Iconclass Code
45C14(PIKE) · Streitwaffen (zum Schlagen, Stechen, Stoßen): Pike, Langspieß
45C16(RIFLE) · Schußwaffen: Gewehr
46A122 · Wappenschild, heraldisches Symbol
47I423 · Weinlese, Weinernte
Iconclass Stichworte
Ernte · Gewehr · Pike · Spiess · Weinernte · Weintraube
Heraldik

Wappen Oberhofen, Hilterfingen

Inschrift

[Ein Ehrsamme Gemeindt / vnd Kilchörÿ Oberhoffen vnd / Hilderfingen: ANO. 16.81: / M] (die ergänzte Inschrift eingeklammert).

Signatur

M

Technik / Zustand

Erhaltungszustand und Restaurierungen

Mehrere neue Ergänzungen; Sprungbleie; die Verbleiung erneuert.

Restaurierungen
1903: Laut dem damaligen Jahresbericht des Bernischen Historischen Museums überliess die Kirchgemeinde Steffisburg in diesem die vier defektesten Scheiben von 1681 aus ihrer Kirche dem Museum in Bern, darunter die vorliegende. Dasselbe verpflichtete sich im Gegenzug, die Restaurierungskosten dafür zu übernehmen. Zur Restaurierung von zwei dieser vier Scheiben lieferte Rudolf Münger die Entwürfe zu den dafür notwendigen Ergänzungen (die betreffenden Entwürfe befinden sich im BHM: Inv. 21546, 21547). Die Reparatur selbst wurde offenbar durch Gustav Robert Giesbrecht ausgeführt (Würsten 1979, S. 109, 125).

Technik

Farbloses Glas; Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer und violetter Schmelzfarbe.

Entstehungsgeschichte

Forschung

1681 stifteten die Kirchgemeinden Oberhofen und Hilterfingen zwei Scheiben in die Kirche Steffisburg. Von diesen befindet sich die eine noch heute in der Kirche, die andere gelangte 1903 geschenkweise ins Bernische Historische Museum (BHM Bern, Inv. 5026). Beide sind identisch gestaltet und bilden zusammen eine Doppelstiftung, so wie es für diese beiden Orte auch 1671 im Falle der Kirche Ringgenberg nachgewiesen ist (auch hier hat sich die eine Scheibe in der Kirche, die andere im BHM Bern [Inv. 6893] erhalten). Die 1671 bzw. 1681 in der Berner Werkstatt Zwirns in Auftrag gegebenen Doppelstiftungen sind auch weitgehend identisch gestaltet. Weshalb die beiden Orte solche Doppelstiftungen machten, bleibt zu klären. Seit 1652 gehörte Hilterfingen zur damals von Bern neu eingerichteten Vogtei Oberhofen. Oberhofen andererseits zählte zur Kirchgemeinde Hilterfingen mit der auf Oberhofer Gemeindegebiet gelegenen Pfarrkirche St. Andreas. Die beiden Orte waren also aufs Engste miteinander verbunden. Man kann sich fragen, ob sie mit ihren Doppelstiftungen eine gewisse Eigenständigkeit zu markieren versuchten oder sich einfach aus Symmetriegründen dazu veranlasst sahen, jeweils zwei Glasgemälde zu stiften.
Dem gleichen Kompositionsschema folgen auch die Glasgemälde der beiden Gemeinden in der Kirche Beatenberg von 1673, in der Kirche Leissigen von 1675, im Bernischen Historischen Museum von 1678 (BHM Bern, Inv. 22220; aus der Kirche Sigriswil?) und diejenige von 1678, welche verschollen ist (ehemals Sammlung Pourtalès, aus Schloss Mauensee; Kat. Fischer 1932, Nr. 790; Wegeli 1932, S. 98f.).

Der Weinbau, in den Wappen angesprochen, ist auch das Thema der Oberbilder. Während Jahrhunderten wurden am Thunersee Reben gepflanzt und Wein gekeltert, denn im Mittelalter herrschte dort ein sehr mildes Klima. Der Weinanbau wurde später jedoch durch Klimaveränderungen, Rebkrankheiten, Weinsteuern und Konkurrenzdruck der Westschweiz stark beeinträchtigt und 1910 vollständig aufgegeben, jedoch im 20. Jahrhundert wieder aufgenommen(Ganz 2002).

Die noch in der Kirche Steffisburg verbliebene Gemeindescheibe ist durch das Monogramm MZ für den Berner Glasmaler Matthias Zwirn gesichert. Ihr Gegenstück im Bernischen Historischen Museum ist nur mit der Initiale M signiert. Da es sich bei diesem Stück aber um eine Ergänzung handelt, lässt sich vermuten, dass ursprünglich dasselbe Monogramm MZ zu lesen war.
Bis 1903 befand sich die vorliegende Scheibe im Schiff der Kirche Steffisburg. Franz Thormann und Wolfgang Friedrich von Mülinen sahen 1896 im zweiten Fenster rechts im Schiff "zwei unkenntliche Gemeinde-Scheiben mit je zwei Kriegern in Pluderhosen". Dabei handelte es sich entweder um die vorliegende Gemeindescheibe oder um die Scheibe des Gerichts Steffisburg.

Datierung
1681
StifterIn

Oberhofen, Hilterfingen, Gemeinde

Ursprünglicher Standort
Herstellungsort
Eigentümer*in

Seit 1903 Bernisches Historisches Museum

Vorbesitzer*in

Bis 1903 Kirche Steffisburg. – Bis 2016 Schloss Oberhofen (Besitz BHM Bern)

Inventarnummer
BHM 5026

Bibliografie und Quellen

Literatur

Carl Friedrich Ludwig Lohner, Die reformierten Kirchen und ihre Vorsteher im eidgenössischen Freistaate Bern, nebst den vormaligen Klöstern, Thun, o. J. [1864–67], S. 302.

Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern deutschen Theils, Erstes Heft. Oberland und Emmenthal, Bern 1879, S. 56.

Franz Thormann/Wolfgang Friedrich von Mülinen, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen, Bern o. J. [1896], S. 47, 88, Nr. 3 bzw. 4.

Jahresbericht des Historischen Museums in Bern pro 1903, Bern 1904, S. 13f., 50.

Franz Thormann, Die Glasgemälde im Historischen Museum Bern, Separatdruck aus den Blättern für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, Bern 1909, S. 9.

Rudolf Wegeli, Sammlungsbericht, in: Jahrbuch des Bernischen Historischen Museums, Jg. 12, 1932, S. 98f.

Hans Zeller, Steffisburg. Bilder aus der Geschichte von Dorf und Landschaft, Thun 1967, S. 53.

Hans Peter Würsten, St. Stephanskirche Steffisburg. Eine bau- und kunstgeschichtliche Untersuchung, Steffisburg 1979, S. 109, 123 (Abb.) (unpubliziertes Typoskript, Vitrocentre Romont).

Christian Schiffmann, Dorf und Landschaft Steffisburg im Laufe der Jahrhunderte, Steffisburg 1983 (Nachdruck der Ausg. von 1916), S. 203f.

Peter Eggenberger/Susi Ulrich-Bochsler, Steffisburg. Reformierte Pfarrkirche, Bern 1994, S. 16, 76.

Uta Bergmann, Die Freiburger Glasmalerei des 16. bis 18. Jahrhunderts, Bern etc. 2014, Bd. 2, S. 630 (Matthias Zwirn).

Vgl.

Th. Fischer Zürich, Auktionskatalog 26.–28. Mai 1932.

Robert Ganz, Hilterfingen und Hünibach. Eine Gegenwart – zwei Vergangenheiten. Berner Heimatbücher 144, Bern 2002.

Weiteres Bildmaterial

Denkmalpflege Kt. Bern, Neg. Hesse B 1206; SNM Zürich, Neg. 13320 (Matthias Zwirn)

Bildinformationen

Name des Bildes
BE_Bern_BHM_5026
Fotonachweise
© Bernisches Historisches Museum, Bern.
Aufnahmedatum
2013
Copyright
© Bernisches Historisches Museum, Bern (www.bhm.ch)
Eigentümer*in

Seit 1903 Bernisches Historisches Museum

Inventar

Referenznummer
BE_6422
Autor*in und Datum des Eintrags
Rolf Hasler 2016; Sarah Keller 2016

Weiteres Bildmaterial und verwandte Objekte

Zusätzliches Bildmaterial
Schema